Wir – die gute Generation Y – sind mal wieder in aller Munde. Viele schreiben über uns – die GenYs – und denken sie wissen Bescheid. Andere regen sich auf. Nun gibt es sogar schon ein Buch zum Thema Generation Y (‚Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen‘).
Nun – in manchen Artikeln über die Generation Y finde ich mich wieder – über andere rege ich mich auf. Wie ist es denn nun – wer sind wir GenYs wirklich und kann man uns überhaupt in eine Box packen?
Ich möchte nicht noch einen Artikel über die Y Generation schreiben, der versucht zu beschreiben, wer wir genau sind oder was wir wollen. Ich möchte mit dir Klartext reden darüber, was unsere Stärken und Schwächen sind – und ich möchte von dir wissen, was deine größten Herausforderungen sind.
“Wir sind nicht faul. Wir wollen arbeiten. Nur anders. Mehr im Einklang mit unseren Bedürfnissen. Wir lassen uns im Job nicht versklaven, doch wenn wir von einer Sache überzeugt sind (und der Kaffeeautomat nicht streikt), geben wir alles. Wir suchen Sinn, Selbstverwirklichung und fordern Zeit für Familie und Freunde.” – aus: Die ZEIT.
Ist das so?
Generation Y – 11 Stärken und Schwächen
(Natürlich aus meiner subjektiven Perspektive – die Kommentare sind dafür da, dass du deine mit uns teilst 😉 )
1. Generation Y: Wir suchen nach dem Sinn. In allem. Und überall.
Ich habe das Gefühl, dass das Hinterfragen und unsere Sinnsuche vielleicht unsere größte Stärke ist – und gleichzeitig unser größtes Problem.
Wir suchen und hinterfragen und geben uns nicht so leicht zufrieden. Das ist prinzipiell eine super Sache. Einer Arbeit nachzugehen, in der wir einen Sinn sehen und die mit unseren Werten übereinstimmt ist wohl das Größte überhaupt, was uns passieren kann. Dennoch gibt es auch eine Kehrseite der Sinnsuche:
a) Wir sollten unsere eigenen Werte kennen
Ich habe das Gefühl, dass viele junge Menschen ihre eigenen Grundwerte nicht kennen. Meine Erfahrung ist, dass es ohne die Kenntnis der eigenen Grundwerte echt schwer ist “sein Ding” oder auch “seinen Sinn” zu finden.
b) Wir sollten handeln und aktiv suchen
Nur vom Bücher, tolle Blogs lesen und überlegen werden wir unseren Sinn wohl nicht finden. Sinnsuche ist ein Prozess, der für mich auch in besonderem Maße Handeln beinhaltet. Also – weg vom Screen und raus da! 😉
Unsere Stärke: Wir reflektieren und hinterfragen.
Unsere Schwäche: Manchmal hinterfragen wir zu viel oder kennen unsere eigenen Grundwerte noch nicht.
Idee: Unsere Grundwerte herausfinden und Sinnsuche durch Handeln und Ausprobieren betreiben.
2. Typisch Gen Y: Wir verzichten auf “das große Geld”.
Immer wieder lese ich: Die Generation Y verzichtet auf “das große Geld” wenn wir einer Arbeit nachgehen können, die uns erfüllt, in der wir einen Sinn sehen und mit der wir uns bestenfalls selbst ein Stück weit verwirklichen können.
Unsere Stärke: Wir erkennen, dass Geld wirklich nicht alles ist. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass uns Geld nur bis ca. 5.000 € / Monat glücklich macht.
Unsere Schwäche: Manchmal klammern wir Geld zu sehr aus – und leben in unserer kleinen Traumwelt, in der Geld keine Rolle spielt…
Idee: Den Mittelweg gehen?
3. Generation Y: Wir sind eigenständig und individuell.
Wir wollen uns nicht zu viel vorsagen lassen, sondern selbst Verantwortung übernehmen und mutige Entscheidungen treffen, right? Wir suchen nach unserer Individualität und nach dem was uns im Innersten ausmacht. Wenn es dann darauf ankommt uns klar zu positionieren und zu unserer Meinung zu stehen, ziehen wir aber immer wieder den Schwanz ein…
Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir öfters nur den Anschein vermitteln “super eigenständig” und selbstbestimmt zu sein. Denn wenn es dann um die Wurst oder eine konkrete Entscheidung geht, lassen wir uns doch immer wieder von unseren Eltern, Umfeld und Gesellschaft reinquatschen…oder nicht?
Unsere Stärke: Wir suchen nach uns selbst – und wollen wir selbst sein.
Unsere Schwäche: Wir geben Peer-Pressure immer wieder nach und trauen uns nicht, uns selbst zu vermarkten, wenn es drauf ankommt.
Idee: Mutig zur eigenen Meinung und der eigenen Individualität stehen – die echten Freunde werden das verstehen.
4. Gen Y: Wir suchen und suchen – und wollen uns nicht festlegen.
Wir sind Meister darin neue Optionen und Möglichkeiten für uns zu entdecken. Wir sehen all die Möglichkeiten, die es da draußen gibt – und manchmal fühlen wir uns dann einfach überfordert – was vollkommen verständlich ist. Dennoch haben wir eine gewisse Grund-Angst uns festzulegen – uns zu entscheiden. Eine Grundangst vielleicht DIE falsche Entscheidung zu treffen. Witzig ist, dass es diese falsche Entscheidung gar nicht gibt.
Keine Entscheidung zu treffen ist schlimmer als eine „falsche“ Entscheidung.
(Ok, den kanntest du wahrscheinlich schon.)
Unsere Stärke: Wir suchen und geben so schnell nicht auf.
Unsere Schwäche: Wir haben Probleme Entscheidungen zu treffen oder uns festzulegen.
Idee: Entscheidungen mit der Gewissheit treffen, dass es IN DIESEM Moment die richtige Entscheidung war. Dann weitermachen.
5. Generation Y: Wir wollen eigene Projekte starten.
Viele unter uns wollen zunehmend eigene Projekte starten – oder gar ein eigenes Unternehmen gründen. Klar – eigene Projekte sind der beste Weg, seine eigenen Werte zu leben und wirklich den Unterschied zu machen, den man machen möchte. Dennoch sehen wir vieles durch eine rosarote Brille. Wir reden gerne über eigene Projekte. Wir träumen groß. Und viele unserer Projekte bleiben leider nur Träume…
Unsere Stärke: We dream big. (Ein Buchtipp: The Magic Of Thinking Big)
Unsere Schwäche: Manchmal reden wir mehr als wir machen. Reden ist halt oft einfacher als machen 😉
Idee: Einfach anfangen. Let´s go Y-Generation!
6. Generation Y: Wir und … das Internet.
Wir vernetzen uns in sozialen Netzwerken. Wir sind vielleicht die sozialste Generation bisher. Gleichzeitig verlieren wir manchmal Kontakte im echten Leben aus den Augen.
Stärke: Wir wollen so viel wie möglich mit unseren Freunden (auch im Ausland) connected sein.
Schwäche: Social Media ist eben doch nur Social Media – und keine reale Kommunikation im echten Leben. Aber irgendwie sind wir dann doch ein bisschen Dopamin-süchtig und freuen uns über jedes “like”… (mich eingeschlossen – also nicht vergessen)
Idee: Einfach mal wieder rausgehen und das Smartphone zu Hause lassen.
7. Die Generation Y und unser Leben für den Lebenslauf.
Wir wissen eigentlich, dass der Lebenslauf nur ein Blatt Papier ist und als “Eintrittskarte” in die Berufswelt auch immer unwichtiger wird – dennoch optimieren einige von uns immer noch ihre Lebensläufe.
Stärke: Wir wissen eigentlich, dass uns “nur” der Lebenslauf nirgendwo hinbringt – jedenfalls nicht dahin wo wir hinwollen.
Schwäche: Alle betreiben “Lebenslauf-Optimization” – also machen wir es auch.
Idee: Projekte machen, die uns Spaß machen. Die eigenen Kompetenzen und Leidenschaften herausarbeiten und diese kommunizieren. Mit Menschen vernetzen, die coole Sachen machen (denn: Die coolen Jobs werden fast alle über Netzwerke und Beziehungen vergeben – lies mal: The Education of Millionaires: Everything You Won’t Learn in College About How to Be Successful).
8. GenY – Wir … und die Liebe.
Wir wollen alles und nichts. Wir wollen Spaß, Abenteuer und viel erleben. Gleichzeitig wollen wir vielleicht jemanden, der immer für uns da ist. Und irgendwie wollen wir mal mehr das eine und mal mehr das andere.
Stärke: Wir wollen alles…
Schwäche: ..und nichts.
Vor allem aber wollen wir gesehen und geliebt werden. Wir wollen gewertschätzt werden so wie wir sind – und das ist auch gut so.
Idee: Eigentlich habe ich keinen Plan – aber vielleicht hilft es ja drüber zu reden.
9. Wir – die “neue” Generation (Y)
Wir denken, dass wir eine “neue” Generation sind und doch denken wir noch sehr in den “Leveln”, die uns die Gesellschaft vorgibt: Schule – Uni – Trainee – Job – Führungskraft (nur als Beispiel). Wir passen uns an die Strukturen der Gesellschaft an und folgen instinktiv oder aus Sicherheitsbedürfnis den vorgegebenen Wegen. Dabei haben wir eigentlich eine echt gute Intuition, die uns den Weg weisen könnte, wenn wir ihr nur Platz geben würden.
Stärke: Unser Gefühl des “wir sind anders” (sind wir ja auch, oder?)
Schwäche: Wir folgen alten Wegen, statt neue zu kreieren
Idee: Gleichgesinnte treffen. Den Mut haben neue Wege zu gehen.
Ein schönes Zitat dazu:
[ „Do not go where the path may lead, go instead where there is no path and leave a trail. „]– Ralph Waldo Emerson
10. Generation Y: Wir wollen die Welt sehen, reisen und ortsunabhängig sein.
Einige von uns haben die Welt für sich entdeckt. Wir träumen davon als Reiseblogger die Welt zu bereisen. Oder einfach von überall arbeiten zu können. Dennoch beschränken wir “Reisen” oft noch auf unseren Urlaub. Warum nicht einen Beruf erfinden oder ergreifen, bei dem wir dauernd auf Reisen sein können?
Stärke: Wir wissen was wir wollen – so grob zumindest. Und Reisen gehört für einige von uns dazu.
Schwäche: Das scheinbar Unmögliche nicht möglich machen wollen…
Idee: Den Blog von meinem digitalen Nomaden-Kumpel Tim auschecken oder gleich sein cooles Buch lesen und selbst digitaler Nomade werden.
11. Gen Y: Wir haben Angst vorm Scheitern
Wir haben unglaubliche Angst zu scheitern – auch weil die Gesellschaft uns für Fehler abstempelt. Wir haben einen irren Respekt vor unserer Komfortzone.
Idee: Die Angst akzeptieren – und es trotzdem machen.
Im Endeffekt kommt meinem Gefühl nach vieles auf 3 Punkte zurück:
- Intuition vs. Sicherheitsbedürfnis
- Der Mut “ich selbst” zu sein
- Angst davor anzufangen
Klar treffen einige dieser Punkte auf auf andere Generationen zu. Und klar habe ich auch verallgemeinert und wieder versucht, uns in eine Box zu packen…In den Kommentaren kannst du uns deine Meinung zum Thema mitteilen und mit uns diskutieren.
Bei Ben Ahlfeld habe ich in meinem ersten polarisierenden Artikel zum Thema Anti-Uni geschrieben:
“Wir sind eine andere Generation – eine Generation, die sich selbst verwirklichen will. Eine Generation, die stets nach den Sinn sucht hinter dem was sie tut. Die „Sicherheit“, nach der unsere Eltern suchten gibt es längst nicht mehr. Ich denke es ist Zeit uns zu emanzipieren.”
Vielleicht sollten wir einfach anfangen uns zu emanzipieren – und zu machen.
Ziemlich doof wäre schließlich, wenn wir dann doch mit 40 als burn-out geplagter Manager oder unglücklich in einem Job enden, oder? Dann doch lieber jetzt gleich die Herausforderung nehmen und eigene Wege gehen (finde ich).
Laufen wir los! Ich finde es wird Zeit, dass wir allen die über uns schreiben zeigen wer wir wirklich sind – und dass wir verdammt noch mal eine Menge auf dem Kasten haben.
Wo findest du dich wieder und was ist momentan deine größte Herausforderung?
Ab in die Kommentare damit!
Hinweis: Der Artikel ist im Original auf www.anti-uni.com erschienen.
Bild: Luis Hernandez – D2k6.es