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Linker Mainstream

Ein Pinocchio-Gesicht als Symbol zum Thema Linker Mainstream - jede Meinung ist legitim, es kommt darauf an, wie wir sie kommunizieren
Geschrieben von Svenja

Jedem seine Meinung – ohne Einschränkung!

Vor kurzem wurde mir in einer Diskussion über rechten Populismus „linker Mainstream“ vorgeworfen. Ich wusste bis dahin nicht, dass das ein Vorwurf sein kann. Aber es gab mir einen kleinen Anreiz zum Nachdenken und Nachforschen.

Ich habe den Begriff schon häufig gehört und wenn ich zurückdenke ist er sogar schon ein Schlagwort, meistens in Verbindung mit Kritik an rechts-gerichteten Aussagen. Aber was genau bezeichnet dieser Begriff eigentlich? Ich sehe mich selbst als politisch links gerichtet, sehe mich als ruhigen, umgänglichen, empathischen, aufgeklärten und reflektierten Charakter. Zumindest versuche ich, das zu sein. Das ist meine eigene kleine Definition von links – Nicht radikal denken, sondern radikal viel denken. Und damit die Welt zu einem harmonischeren Ort machen.

Was ist falsch an einer „linken“ Meinung?

Was also wäre schlecht daran, wenn der Mainstream links wäre? Ich habe mich daraufhin verstärkt mit dem Thema befasst, viel in meinem Umfeld umgehört und einige solcher Diskussionen auf Facebook gelesen. Und ausgerechnet dort viel mir auf was „linker Mainstream“ als Vorwurf meint. Es sind Leute die felsenfest die (aus meiner Sicht) eigentlich richtigen Werte vertreten, wie Toleranz, Demokratie, Menschenrechte, Fairness, Gleichstellung etc. .

Das Problem daran schlicht: Sie verteidigen sie auf die falsche Art und Weise.

Ich bekam häufig den Eindruck, dass viele diese Werte nicht aus irgendeinem eigenen Gedanken heraus verteidigen, sondern weil es ihnen ihre Eltern so beigebracht haben. Und so ähnelt ihre Argumentationsstruktur häufig der eines PEGIDA-Demonstranten: Wer nicht meiner Meinung ist, wird angepöbelt. Das ist ein Problem.

Richtige Meinung, falsche Kommunikation und Grabenbildung

Selbst wenn ihre Meinung aus menschlicher Sicht richtig ist, fördert dieses Verhalten aktiv Grabenbildung. Viele Menschen, teils selbst aufgeklärt – vor allem junge Erwachsene – fangen an, sich für Politik zu interessieren und hören – häufig über soziale Medien – natürlich auch rechten Populismus. Und Populismus ist eben daran charakterisiert, dass er auf komplizierte Fragen einfache Antworten gibt. Häufig die dümmsten Antworten, aber erst bei genauerem Hinsehen. Ausgerechnet die also, die anfangen, sich für politische Themen zu interessieren, aber nicht in der Lage sind, selbständig Populismus zu erkennen, werden, sobald sie eine aufgeschnappte, rechtsgefärbte Meinung öffentlich zur Debatte stellen, nicht aufgeklärt, sodass sie es sich nochmal in Ruhe überlegen könnten. Nein, sie werden angepöbelt, ausgelacht und niedergemacht.

Folge ist gerne, dass sie die „linken“ Meinungen als aggressiv und unreflektiert wahrnehmen. Es entsteht ein Graben zwischen „Linken“, die nicht in der Lage sind, sich mit politischen Themen in einer ordentlichen Diskussion auseinanderzusetzen, und „Rechten“, die eigentlich gar nicht so rechts wären, wenn sie nicht eine von Populismus beeinträchtigte Meinung geäußert, und dafür von vielen beinahe verstoßen worden wären.

Ein Graben also zwischen zwei Gruppen, die beide häufig wenig Information, aber viel Meinung haben, die bei beiden ursprünglich nicht die eigene ist. Was richtig ist, spielt hier nicht einmal eine Rolle.

Als Fazit, meine Bitte:

Denkt bitte bei eurer nächsten Diskussion, sei es auf Facebook, am Stammtisch, in der Universität oder im Sportheim daran: Es nützt mehr, auf den anderen zuzugehen, ihm die Hand zu geben und dabei zu schauen, was denn eigentlich genau zwischen einem liegt, anstatt ihn von sich wegzustoßen und zu beschimpfen.

Das Ergebnis kann sogar sein, dass beide gemeinsam auf einen neuen Nenner kommen, der die Einzelmeinungen in seiner Harmonie und Nützlichkeit für die Gesellschaft beide übertrifft.

Über den Autor/die Autorin

Svenja

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