Studentenalltag

Mr Perfect – The End

Typ im Bett - Mr. Perfekt / Mr Perfect / Gefühl / Affäre / zusammen duschen / Kontaktabbruch / betrügen / Selbstbeherrschung / Schluss / Freundin
Geschrieben von payday

Der Höhepunkt der Artikelreihe Mr Perfect. Das letzte Kapitel und der endgültige Ausgang.
Wer es bis jetzt verpasst hat: Von Anfang an lesen.

Oh, geliebtes Bonn. Nach einer Horror-Fahrt von zwölf Stunden habe ich es geschafft und war endlich wieder zuhause. Es ist jedes Mal so, als wäre ich nie weg gewesen…

Donnerstag Abend, ich war mit meinen allerliebsten Freundinnen feiern. Das hatten wir bereits ewig geplant und ich freute mich wahnsinnig drauf. Und es war so schön wie lang nicht mehr.
Nach Zwölf bekam ich eine Nachricht von Mr Perfect: „Bitte komm zu mir!“ Er wünschte sich, dass ich mit ihm einschlafe und aufwache. Mmmh, sollte ich? Die Party war so gut und wir hatten richtig viel Spaß. Mein Schwips übertünchte meinen klaren Menschenverstand. Dazu gesellten sich meine Hormone und ich entschloss zu fahren…
Meine Freundinnen waren alles andere als begeistert. Für einen Mann seine Freundinnen auf der Party stehen lassen, gerade wenn man sich nur einmal im Monat sieht, ist echt eine beschissene Nummer. Dafür entschuldige ich mich hiermit bei meinen Ladies! Ich lieb euch! „Lass es dir richtig besorgen!“, lautete ihre Verabschiedung. Jetzt wisst ihr, wieso ich diese Verrückten so liebe.

Also stöckelte ich zum Taxi und war mega nervös.

Mr Perfect wartete an der Türe in Schlafshirt und Boxer. Dieses Bild kenne ich nur zu genau, ich liebte es. Denn darauf folgten stets tolle Momente. Ich betrat seine neue Wohnung, in die er einst gemeinsam mit seiner Ex-Freundin einzog. Mir wurde irgendwie schlecht. Ich war wohl nicht betrunken genug, um diese Tatsache einfach ignorieren zu können. Ich verschwand erstmal im Bad und versuchte nach der durchtanzten Nacht zu retten, was noch zu retten war. Damit meine ich Haare und Visage. Ach, scheiß drauf, sagte ich mir und stapfte ins Schlafzimmer. Ich bat Mr Perfect um ein Schlafshirt. Es duftete nach Waschpulver. Ich zog es schnell über, legte mich ins Bett und schaltete das Licht aus. Behutsam kuschelte ich mich in seinen Arm. Irgendwas war anders. Er duftete nicht wie sonst… Seine Küsse schmeckten nicht. Alles war fremd. Als sei die Magie plötzlich verschwunden.

Was ist passiert?

Wir schliefen miteinander. Angetrunken bin ich hemmungsloser. Aber irgendwie war es insgesamt lahm. Wo einst Funken sprühten, dominierte Langeweile. Alles fühlte sich an wie Routine. Und es war das erste Mal, dass ich ihm einen Orgasmus vortäuschen musste. Dabei hätte ich gedacht, dass es A) nie vorkommen müsste und B), dass er den Unterschied spüren würde. Hat er aber nicht. And the Oscar goes to… Ne, mal im Ernst. Alles war so fremd und kam einem billigen One-Night-Stand gleich anstatt Sex mit meiner Liebe. Habe ich mich geirrt? War ich mir doch so sicher… Mr Perfect schlief ein. Auf der anderen Seite des Bettes. Hätte ich noch  Geld für ein Taxi über gehabt, wäre ich klammheimlich abgehauen.

Lauter Lärm aus vorbeifahrenden Autos und Regenschauern machten es mir unmöglich ein Auge zu zumachen. Ausserdem schnarchte Mr Perfect gewaltig. Seit wann tut er das? Hat er vorher nie. So verbrachte ich die Nacht in einer Art Dämmerschlaf…Vielleicht waren es aber auch die Geister meiner Gedanken, die in meinem Kopf kreisten, die mich nicht ruhig schlafen ließen. Neben ihm schlief ich sonst immer so gut. Endlich: Morgen.
Er rührte mich nicht an. Wir hatten kein Kondom mehr für eine zweite Runde. Dennoch war es komisch, kühl, distanziert. „Du kannst ruhig weiter schlafen“, sagte er, als er sich anzog. Ne ne, ich musste da weg. Er fuhr zur Arbeit. Ich sammelte mein Zeug zusammen. Es schüttete wie aus Eimern. Und ich hatte nur meine Party-Klamotten und meine High-Heels.

Scheiße eh!!!

Ich öffnete die Türe und fragte mich, wie ich die löchrige Eisentreppe bei Nässe mit Stöckelschuhen bewältigen sollte. Aber dann hörte ich Stimmen. Fuck! Sein Onkel wohnt unter ihm. Großartig! Naja, ich musste da weg, Türe war schon zu. Verfickte Scheisse aber auch! In gefühlter Zeitlupe stieg ich die Todes-Treppe runter. Unten angekommen, das nächste Hindernis. Der Stein-Boden. Während ich kurz überlegte, sah ich mich um. Und genau hinter mir saßen Onkel und Tante, die mich anstarrten. „Äh, ehm, Morgen?!“, säuselte ich mit einem Lächeln und stapfte über das Gras Richtung Tor. Ich versank wortwörtlich im Erdboden. Durch die Büsche bohrten sich ihre Blicke zu mir. Ich wartete im Regen aufs Taxi (Geld gab er mir). Wie ne billige Nutte stand ich da. Je, genau so möchte ein Mädchen die Familie kennenlernen. Richtig geil!

Der Taxifahrer war endlich da. Er erzählte mir von seiner Tochter. Auch eine Karrierefrau wie ich, mein Alter. „Ich wünsche mir Enkelkinder!“, sagte er verzweifelt. Ich bin auch glücklich verheiratet mit meinem Job. Lady Gaga sagte einst: „Dein Job liegt nicht eines Morgens neben dir und sagt dir, dass er dich nicht mehr liebt!“
Und verdammte Scheisse, sie hat Recht! Ich hatte nicht mehr viel Zeit, mich mit den Worten des Taxifahrers zu befassen. Denn endlich bei meinen Eltern angekommen, musste ich mich schnell fertig machen. Wir waren auf einer Hochzeit eingeladen.

Als ich da in der Kirche stand und zusah. wie zwei verliebte Menschen sich das Ja-Wort gaben, konnte ich meine Tränen nicht bei mir halten. Selbstverständlich vor Rührung und auch weil ich nach dieser Nacht wusste, dass es vorbei war mit mir und Mr Perfect…

So Hochzeiten sind schon was Feines!

Trinken, Essen und Lästern über verhasste Familienmitglieder, die einfach schrecklich aussehen in ihren billigen Kleidern! Ich war leicht angesäuselt und schrieb zwischen den Gängen mit Mr Perfect. Tolles Benehmen habe ich was? Ich erinnere mich nicht mehr, wie wir darauf kamen. Aber es ging ums zusammen sein. „Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, das weisst du! Bei mir ist da nicht mehr!“ Wie? Und wieso wolltest du es von mir hören? Wieso hast du bei allem mitgemacht? Das tut niemand, der nicht mehr will – das tut jemand, der nur eins will! Bastard!

Die Zeilen fingen an zu wackeln, der Boden tat sich auf, Tische mit Tellern und Besteck rutschten in die klaffende Spalte im Boden. Ich versuchte mich an der Tischdecke festzuhalten, aber ich schaffte es nicht. Nicht mal schreien konnte ich. Ich konnte nichts. Realität: Ich saß da. Starrte auf mein Handy. Las den Satz 100 mal durch. Als würde er sich nach einer Zeit ändern. Als hätte ich mich verlesen. Ich blickte auf.

Die Menschen bekamen nichts mit von dem gewaltigen Erdbeben. Von dem klaffenden Loch. Aber es war Wirklichkeit, nur in meinem Herzen. Ich merkte, wie der Schmerz sich von der Brust hoch in den Hals zog und mir die Luft zum Atmen nahm. Wo ist der Wein??? Ich schüttete mir Rosé in den Hals, dass er bloß meine inneren Wunden desinfizierte und den Schmerz wegspülte. Und er tat es! Mein Glas hatte magische Kräfte: Es war immer voll! Der Kellner wollte mich entweder auf dem Tisch tanzen sehen oder bemerkte meinen Kummer. Ich glaube erstes! Ich sah fabelhaft aus und ließ mir nichts anmerken. Wieder ein Oscar für moi!

Nach gefühlten zwei Flaschen der hübschen rosa Flüssigkeit, ging es mir schon besser und ich war bereit zu tanzen. Vergessen! Wäre da nicht das strahlend weiße Baiser, in Form eines Hochzeitskleides, komplett in Liebe gehüllt, was fröhlich um mich herum hüpfte. Der Inbegriff von Glück. Alles klar, ich muss hier weg. Nur wer könnte mich hier so weit weg vom Zentrum um diese Zeit noch abholen?

Ich rief einen alten Freund an…

Zu meiner Überraschung kam er. Den ganzen Weg weit raus, um mich zu holen. Ein „Freund“, den ich ewig lang nicht mehr gesehen habe. Er war bereits Protagonist einer meiner Geschichten, bei der er mein Herz höher schlagen ließ! Zum Glück sah ich gut aus. Er sah noch besser aus als früher. Und nach über vier Jahren war es so, als hätten wir uns erst gestern das letzte Mal gesehen. Wir quasselten, als sei nichts gewesen. Als hätte er mir damals nicht das Herz gebrochen. Vielleicht, weil jemand anders diese Stelle jetzt eingenommen hat. Ich sah ihn vielmehr als Freund. Mehr nicht. Aber es gibt zu seiner Story eine Fortsetzung. Die ich mir vor Jahren sehnlichst gewünscht habe. Aber dazu später…

Naja, miese Nummer einfach abzuhauen. Aber definitiv besser als eine dramatische Szene mit Geflenne und Kotzerei bei einer Hochzeit.

Am nächsten Morgen sah die Welt nicht anders aus. Sondern genauso beschissen, wie gestern Abend. Dummes Sprichwort!
„Diesmal bin ich ganz weg!“, schrieb ich ihm vor meiner Abreise.
„Was soll das heißen?“, antwortete er mir. „Das wars mit uns…“
„Okay, kann ich verstehen.“ Ach, wie nett. Wirklich? Kannst du nicht. Wirst du auch nicht.
„Meinst du, es wird komisch wenn wir uns zufällig sehen?“, fragte er. „Nein.“, antwortete ich. Und damit war es vorbei. Ganz still und leise. Ohne Drama, ohne Tränen. Es war okay.

Ich war weit weg.

Einige Zeit später ohne jeglichen Kontakt eine Nachricht im Facebook-Messenger: „Willst du mich verarschen? Du erzählst mir, dass du mich willst und fängst zwei Wochen später was mit nem anderen an?“
Tja, was sollte ich Mr Perfect antworten? Mit ihm ist es, wie am Bahnhof stehen und auf ein Flugzeug warten, was nie kommt. Also hab ich die Bahn genommen, um weiter zu kommen.
Es war sein Ego, was da laut aufschrie. Nichts anderes. Die Tatsache, dass er nicht mehr mit mir tun kann, was er will. „Ja, hier läuft auch alles“, schrieb er weiter. „Am Wochenende besucht mich das Mädchen, was ich im Urlaub kennengelernt hab.“

Ein K.O. von Mike Tyson fühlt sich sicher besser an als das, was diese Zeilen in mir auslösten. Mir wurde schlecht. Ich hatte das Gefühl kotzen zu müssen. Die Tränen, die beim Abschied nicht flossen, trauten sich jetzt raus.
Auf Facebook sah ich dann bei meinen Neuigkeiten, was die beiden alles so unternahmen. Mit mir war er nicht mal einen Kaffee trinken oder wollte sonst mehr über mich erfahren. Aber es war genau das, was ich brauchte. Schluss. Freundschaft beendet – ich will nichts mehr sehen. Handy-Nummer gelöscht – ich will nichts mehr hören.

Vier Jahre in 15 Kapiteln, 45 Seiten, 78.300 Wörtern und 464.985 Zeichen. Dabei hätte es nur ein Wort gebraucht, um ihn zu beschreiben: Bastard!
Mr Perfect ist nicht Mr Right. Er ist ein mieser Kerl und miese Kerle tun miese Dinge. Verblendet wurde meine sonst so klare Sicht durch die Sex-Trance, seine Gefühlsgeduselei und sein schauspielerisches Talent.
Aber manchmal, ja, da geht es nicht um ein Happy End, da geht es einzig und allein um die Geschichte. Aber aus Fehlern lernt man schließlich. Und ich bereue nichts. Denn dafür war der Sex einfach zu gut. Die Orgasmen bleiben. Den Rest löscht mein Gehirn von ganz allein. Das tut es nämlich automatisch mit Dingen, die ich in meinem Kopf einfach nicht mehr brauche.

Es tut mir für alle wahnsinnig leid, die sich mit mir bis zuletzt dieses Happy End à la Hollywood gewünscht haben.
Ich entschuldige mich auch bei meinen Freundinnen, welche sich den Mist vier Jahre geduldig anhören mussten.

Keine Fortsetzung mehr. Ende.

Dafür gibt es natürlich andere Geschichten von mir, die nur darauf warten von euch gelesen zu werden.

Und glaubt es oder nicht, es gab doch nochmal ein Wiedersehen!

Cheers!

Über den Autor/die Autorin

payday

Im Leben einer Frau gibt es viele Ereignisse die sie prägen. Nicht jene die man sich jetzt vorstellen mag wie den perfekten Mann zu treffen oder im Job befördert zu werden. Ich meine diese bei denen sich Frau schwört: nie wieder! Oder: bitte immer weiter!!! Ich rede über sexuelle Katastrophen und Highlights.

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