Studentenalltag

Liebe kann so scheiße sein!

verknallt sein kann auch scheiße sein
Geschrieben von payday

Es gab in dieser Stadt eine echt gute Hip Hop Partyreihe. Meine Freundinnen und ich waren jeden Monat dabei und tanzten uns das Herz aus dem Körper. Wenn ich daran zurück denke, muss ich lächeln. War das eine tolle Zeit… Auf diesen Partys sah ich einmal einen wirklich hübschen Jungen. Leider habe ich es nicht zu Stande gebracht, ihn anzusprechen.

Bis…

Immer drei Tage nach der Party gingen die Fotos bei Facebook online, die ich selbstverständlich sichtete, um sicher zu gehen, dass es nichts peinliches über mich zu sehen gibt. Und Gott, ja, ich habe da schon Dinge getan, die sagen wir mal, mehr als nur unangenehm waren. Einmal habe ich auf der Couch mit einem heißen Spanier ziemlich intensiv geknutscht, sodass sich schon Zuschauer dazugesellten. Oder ein anderes Mal war ich fast mit einer sexy Latina zugange, während meine Freundin einem Typen, natürlich in Sichtweite, eine über-der-Jeans-Penis-Massage mit ihrem Arsch verpasste. Also, kein Wunder, dass ich panisch jedes Bild nach meinen Eskapaden durchsuchte.

In der Redaktion nutze ich den Leerlauf und sichtete jedes Bild. Und da lächelte er mich an. Diese Zähne! Ich habe ja ein Faible für gerade weiße Zähne. Es handelte sich um eine Nahaufnahme, er war einfach zuckersüß! Dunkles zurück gekämmtes Haar, Drei-Tage-Bart, schwarze Augen und dunkle nahezu perfekte männliche Augenbrauen, die sein hübsches Gesicht einrahmten. Und zum Glück war er markiert. Yes! Freundschaftsanfrage!!! Tja, so läuft das! Er schrieb mir, woher wir uns kennen. So ging es los. Dann fragte er ob er mich zum Kaffee einladen dürfe. Jackpot! Leider musste ich das Wochenende abwarten. Denn der Gute war Zeitsoldat und immer nur am Wochenende in Bonn. Was ich eigentlich für die perfekte Beziehungsform halte. Schließlich habe ich in der Woche genug zu tun. Also wieso noch einen nervigen Freund ertragen müssen?

Das erste Date

Wir verabredeten uns für Samstag Abend etwas trinken zu gehen. Er wartete bereits am Habanero auf mich. Angelehnt im Türrahmen stand er da mit einer Flasche Bier in der Hand. Als ich um die Ecke kam, sah ich seinen verblüfften Gesichtsausdruck. Ich sah fabelhaft aus und so fühlte ich mich auch. Es war eine laue Sommernacht und wir saßen draußen an einem der Tische. Ohne peinliche Pausen kamen wir sofort ins Gespräch und konnten kaum aufhören zu quasseln. Er war höflich, zuvorkommend und ach ich hätte ihn auf der Stelle heiraten wollen. Keine Spur von Aufdringlichkeit. Kein Kuss, bloß fast zufällig zaghafte Berührungen. Das perfekte erste Date.

Bald verbrachten wir ganze Tage miteinander… Eigentlich gehen mir die meisten Menschen bereits nach ein paar Stunden auf die Nerven. Mit ihm war es anders. Ich konnte nicht genug von ihm haben. Wir gingen essen, feiern oder sahen Filme. Er schlief sogar bei mir. Und? Es lief – nichts! Nada! Null! Was fragt sich ein Mädchen in solch einer Situation? Mag er mich? Klar, sonst würde er sich nicht ständig mit dir treffen wollen. Oder? Ist er schwul? Nein, er schaute mir ab und zu verstohlen auf die Brüste. Mmmh…

Bis etwas lief, vergingen zwei Monate. Er rührte mich wirklich nicht an. Nicht mal einen Kuss gab es! Was mich wahnsinnig machte. Aber ich liebte dieses Spiel. Ein Mann macht mich damit wirklich an. Alles war reines prickelndes Vorspiel.

Der erste Kuss

Eines Abends schnappten wir uns eine Decke und ein paar Flaschen Bier und legten uns in die Rheinaue. Wir verquatschten so lange, bis die Sonne ganz unter ging. Es war stockdunkel und Nebel legte sich über die Wiese. Irgendwie gespenstisch. Dann küsste er mich. Endlich. Erst ganz sanft auf die Lippen. Es war großartig. In meinem Bauch kribbelte es heftig. Nach unzähligen Küssen mit geschlossenem Mund öffnete er langsam seine Lippen und schob seine Zunge vor. Er schmeckte nach den lila Airwaves Kaugummis, die er ständig kaute. Unser Knutsch-Rhythmus war wundervoll. Ich war hin und weg. Ab diesem Augenblick waren wir unzertrennlich. Ich lernte seine Freunde kennen und er meine.

Er machte alles für mich. Fuhr in meiner Mittagspause zu mir ins Industriegebiet, nur um mir eine eiskalte Cola zu bringen. Holte mich von überall ab und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Eigentlich bin ich nicht der eifersüchtige Typ. Aber dieser Mann war einfach zu schön. Immer wenn ich mit ihm unterwegs war, starrten ihn alle Frauen an. Ich klammerte mich dann immer ein Stück näher an ihn ran und funkelte die gaffenden Weiber böse an. Das ging langsam zu weit. Ich musste wissen was das war.

Ich fragte ihn wohin das alles führte. Denn ich will es wissen, bevor ich mein Herz an Jemanden verliere. Ich schaffe es, ab einem Punkt zu stoppen und es nur als Affäre zu sehen. Ihm schien es ernster. „Lass uns doch schauen, wohin uns das Ganze führt“, hauchte er, lächelte und streichelte meine Wange. Aus mir, selbst erklärten Independent Woman, kam nur ein gesäuseltes „okay“ raus. Definiert haben wir nichts. Als ich seine Eltern kennenlernen sollte, war dies die beste Bestätigung für mich.

Dann sind wir wohl ein Paar

Als wir eines Abends im Bett lagen und knutschten wurde es immer wilder. Er zog mich Stück für Stück aus. „Du hast so tolle Haut“, flüsterte er als er meinen Bauch küsste und mich betrachtete. „Ich würde gerne mit dir schlafen.“ Dieser Satz. Aaahh, damit hat er mich gleichzeitig gerührt und angemacht. Ich nahm sein Gesicht in die Hände, schaute ihm in die Augen und sagte: „Ja.“ Langsam zog er mich ganz aus und küsste mich am ganzen Körper. Ich war gespannt wie er nackt aussah. Ihn auszuziehen war, wie eine Wundertüte aufzureißen. Er war schlank, aber jetzt sah ich, dass sein Körper durchtrainiert war. Das gefiel mir. Mein Gott, er hat keinen Makel.

Tja. Zu früh gefreut. Ich zog ihm die weiße Boss Boxershorts runter und erblickte ihn. Sein Schwanz war groß, aber dünn und hatte eine Biegung nach oben wie eine Chiquita Banane, die man nur aus den Werbespots kennt. Denn die im Supermarkt sehen nie so toll aus. Auch die Spitze wurde schmaler, wie bei einer Banane. Es war merkwürdig. Das konnte mir nur zu Gute kommen… Und so war es auch. Ohne viel Aufwand, in der Missionarsstellung (passt ja), verschaffte der Soldat mir einen Orgasmus nach dem anderen. Wobei wir bei dem Mysterium der Bewertung von „gut im Bett“ wären.

Bettbewertung

Nur weil ich oft kam, heißt es nicht, dass er gut war. Nein, er war mies im Bett. Sehr mies sogar. Wenn er sich meiner Perle widmete, fühlte es sich so an, als würde er die Raufasertapete von der Wand kratzen wollen. Diese Aktion bescherte mir prompt eine Harnwegsinfektion! Neben seinen nicht vorhandenen Skills, war das Schlimmste jedoch seine Passivität beim Sex. Was ich das ein oder andere Mal ja ganz nett finde. Aber ich will auch mal durch die ganze Bude gevögelt werden. Stattdessen tat ich das mit ihm. Ich nahm diesen Jungen so richtig auseinander. Nachdem ich mit ihm fertig war, wusste er nicht mehr, wo oben und unten war.

Dabei hatte ich selbstverständlich auch meinen Spaß. Aber mir fehlte dieses: Grrrr! Schwer in Worte zu fassen. Das Gefühl, wenn ein Mann dich mit seinen starken Händen feste packt, dich aufs Bett wirft und es dir einfach richtig besorgt. Diese Lust, die Leidenschaft. Nichts von alle dem. Ich machte die ganze Arbeit. Die rosarote Brille, die ich eigentlich längst in den Altkleidersack zu den Klamotten der letzten Saison geworfen hatte und dann doch wieder raus kramte, suggerierte mir jedoch, dass es okay war. Also taten wir fröhlich das, was frisch Verliebte im Sommer so tuen: Im Auto, auf dem Auto und draußen ficken. Irgendwie würde ich es ihm schon beibringen…

Arschkonzert

Ich war stets schlapp und der vom Arzt festgestellte Eisenmangel war der Grund dafür. Wer mal Eisen-Tabletten nehmen musste, weiß von welcher schrecklichen Nebenwirkung ich spreche. Bauchschmerzen und Blähungen. Feine Sache. Ja, wirklich. Natürlich verbrachten wir auch gemeinsam Nächte. In denen ich selbstverständlich, dank des Eisens, während des Schlafs pupsen musste. Woher ich das weiß? Weil es so laut war, dass selbst ich davon mit einem erschrockenen Zucken wach wurde.

Er, ganz der Gentleman, sagte nichts und ignorierte es. Dafür war ich dankbar. Es gibt immer den Punkt in einer Beziehung, wenn die Realität der Romantik weicht. Aber musste es so früh sein? Verdammt! Leider wurde er nun jede Nacht, die wir gemeinsam verbrachten, Gast meines höchstpersönlichen Arschkonzerts. Einmal lag er sogar in Löffelchenstellung hinter mir. Oh, Gott. Ich hab ihn angepupst! Ich habe seinen Bananenpenis angepupst. Fuck! Es war dunkel. Ich bewegte mich nicht. Plötzlich war ich wieder ein Kind, das denkt es sei unsichtbar, wenn es die Augen schließt. Leider nein.

Irgendwie ging dann alles auseinander

Seine Zeit beim Bund war vorbei und er wohnte bei seiner Mutter in Bonn. Komischerweise sahen wir uns immer weniger, obwohl er hier war. Ich spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Was war bloß los? Was habe ich falsch gemacht? Er wich mir ständig aus, meinte er melde sich. Dann trafen wir uns wieder und er begann den wie-mache-ich-am-besten-Schluss-Tanz. Ich kannte jeden Schritt dieses Klassikers. Wir saßen in seinem BMW auf dem Parkplatz der Rheinaue, wo wir eigentlich immer vögelten. „Ich glaube ich brauche jetzt erst mal Zeit für mich. Es liegt wirklich nicht an dir“, meinte er, lächelte mit seinen wunderschönen Zähnen und zog mitleidserfüllt die Brauen runter. Darf ich vorstellen: Mr Arschloch. Ja, ich habe mich verliebt in ein Arschloch.

Wie konnte das nur passieren? „Klar, ich verstehe“, sagte ich mit einem fest gefrorenen Lächeln ohne dabei die Zähne zu öffnen. Merkt man dir gar nicht an, dass du angepisst bist. Nein, überhaupt nicht. Dann kam die Pirouette, die Kür des Schlussmachens. „Wir bleiben doch Freunde?“, schmiss er hinterher. Wieso sagt man in solchen Augenblicken Dinge, die man gar nicht so meint? Um denjenigen zu trösten? Was für ein Schwachsinn. Er bekam die Note 2.0 auf der Skala von 6.0 für diese erbärmliche Show. Alter, erst soll ich zum Essen zu deinen Eltern und dann? Die Wut in mir kochte.

Ich für meinen Teil gehe behutsam vor wenn mich etwas an einem Mann stört. Ich lasse es einfach ausschleichen, mache mich selbst für alles verantwortlich. Wieso sollte ich gemein sein und sein Selbstbewusstsein zerstören? Männer sind da wohl einfacher gestrickt als wir Frauen. Sie denken nicht über ihr Scheitern nach, sondern akzeptieren ohne weiteres die Selbstschuldzuweisung der Frau. Ich bin geil, die Alte ist Schuld! Wie schön es sein muss ein Mann zu sein?! Aber die Quittung für meine eigentlich nett gemeinte Taktik folgte auf dem Fuße. Denn zum ersten Mal wandte ein Kerl diese Art von Beenden einer Sache an mir an. Und statt mich mit: Sorry, es liegt an mir! Zu frieden zu geben, flippte ich innerlich aus. Weil ich genau wusste, es liegt nicht an dir Junge! Sondern an mir. Diese Erkenntnis ließ mich schier verrückt werden.

Schleichend begann der Prozess der Selbstzerfleischung. Ein Mechanismus von Fragen ratterte in meinem Kopf und fand kein Ende. Bin ich zu hässlich? Bin ich zu fett? Zu dumm? Hab ich ihn zu hart ran genommen? Lag es an meinem Gepupse in der Nacht? Das muss es gewesen sein! Wieso zum Teufel sagt er es nicht einfach? Ich glaube für mich wäre es besser gewesen, es zu hören, als im Dunkeln zu tappen und mich ständig zu fragen, was falsch an mir ist. Ich wollte immer perfekt für ihn sein, sodass ich mein ICH irgendwie überspielte. Wieso auch immer. Ich trug lauter kleine Kostümchen: die Süße, die Heiße, die Kleine, die Partymaus. Das war nie meine Art.

Ein gekränktes Ego macht eine Frau zur Furie

Dummerweise auch mich. Zum ersten Mal. Wie infantil ich doch war. Das ganze Affentheater von blockieren bis zu bösen SMS tut mir sehr leid. Nicht für ihn, sondern für mich. Es hat lange gebraucht, aber heute ist es mir egal. Wieso mir eine Beziehung von nur drei Monaten so nach trägt? Weil dieser Junge mich gebrochen hat. Nach meinem Ex-Freund ging es bei mir hauptsächlich nur ums Ficken. Kaltes unpersönliches Ficken. Womit ich gut fuhr. Dann traf ich ihn. Ich lasse mich wirklich sehr sehr schwer auf Jemanden ein. Aber ich habe mich komplett verknallt.

Drum wurden Wiedersehen in irgendwelchen Clubs immer höchst peinlich. Ein höfliches Hallo bekomme ich noch raus bevor ich mich den Rest des Abends hinter meinem besten Freund Wodka verstecke. Was für ein Unsinn. Ich bin weder dumm, noch fett, noch hässlich. Ich bin fabelhaft!

Noch heute schreibe ich ihm ab und zu, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen. Dabei komme ich mir schon vor wie eine Stalkerin. Ganz ehrlich? Ich finde ihn immer noch hinreißend, auch wenn er einen fetten Schlag in die Fresse verdient hat. Meint ihr der Link zu diesem Text reicht dafür aus?

Cheers!
Bildquelle: Flickr

Über den Autor/die Autorin

payday

Im Leben einer Frau gibt es viele Ereignisse die sie prägen. Nicht jene die man sich jetzt vorstellen mag wie den perfekten Mann zu treffen oder im Job befördert zu werden. Ich meine diese bei denen sich Frau schwört: nie wieder! Oder: bitte immer weiter!!! Ich rede über sexuelle Katastrophen und Highlights.

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