Studentencampus

Spieglein Spieglein an der Wand

Spieglein Spieglein der Gesellschaft
Geschrieben von itswaypastmybedtime

Spieglein Spieglein an der Wand… Ob man nun die böse Königin ist oder nicht, wir alle stellen uns doch irgendwann die Frage: …wer ist die Schönste im ganzen Land? Nun gut, vielleicht müssen wir nicht gleich wissen wer die Schönste im ganzen Land ist, manchmal formulieren wir sie vielleicht auch in: Wer ist die Schönste im ganzen Seminar? um. Die Frage zielt sowieso auf eine ganz andere ab, nämlich auf die Kernfrage: Bin ich schön?

Keine Brüder (außer natürlich meine eigenen) haben mich so sehr geprägt wie die Gebrüder Grimm. Dieses etwas unkonventionelle Geschwister-Gespann trug zu ihren Lebzeiten sämtliche Geschichten, Volkssagen und Erzählungen, die die Menschheit und die damalige Gesellschaft zu bieten hatte, zusammen und drückten ihnen den Stempel Märchen auf. Das erweckt manchmal den Anschein, dass sie ein bisschen weltfremd und fantastisch sind und mit unserem eigenen, heutigen Leben nicht viel zu tun haben. Au contraire meine Damen und Herren! Märchen sind wahnsinnig vielschichtig! So vielschichtig, dass man Vorlesungen und Dissertationen mit ihnen füllt. Spieglein Spieglein EinhornDieser Artikel wird das aber nicht tun. Hier soll es einzig und alleine um die, wie es scheint, Frage aller Fragen (und deren Beantwortung) gehen die auch schon die Gebrüder-Grimm erkannten: Bin ich schön?

Spieglein Spieglein der Gesellschaft

Was als schön gilt und was nicht ist ein Produkt der jeweiligen Kultur und Gesellschaft. So wie alles ein Produkt der Kultur um einen herum ist, inklusive dir und so wie du jetzt gerade bist. Die grenzenlose Freiheit und Entfaltung gibt es nämlich so eigentlich gar nicht. Wir sind alle kleine Hamster in einem Rad Schätzchen 😉 Aber ich schweife ab. Die Frage was als schön gilt unterscheidet sich zu unserem Glück fundamental von der Frage was schön ist. Das Schöne (ein kleines Wortspiel) an letzterer Fragestellung ist: Sie ist rein subjektiv zu beantworten.

Natürlich werden wir von den Medien um uns herum heftig beeinflusst was wir als schön zu empfinden haben und was nicht, aber die Natur ist dann doch immer noch ein Stückchen stärker als es die Werbeindustrie wahr haben will. Sie schafft es nicht uns vollkommen darin zu beeinflussen, zu was wir uns hingezogen fühlen und was wir attraktiv/schön finden (auf Menschen bezogen), aber sie spielt geschickt, damit wie wir uns selbst wahrnehmen.

Es ist beinahe beängstigend, wie viele Freundinnen ich habe, die sich selbst als ‚nicht schön‘ bezeichnen würden und die vor dem Fortgehen Minuten lang nur vor dem Spiegel stehen, um mit sich selbst unzufrieden zu sein. Die Frage ‚Warum?‘ stellt sich hier in mehreren Zusammenhängen, aber vor allem auch in der Hinsicht, warum wir diese kindliche Unbekümmertheit und Selbstliebe, mit der wir unseren Körper annehmen, ab einem gewissen Alter verlieren? Und kommt diese selbstverständliche Selbstsicherheit irgendwann wieder? Ich denke nicht, dass sie das tut. Sich selbst zu akzeptieren und zu mögen ist ein Prozess der etwas Arbeit und Selbstliebe erfordert. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Alles ganz individuell. Vielleicht ist es auch genau deswegen so schwer.

Love yourself

Ich persönlich habe schon vor einigen Jahren das Kriegsbeil mit mir selbst begraben und begonnen mich gern zu haben. Keineswegs entspreche ich dem 906090-Maß oder bin auch nur annähernd mit retuschierten und aufgespritzten Hollywood-Gespenstern zu vergleichen, aber genau das ist der Punkt: Ich bin nicht vergleichbar und von dem Stress den wir uns damit machen bekommen wir sowieso nur Falten 😉

Wenn die Sonne im Sommer ihre Muskeln spielen lässt bekommt meine Schneewittchen-Haut die absolute Krise und reagiert mit einer Armee von Sommersprossen zur Verteidigung auf meinem Gesicht. Meine Haare sind dank unbändiger Naturwelle eigentlich immer an den Enden splissig und wenn ich lache zieht es meine Nase nach rechts. Ich habe Hüften, sowie Arsch und ein kleines Muffin-Top, das ich liebevoll in hochbündige Hosen verpacke und auch wenn ich Pupertäts-technisch aus dem Gröbsten raus sein dürfte, grüßen mich ab und an immer noch freundliche Mitesser an Stellen, an denen ich sie gar nicht gebrauchen kann. Meine Augen sind ein ordinäres Matsch-Braun ohne Spur von aufregenden Goldflecken oder Grünfärbung. Könnte mich das alles stören? Na klar! Tut es das? Hell no!

love yourself

Zugegeben, ich wache nicht jeden Morgen auf und finde mich unwiderstehlich sexy, aber das wäre dann ja vermutlich auch ein kleines bisschen beängstigend. Sich selbst so anzunehmen wie man ist und zu mögen hat nichts mit übertriebenem Selbstbewusstsein oder Arroganz zu tun. Es geht einfach um eine positive Grundhaltung gegenüber einem selbst, die wir uns eigentlich schuldig sind. Genauso wie du bist, bist du einzigartig, geliebt und gewollt. Du bist ein Unikat und das soll und kann man per Definition gar nicht mit anderen vergleichen. Ein Einzelstück ist unvergleichbar. Du bist unvergleichbar! Diese Gewissheit alleine sollte uns doch eigentlich schon Sicherheit geben in dem wie wir sind. Trotzdem sitzt unsere Verunsicherung tief und wir zweifeln häufiger an unserem Erscheinungsbild als dass wir uns daran erfreuen.

Spieglein Spieglein an der Wand: DU bist die Schönste im ganzen Land!

Lass mich heute dein Zauberspiegel sein und dir unmissverständlich sagen: JA! DU BIST SCHÖN! Auf deine ganz eigene Art und Weise wirst du jemandem verzaubern und berühren gerade weil du so aussiehst wie du aussiehst und so bist wie du bist. Erfahrungsgemäß sind es dann sogar unsere ‚ungeliebten‘ Eigenheiten die dem Mann/der Frau ins Auge springen und an uns fesseln. Ein Freund meinte neulich mal zu mir: „Weißt du es sind die kleinen ‚Unperfektheiten‘ die mich faszinieren. Bleibt dein Auge denn an einer komplett glatten und makellosen Oberfläche hängen? Nein. Es ist die kleine Delle die heraussticht, deine Aufmerksamkeit hält und zum Näheren betrachten einlädt.“ In einer Welt voller Extreme ist das Radikalste, was wir tun können, uns selbst zu lieben.

Author’s Note: Ja, in diesem Artikel ging es nur um äußerliche Schönheit und ja, natürlich weiß ich das Schönheit noch viel mehr ist und sein kann. Aber ich denke nicht, dass die böse Königin sich über den Vergleich ihrer und Schneewittchens innerer Schönheit beim Spiegel erkundigt hat und ich behaupte, dass das auch nicht unser erstes Anliegen ist wenn wir uns morgens/mittags/abends/zwischendurch im Spiegel betrachten.

Bilder: mybodyimage, animalquotes und theskinnymirrors

 

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)

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