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Erfahrung sammeln im Studium

Erfahrung sammeln in Studium: Auf dem Boden steht geschrieben: Passion led us here
Geschrieben von Joey

Studieren für den Lebenslauf. Das ist das geheime Motto vieler Studenten – so zumindest mein Eindruck. Die Semesterferien werden für Praktika, Trainees und sonstige Fortbildungsmaßnahmen genutzt. Hauptsache eine Erfahrung mehr als der Kommilitone. Sonst hat man später auf dem Arbeitsmarkt ja auch keine Chancen mehr, oder?! Das stimmt auch – bedingt. Ich kenne eine Kommilitonin, die eine Absage erhielt, bloß weil ein anderer Mitbewerber eine Praktikumsstelle mehr vorzuweisen hatte. Obwohl sie besser ins Team gepasst hätte, habe man sich für den anderen entschieden. Die Erfahrung, die Erfahrung – Sie verstehen sicher.

Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht den Wert von Praktika verteufeln. Denn die Erfahrung, die du dort sammelst, ist nicht für deinen späteren Arbeitgeber oder deinen Lebenslauf gedacht; sondern für dich. Du solltest durch Praktika herausfinden, in welchem Beruf du dir später eine Karriere vorstellen kannst. Ein Praktikum in einem Gebiet zu machen, das dir zwar viel Geld bringt, dich aber sonst nicht interessiert, wird nur eines zur Folge haben: Enttäuschung. Daher mein Tipp: konzentriere dich auf das, was dir Freude bereitet und gut tut. Nicht auf das, was dir das fetteste Gehalt bietet.

Woher die Erfahrung nehmen?

Um während deines Studiums Erfahrung zu sammeln, musst du nicht unbedingt unzählige Praktika absolvieren. Es gibt weitaus interessantere Möglichkeiten, deinen Horizont zu erweitern und Kenntnisse zu sammeln; die noch dazu wesentlich effizienter sind. Das habe ich bedauerlicherweise erst nach meinem Abschluss erkannt.

Hochschulgruppen

Bereits als Erstie wirst du in der O-Woche wahrscheinlich mit Flyern der Hochschulgruppen überflutet. In den Info-Veranstaltungen stellen sie sich der Reihe nach vor, bis du als überforderter Neuankömmling schon wieder ganz vergessen hast, welche Gruppen es jetzt überhaupt gibt! Aber auch hier kannst du im Nachhinein selektieren und deine Auswahl treffen. Geh auch hier nach Interessen vor und versuche so, die Hochschulgruppen ausfindig zu machen, bei denen du dich gerne engagieren möchtest. Grob gibt es zwei Arten von Hochschulgruppen. Zum einen die allgemeinen und zum anderen die fachspezifischen.

Allgemein

In meinem Fall – ich habe Medien- und Kommunikationswissenschaften studiert – gab es beispielsweise in der allgemeinen Rubrik Gruppen wie die Fachschaft Philo(sophikum), die studentische Vertretung meines Fachschaftsbereiches. Bei AEGEE handelt es sich um eine europaweite Hochschulgruppe, die sich in der Europapolitik engagiert, sich gegenseitig um Auslandsstudenten kümmert und europaweite Kontakte mit anderen Studierenden und Universitäten pflegt. Dort kannst du Posten mit unterschiedlich viel Verantwortung übernehmen. Je nachdem, was dir liegt und wo du dich gerne weiterentwickeln möchtest.

Fachspezifisch

Die Auswahl an fachspezifischen Hochschulgruppen ließ bei mir nicht zu wünschen übrig. Im Zentrum für Medien und Kommunikation meiner Uni – ein Gebäude mit technischem Equipment für angehende Medienberufler – befanden sich gleich mehrere Gruppen mit den Möglichkeiten zum Filmen, Fotografieren, Schreiben, Radio machen und vieles mehr. Mit einigen Einleitungskursen für die Kameras und Ausstattung war es jedem gestattet, diese jederzeit auszuleihen. Merkt man während des Studiums, dass die Sparte Film einen interessiert, kann man jederzeit der dazugehörigen Hochschulgruppe beitreten. Dort fällt es viel leichter, eigenständig zu arbeiten und eigene Projekte umzusetzen.

Vorteile der Hochschulgruppen

In den Gruppen lernst du Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Organisation und knüpfst vor allem wichtige Kontakte. Gerade bei Organisationen, die in Kontakt zu anderen Unis und Studenten stehen, kannst du networken was das Zeug hält. Du wirst europaweit Kontakte und Anlaufstellen haben, die dir kein Praktikum bieten kann. In den fachspezifischen Gruppen kannst du dich in deinem Interessengebiet nach Lust und Laune austoben. Auch hier arbeitest du mit teilweise erfahreneren Studenten zusammen, die dir den ein oder anderen wertvollen Geheimtipp geben können. Ihr könnt im Team Projekte starten oder autonom arbeiten. Jedenfalls sammelst du wertvolle Kenntnisse, die dir keiner mehr nimmt.

Meiner Erfahrung nach machen Hochschulgruppen außerdem immer mehr Spaß, als beispielsweise ein ödes Praktikum in einer PR-Agentur. Du arbeitest mit gleichaltrigen frischen Köpfen zusammen. Ihr könnt eure Kreativität gegenseitig steigern. Somit steht euch die Welt offen und durch so eine Konstellation ist schon das ein oder andere erfolgreiche Sartup-Unternehmen entstanden. 😉

In Kontakt mit (externen) Dozenten

Hast du Seminare oder Vorlesungen, die von extern hinzugezogenen Dozenten gehalten werden, bietet das unvorstellbar wertvolle Chancen. Sie stehen bereits mitten im Berufsleben und zwar in genau dem Bereich, in dem du später auch einmal arbeiten wirst. Deshalb solltest du versuchen, mit ihnen in Kontakt zu treten und diesen gegebenenfalls zu halten. Das bedeutet nicht, dass du zum Schleimer mutieren sollst – die mag auch an der Uni niemand. Du kannst den Dozenten allerdings mit deinem Können überzeugen. Davon profitierst du in Form einer guten Note gleich mit. 😉
Gute Leistungen bleiben im Gedächtnis und könnten dir bei der Jobsuche von großem Nutzen sein. Außerdem hast du dann bereits einen „Insider“ in deiner Branche und in deinem Wunsch-Unternehmen sitzen, der beispielsweise ein gutes Wort für dich einlegen könnte.

Versuche so gut es geht von der Erfahrung anderer zu profitieren. Im Gegenzug solltest du natürlich auch dein bereits erworbenes Wissen mit weniger erfahrenen Studenten teilen und an sie weitergeben. Das kannst du wieder in Hochschulgruppen tun oder als wissenschaftlicher Mitarbeiter an deiner Universität. Auch das wird dir in deinem weiteren Leben jedenfalls nicht schaden.

Zusammenfassend

Lass dein Studium langsam angehen, ballere dich nicht zu mit Terminen und Praktika, wenn du auch viel leichter und mit mehr Freude Erfahrung sammeln kannst. Absolviere deine Pflichtpraktika, um einen Einblick in dein Berufsfeld zu erlangen und konzentriere dich dann auf deine Interessen. Starte eigene Projekte, statt dir jetzt schon alles vorkauen zu lassen. Du wirst nach dem Studium genug Stress um die Ohren haben und ab dann höchstwahrscheinlich erst einmal länger in einem Angestelltenverhältnis sein. Genieße also die Freiheiten, die dir das Studieren bringen und entfalte dich nach deinen Vorstellungen. 🙂

Bild: unsplash @Ian Schneider

Über den Autor/die Autorin

Joey

Das Leben ist kein Wunschponyschlecken. :)

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