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Fauna des Campus: Der Medizinstudent

Aufgeklappter Laptop auf dem ein Stethoskop liegt und rundherum zerknüllte Zettel - Der Medizinstudent.
Geschrieben von Jann Wattjes

Der Medizinstudent (Discipulus placebus) ist eine uralte Anomalie der Hochschulkultur, die sich fernab vom gemeinen Studentenpöbel (Discipuli versageri) in Quarantäne („Unikliniken“) befindet.

Der Medizinstudent: Artenvielfalt

Mögen sie sich in Kleidung und Lebensgestaltung (Arbeit) nicht unterscheiden, so lassen sich unter Medizinern doch zwei vollkommen unterschiedliche Arten diagnostizieren: Der „McDreamy“ und der „Arschwischer“. Dem McDreamy reicht in der Regel ein 0,7-Abiturschnitt und ehrenamtliche Arbeitszeugnisse aus der Tierklinik, um für den Medizinstudienplatz gelost werden zu können. Nach Aufnahme muss er einen hippokratischen Eid leisten, seine ihm ohnehin unbekannte Freizeit aufzugeben, um seine Großmutter zur stolzesten Frau der ganzen Welt zu machen (und ihre Arthritis zu behandeln). Er tauscht sein Ekelgefühl am ersten Tag gegen kalte, tote Augen, freut sich sogar aufs Physikum und hat dabei nicht einmal den Anstand scheiße zu auszusehen. Der McDreamy hat das Leben auf Latein durchgespielt und gewonnen, sträubt sich aber gegen die eigene Bezeichnung, da Arztserien „medizinisch wie soziokulturell inakkurat“ seien. Ihn stört nicht im Geringsten den Rest seines Lebens mit den Kranken und Schwachen verbringen zu müssen, denn aus seiner Perspektive sind das sowieso alle anderen.

Den Arschwischer hingegen zeichnen immense Fehler in der Lebensplanung aus: Die Wiederholung der 3. Klasse, das Jahr als Punk, die Vorstrafe wegen schwerer Brandstiftung und das nachgeholte 3,7-Abitur lassen sich nicht aus dem Lebenslauf streichen. Dennoch ereilt ihn irgendwann die kongeniale Idee, sein bisheriges Versagen durch ein Studium der Medizin auszugleichen. Der Arschwischer beginnt also eine Pflegeausbildung, in der er alles sieht, tut und bereut, was diese schreckliche Welt zu bieten hat. Hat er viele, finstere Ausbildungs- und Wartesemesterjahre mit Schorf abkratzen, alte Männer waschen, Petitionen für die Landarzt-Quote unterschreiben und eben seiner Titeltätigkeit verbracht, darf er sich auf geringe Chancen im Losverfahren oder bei der Einklage freuen.

Der Medizinstudent: Lebenserwartung

Dem McDreamy ist natürlich jeder Studienverlauf unter neuer Rekordzeit zu lang. Wegen Gottvertrauen in seine Dozenten, dass alle ihre Fachrichtungen die Wichtigsten seien, bietet sich ihm trotzdem ein weites Feld an respektablen Tätigkeiten. Diese sind dann zwar nicht mehr so relevant für seine Großmutter, aber Menschen sind für den McDreamy zu diesem Zeitpunkt ohnehin nur noch die Summer funktionierender Organe.
Der Arschwischer benötigt währenddessen schon fünf Regelstudienzeiten für sein Physikum und muss zudem mehrere Zusatzsemester für seinen aufreibendem Nebenjob im Circus Arteriosus einplanen. Das lieb gemeinte Kopfschütteln sturer, inkontinenter Senioren in der Zukunft wird es wert gewesen sein…

+++Gut, dass der Autor jeden Tag einen Apfel isst und niemals medizinische Hilfe brauchen wird!+++

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Bildquelle: pexels

Über den Autor/die Autorin

Jann Wattjes

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