Studentenalltag Studentenspaß

Das erste Mal kann besser sein als das letzte

Facebook-Figur für das erste Mal
Geschrieben von Juditha Dordich

AlsWir wollen immer mehr, immer neues, neueres und das sofort. Wir wollen die neueste Konsole, den neuesten Streaming-Dienst, die neuesten News und natürlich die neuesten Kommentare zu den News. Es wird nur geklickt, was neu ist. Wenn der Post auch nur ein Tag alt ist, wird gescrollt. Grund genug für mich, mal zu schauen, was so in den „alten“ Posts eigentlich steht. Mal wegkommen von dem Verlangen nach „dem Neuesten“, dem „Letzten“ und schauen was „das Alte“, „das Erste“ uns eigentlich bietet.

Hier sind drei alte Artikel von mir über Das erste Mal.

DAS ERSTE MAL RAUCHEN

Das erste Mal rauchen war „neu“. Es war ein Geschmack, den ich nicht kannte. Ich kann heute nicht sagen, ob sie gut oder schlecht schmeckte. Ich kann sagen, ich hab gehustet. Es war eine Zigarette, die glühte fünf Minuten und ging dann aus. Es war kein besonderes Erlebnis, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kein „WOW-Effekt“. Es war schlicht, kostete mich so um die 30-40 Cent und ließ meinen Magen komische Geräusche machen. So gesehen, war es schlecht. Aber ich fand es gut. Keine Ahnung, wie ich das sagen soll. Ich dachte, Rauchen ist sehr besonders und ist so eine Art besondere Meditation oder sowas – ein besonderer Moment am Tag; aber das ist es nicht. Eigentlich wird es eher zu so etwas gemacht. Erst im Laufe der Zeit bildet sich eine Art Geschmacksempfinden für Zigaretten und Phasen, in denen man eine Zigarette braucht (z.B. nach Klausuren).

„Wer rauchen will, soll rauchen, aber es gibt für alles einen Ort und die Zeit: und das ist die Uni.“,

so ähnlich lernte ich es, in einem anderen Fall, bei „Southpark“ und bei diesem Thema würde ich es mir genau so wünschen.

 

DAS ERSTE MAL MIT BART IN DIE SCHULE

Es hat 17 Jahre gedauert und eines Tages war er endlich da: Ein Bart zierte mein attraktives Gesicht und machte es so noch attraktiver. Ich weiß genau, wie ich mich damit fühlte: Superglücklich. Als ich vor dem Spiegel stand, strich mit den Fingern über diese wachsenden Stoppeln in meinem Gesicht und übte Posen wie Dirty Harry. Ich fühlte mich älter, reifer, männlicher. In der Schule wurde es direkt bemerkt und ich hab auch direkt angegeben.

Der erste Schritt auf dem Hof war wie der Schritt in ein neues Leben – ein Leben als bärtiger Mann! Man(n) hat sich vorher immer gefreut, sich rasieren zu können, aber, wenn der erste richtige Bart da ist, will man das gar nicht mehr. Nur noch trimmen, pflegen und stylen. So hat man am Montag: Vollbart, Dienstag: Drei-Tage-Bart, Mittwoch: Johnny-Depp-Kinn-und-Oberlippe, und ab Donnerstag lässt man ihn wieder wachsen. Wie man es will. Das beste Accessoire für den Mann!

DAS ERSTE MAL IN DEN CLUB GEHEN

Endlich 16. Das heißt vor allem: Endlich feiern! Als ich das erste Mal „durfte“, war ich dermaßen aufgeregt. Ich hatte keinerlei Ahnung, wie das eigentlich läuft und was man in einem Club eigentlich so tut – außer zu tanzen. Ich hatte keinerlei Ahnung über die Kosten, das Publikum und alles andere. Als eine Freundin mich fragte, ob ich nicht mit feiern gehen wolle, sagte ich „joaaa“, aber dachte innerlich „wuhuuuuuu!“. Das Problem war, und ich glaube, das haben viele, dass ich nicht wusste, wie man sich auf einen solchen Abend vorbereitet. Sofort machten sich erste Panikzustände breit: „Was zieh ich an?“ „Gibt es einen Dresscode?“ „Sollte ich vorher was trinken?“ „Lässt der Türsteher mich überhaupt rein?“ „Wie viel Euro nehm ich mit?“ „Wann da sein – wann gehen?“

Ich startete den Rechner und suchte erst mal nach der Internetseite des Clubs und dort nach Informationen zu der Veranstaltung am Abend. Dort stand: „Ab 16! Einlass 21 Uhr! Kleidung: casual/ elegant!“. Von dort an glühte meine Tastatur. Was hieß bloß „casual/ elegant“? Jeans? Hemd? T-Shirt? Krawatte? Es war ein Chaos und ich wurde immer aufgeregter. Ich rief also die Freundin an und fragte sie, was ich am besten anziehen sollte, sie sagte: „Saubere Jeans, saubere Schuhe – keine Sneakers! – und ein Hemd!“. Das wäre es dann.

Ich zog mich an, ging los, trank noch vorher was an der Tankstelle und traf die Freundin vor dem Club. Ich hatte Jeans an, ein Hemd und Chucks. Und da begann die Freundin ein bisschen nervös zu werden. Anscheinend steht nicht jeder Club auf Chucks und lässt die Träger dieser Schuhe ohne Weiteres rein. Angeheizt von den paar Bier an der Tankstelle packte ich sie an der Hand, stellte mich in die Reihe und kam dem Türsteher immer näher. Als es hieß: „Stopp. Ausweise!“, dachte ich, es sei vorbei. Ich zeigte meinen Ausweis, die Freundin nicht, der Türsteher guckte meine Schuhe an, sah mich an, ich sah zurück, meine Freundin sah lächelnd den Türsteher an und es vergingen ein paar Sekunden.

Am Ende winkte er durch und wir waren drinnen; alles laut, alles voll, alles voller Blitzbeleuchtung. Wäre ich nicht schon gut angetrunken gewesen, hätte ich sicher einen Anfall kriegen können: Alle am schwitzen und so eng, voller Körperkontakt, stickig, chaotisch, aber gute Musik und… aber egal, mein erster Clubbesuch! Seitdem habe ich drei goldene Regeln für den Clubbesuch: Keine Chucks oder Sneakers, nicht betrunken antanzen und immer ein Mädchen dabei haben. Dann lässt dich (fast) jeder Türsteher rein.

 

P.S. Falls Du nachvollziehen möchtest, in welcher Altersphase ich diese Coming of Age-Artikel schrieb: Ich bin Löwe des Jahres 1993.

Bildquelle: facebook

Über den Autor/die Autorin

Juditha Dordich

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