Studentenbeiträge

Stille Nacht, sündige Nacht

Maske, Tuch, Peitsche und Handschellen zum Artikel Stille Nacht Sündige Nacht
Geschrieben von Ahrina Timido

Endlich einmal glücklich verliebt die Weihnachtstage verbringen. Wie hatte ich das die letzten beiden Weihnachten vermisst. Das ganze Jahr über machte es mir nichts aus, Single zu sein, aber an Weihnachten werde ich dann doch immer sentimental und anlehnungsbedürftig. Dieses Weihnachten würde perfekt werden. Naja, fast perfekt. Vorher darf ich noch der traditionellen Bescherung bei meinen Eltern beiwohnen. Diesem Spektakel kann man sich bei uns nur durch Heirat und Gründung einer eigenen Familie entziehen. Soweit sind wir noch nicht, aber vorstellen kann ich es mir durchaus. Nach der Bescherung in die Christmette und danach zu dir. Etwas Besonderes hättest du vorbereitet. Dass es sich um ein erotisches Geschenk handeln würde, hatte ich längst begriffen. Du sparst nicht mit zweideutigen Aussagen und provozierenden Andeutungen, was mich umso neugieriger macht. Es würde wohl etwas Neues für mich sein, aber du bist dir sicher, es gefällt mir. Immer wieder hast du dich erkundigt, ob ich dir vertraue und ob ich bereit für eine neue Erfahrung sei. Natürlich vertraue ich dir. Ob ich bereit bin weiß ich nicht, habe ja keine Ahnung wofür. Ich werde jeden Tag neugieriger, habe keine Ahnung, worauf du wirklich hinaus willst.

Endlich war er da, der Heilige Abend. Bescherung und Christmette liegen hinter mir, ich bin auf dem Weg zu dir. Endlich. Mein Geschenk für dich liegt hübsch verpackt auf dem Beifahrersitz. Was würde mich wohl erwarten? Warum tust du gar so geheimnisvoll?

Vorfreude ist das nicht – irgendwie bist Du anders

Die Begrüßung ist liebevoll und herzlich wie immer, du schaust mir tief in die Augen und nimmst mich fest in den Arm. Aber irgendetwas ist anders. Du bist anders. In meinem Bauch breitet sich ein eigenartiges Gefühl aus, Vorfreude ist das nicht. Ich folge dir ins Zimmer, mein Päckchen für dich fest an mich gepresst. Ich hatte mir so viele Gedanken gemacht, jetzt bin ich gar nicht mehr so überzeugt von meiner Idee. Es ist das erste Mal, dass ich mich in deiner Gegenwart unsicher fühle. Du hingegen scheint dir sehr sicher zu sein. Ungewohnt selbstbewusst und energisch gehst du voran, nimmst mir am Ziel das Päckchen aus der Hand und legst es nahezu achtlos zu Seite. Wieder schaust du mir tief in die Augen. So hast du mich noch nie angesehen. Wieder breitet sich ein eigenartiges Kribbeln in meinem Bauch aus, irgendwie nicht mehr ganz so beängstigend wie vorher. Während ich noch zu ergründen versuche, welche Gefühle dieser Blick in mir auslöst, nimmst du mich in die Arme und beginnst mich zu küssen. Vorsichtig und zart am Anfang, dann leidenschaftlich und fordernd. Ich bin gerade wieder beruhigt und überzeugt davon, mich geirrt zu haben, da lässt du mich los, gehst einen Schritt zurück und sieht mich wieder mit diesem besonderen Blick an. So habe ich dich noch nie erlebt. Schon irgendwie beängstigend, aber auch irgendwie erregend. Und wieder diese Frage, ob ich bereit sei. Verdammt, wofür denn? Du sagst, ich könne jederzeit abbrechen, es sei nur ein Versuch. Ja, ich bin bereit, egal wofür. Fang endlich an, egal womit. Ich bin viel zu neugierig.

Ungewohnt scharf forderst du mich auf, die Augen zu schließen und mich umzudrehen. Unwillkürlich gehorche ich sofort. Ich höre, wie du um mich herum gehst und dir am Tisch, der jetzt direkt vor mir steht zu schaffen machst. Ich überlege gerade, ob ich nicht ein klein wenig blinzeln soll, da fauchst du mich an: „Stillhalten und nicht schummeln!“ Was geht denn da ab? Stocksteif bleibe ich stehen. Wenige Sekunden später kommst du ganz nah hinter mich, umfasst mich von hinten und küsst sanft meinen Hals: „Augen auf, Liebes“, flüsterst du zärtlich.

Seine dunkle Seite und das schwarze Tuch

Vor mir auf dem Tisch sehe ich ein dunkles Tuch und darunter versteckt mehrere kleinerer Gegenstände. Aha, wir machen jetzt ein Quiz. Meine Begeisterung hält sich arg in Grenzen. Du willst immer einen Gegenstand unter dem Tuch hervorholen und ich solle ohne Umschweife Namen und Verwendungszweck des Gegenstandes nennen. Klingt ja unglaublich spannend. Aber offensichtlich hast du dir große Mühe gegeben und so willige ich in dein Spiel ein. Der erste Gegenstand: „Handschellen“, sage ich und stocke. Was willst du jetzt hören. Die Assoziationen überschlagen sich in meinem Kopf. Verbrecherjagd willst du bestimmt nicht hören. „Fixieren, murmle ich. “Erfahrung?“ fragst du. Schweigen. „ERFAHRUNG?“ – Ich zucke. „Ja“, murmele ich noch leiser. Du scheinst zufrieden zu sein und kommst auf mich zu. Ein sanfter Kuss und mit Schwung ziehst du mir mein Shirt aus.

Dann greifst du nach dem nächsten Gegenstand. „Dildo, ja Erfahrung, und Verwendung weißt du selber“, sage ich mutig. Wieder dieser bedrohliche Blick. „Verwendung?“ „Naja, ähm, weißt du doch, ähm, haben wir doch schon … verwendet.“ „VERWENDUNG?“ Mir wird heiß, eine mahnende Stimme in mir will mich nach Hause schicken, auf meine sichere Couch. Ich bin viel zu neugierig auf das, was hier gerade passiert. Ich überlege fieberhaft, mein Kopfkino rast, aber ich kann die Bilder einfach nicht in akzeptable Worte fassen. Du hilfst mir etwas auf die Sprünge und fragst sanft: „Wo gehört der hin? Keine Ausflüchte!“ „Muschi“ flüstere ich. „Was macht er da?“ – „Vibrieren“ – „Gut, und jetzt einen ganzen Satz.“ Da ist sie wieder, diese Strenge in deiner Stimme, die mich irritiert und erregt gleichermaßen. Mit gesengtem Blick stehe ich da. „Der kommt in die Muschi und vibriert und kribbelt so schön.“ Du lächelst mich an, und kommst wieder zu mir. „Ich weiß“, raunst du, „du liebst dieses Kribbeln.“ Mir wird noch heißer, meine Gefühle fahren Achterbahn und schon stehe ich oben ohne und unten feucht mitten im Zimmer.

Die gewisse sensorische Stimulation

Der nächste Gegenstand stellt mich vor ein Rätsel. Ein Stab mit Federbüschel. Keine Ahnung, also schweige ich. Und wieder dieser bedrohliche Blick. „NAME, VERWENDUNG, ERFAHRUNG?“„Keine Ahnung und keine Erfahrung“, antworte ich und irgendwie schäme ich mich plötzlich für meine Ahnungslosigkeit. „Neugierig?“ fragst du. „Mhm“, erwidere ich zaghaft. Diese Antwort scheinst du erwartet zu haben und kommst wieder auf mich zu. „Stillhalten, Hände auf den Rücken.“ Immer noch irritiert mich dein Befehlston, und doch gefällst du mir so. Ich gehorche und du streichst mit den Federbüscheln über meine Brüste, ganz nah um die Brustwarzen herum. Es kitzelt wie verrückt und meine Nippel werden augenblicklich hart wie Perlen. „Das ist ein Federkitzler. Er wird zur sanften sensorischen Stimulation verwendet“ dozierst du und öffnest mir dabei die Hose. Lange halte ich das nicht mehr aus, nur so dazustehen, ohne dich zu berühren.

Nervös erwarte ich den nächsten Gegenstand und atme erleichtert auf, als du eine Augenbinde unter dem Tuch hervorziehst. Im Vergleich zu den bisherigen Dingen echt harmlos. „Augenbinde zum Augen verbinden und keine Erfahrung,“ kommt es wie aus der Pistole geschossen. Wieder lächelst du mich an und kommst auf mich zu. Ein kurzer Kuss und du ziehst mir die Hose aus, nicht ohne dabei über den Hintern zu streichen. Und wieder dieser unergründliche Blick.

Stille Nacht, Sündige Nacht…

„Noch eins, dann hast du es geschafft“ meinst du beiläufig. Schade eigentlich, so ein aufregendes Quiz hat man nicht alle Tage. Kaum ist der Gedanke zu Ende gedacht, schlägt er ins Gegenteil um, Gott sei Dank nur noch eins. Wie soll ich das überstehen? Du hältst zwei metallene Klammern in deiner Hand und schaust mich herausfordernd an. Ich weiß was das ist, aber das Wort will mir nicht über die Lippen kommen, Aufregung und Erregung wühlen sich durch meinen Körper. „STILLHALTEN! Name, Verwendung, Erfahrung?“ höre ich scharf deine Stimme. „Ich weiß es nicht“, versuche ich es. Offensichtlich nicht sehr glaubwürdig. „NAME, VERWENDUNG, ERFAHRUNG?“ deine Stimme hat einen bedrohlichen Unterton bekommen. „Ansonsten kann ich dir die Verwendung auch gerne auf der Stelle demonstrieren“. Hmm, war das ein Angebot? Soll ich einfach weiter schweigen? Reizen würde es mich schon. Nein, das ist mir dann doch zu heiß. In der Phantasie, ja, immer wieder gerne, aber hier so ganz real. Lieber doch nicht. Aber dann muss ich antworten und zwar schnell. „Klemmen“ flüstere ich. „GENAUER“„Nippelklemmen“„VERWENDUNG?“  – „Für die Brüste“„GENAUER“„Brustwarzen“„GANZER SATZ“ – Mann! Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich gehe fest davon aus, dass du das viel besser weißt als ich! Ich hab doch eh schon alles gesagt. Ein Blick von dir reicht und ich flüstere: „Nippelklemmen für die Brustwarzen“. Du kommst auf mich zu, bedrohlich hältst du die Klemmen geöffnet in den Händen. Ich halte meine Hände schützend vor die Brust. Du stehst direkt vor mir und grinst mich schelmisch an, ich verstehe die Welt nicht mehr. Liebevoll nimmst du mich in den Arm: „ Erfahrung keine, Phantasie reichlich. Liege ich da richtig?“ Ich nicke. „Du musst keine Angst haben, alles kommt zu seiner Zeit. Irgendwann bist du bereit dafür. Dann lassen wir zusammen deine dunkelsten Phantasien Wirklichkeit werden.“ Erleichtert lege ich meinen Kopf an deine Schulter. Langsam löst du dich von mir, legst Handschellen, Dildo, Federkitzler, Augenbinde und Nippelklemmen in das Tuch und faltest es sorgfältig zusammen. Feierlich gibst du mir das Päckchen in die Hand: „Fröhliche Weihnachten, mein Schatz. Lass uns ins Bett gehen, es ist spät geworden. Und nimm dein Päckchen mit…“ – Stille Nacht, Sündige Nacht!

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Über den Autor/die Autorin

Ahrina Timido

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