Studentenbeiträge

Kaffee – gesund oder ungesund? Pro und Contra

Ein Haufen Kaffeebohnen und zwei Tassen Kaffee zum Thema pro und contra Kaffee, was stimmt denn nun?
Geschrieben von Studiblog Staff

Studien gibt es wie Sand am Meer – Pro und Contra Kaffee.

Ist Kaffee nun gesund oder ungesund? Wenn ja, in welcher Menge und in welcher Zubereitung? Pro oder Contra Kaffee?

Über diese Fragen lässt sich vortrefflich streiten. Und egal, wer welche Theorie vertritt, und sei sie noch so absurd, es wird sich immer eine Studie finden, die exakt diese Behauptung belegt. Denn Studien zum Thema gibt es von beiden Seiten wie Sand am Meer.

Vielleicht sollte ich vorausschicken, dass ich keinen Kaffee trinke, überhaupt keinen. Das hat auch gar nichts mit irgendeiner Überzeugung zu tun, er schmeckt mir ganz einfach nicht. Und, ich höre schon den Aufschrei in den Reihen der Kaffeeliebhaber, ich finde, Kaffee riecht eklig. Es ist mir persönlich also völlig egal, ob das schwarz aufgebrühte etwas nun gesund ist oder nicht. Vielleicht ist genau das der Grund, warum mir dieser Artikel zum Recherchieren und Schreiben zugeteilt wurde.

Also, dann fangen wir mal an. Ganz klassisch, so wie wir es in der Schule gelernt haben. These, Antithese, Synthese. Wer erinnert sich noch an die Pro-und-Contra-Erörterung?

Kaffee und Leistungsfähigkeit

Pro – Kaffee macht fit und wach

Das Koffein verhindert, dass die Aktivität der Nervenzellen mit andauernder Beanspruchung abnimmt, indem es an den Nervenzellen dort andockt, wo eigentlich der körpereigene Botenstoff Adenosin  für Ermüdung sorgen sollte. Adenosin ist dafür zuständig, den Energiehaushalt der Nervenzellen im Gleichgewicht zu halten und vor Überanstrengung zu schützen. Es verringert die Herzfrequenz und lässt den Blutdruck sinken, indem es die Blutgefäße erweitert. Das sind für unseren Körper Zeichen für eine Ruhephase.

Sind die Adenosin-Rezeptoren erst einmal durch das Koffein blockiert, kann das Adenosin nicht wirken. Die anregend wirkenden Neurotransmitter Serotonin, Dopamin, und Noradrenalin dagegen können ihre Wirkung besser entfalten. Der Körper wird dadurch wacher, der Geist konzentrierter. Die ungehinderte Ausschüttung von Dopamin zum Beispiel erhöht kurzfristig die Konzentration. Bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hüperaktivitätssyndrom) etwa ist der  Dopaminhaushalt gestört, es ist dauerhaft zu wenig Dopamin vorhanden. Die Betroffenen sind fahrig, sprunghaft, unkonzentriert, unaufmerksam. Beim gesunden Menschen sinkt der Dopaminspiegel nur bei Müdigkeit ab, Kaffee erhöht den Dopaminspiegel wieder und wirkt somit diesen Symptomen entgegen.

Contra – Kaffee macht schlapp und müde

Trotzdem gibt es Stimmen, die warnen,  wir würden den allmorgendlichen Wachmacher-Effekt weniger dem anregenden Koffein verdanken, als vielmehr der Linderung leichter Entzugserscheinungen, die sich über Nacht entwickelt haben. Denn lässt die Wirkung des Koffeins nach, bildet sich verstärkt Adenosin, durch das sich Kaffeetrinker noch viel matter fühlen als vor dem Konsum. Die Entzugserscheinungen können sich neben Müdigkeit auch in Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, deprimierter Grundstimmung, Reizbarkeit, vermindertem Leistungsniveau und Vielem mehr äußern. Diese Entzugserscheinungen können schon wenige Stunden nach dem Konsum von Koffein auftreten, so dass der Körper vermeintlich nach einer weiteren Ladung Koffein schreit. Andauernder Kaffeekonsum  kann unseren Körper auszehren und uns antriebslos machen. Dr. Julian Whitaker schreibt in seinem Buch „The Memory Solution“, dass durch die regelmäßige unnatürliche Anhebung der Energieproduktion durch Koffein das Energielevel des Körpers ständig erhöht ist, dem Körper dadurch Regenerationsphasen vorenthalten werden und er so langsam ausgezehrt wird. Quelle: Zentrum der Gesundheit

Eines der Hauptprobleme dabei ist: Koffein liefert keine Energie. Es gaukelt dem Körper lediglich durch chemische Reaktionen vor, energiegeladen zu sein. Lässt die Wirkung des Koffeins dann nach, fordert der Körper seine verdiente Ruhepause mit umso mehr Nachdruck, die Erschöpfungszustände werden immer gravierender. Um wirklich dauerhaft erfolgreich und leistungsfähig zu sein, benötigt der Körper echte, beständige Energiequellen und ausreichend Regeneration.

Was stimmt denn nun?

Besonders an diesem Punkt meiner Recherche freute ich mich sehr über meine „verirrten Geschmacksnerven“, denen Kaffee einfach nicht schmeckt. Ob nun diese oder jene Studie richtiger ist als die andere spielt für mich und meine Gesundheit zum Glück keine große Rolle. Ich kann in dem Fall beiden Seiten viel Glauben schenken. Gerade bei diesem Punkt, wie auch später beim Punkt „Kaffee als Suchtmittel“ ist sehr häufig zu lesen, auf die Menge kommt es an. Wobei die Mengenempfehlungen dann wieder zwischen einer und fünf Tassen pro Tag schwanken. Es ist auch erwiesen, dass jeder Körper anders auf Koffein reagiert. Zudem gibt es Studien, die auch entkoffeiniertem Kaffee wachmachende Wirkung zusprechen. Es muss wohl auch noch andere Inhaltsstoffe im Kaffee geben, die einen Einfluss auf unser Leistungsniveau ausüben. Die Frage, ob bei entkoffeiniertem Kaffee die selben Entzugserscheinungen auftreten, bleib dabei unbeantwortet.

Welcher Argumente euch nun mehr überzeugen und welche Konsequenzen ihr daraus zieht, überlasse ich euch und eurem persönlichen Empfinden…

Kaffee und schwerwiegende Krankheiten

Pro – Kaffee beugt schwerwiegenden Krankheiten vor

Kaffee vermindert das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Aktuelle Studien der UCLA David Geffen School of Medicine kamen zu diesem Schluss bei der Auswertung einer großen Gesundheitsstudie, die Datenmaterial von 20.000 US-Amerikanern enthielt. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Onlineausgabe der Fachzeitschrift der American Heart Association.

Kaffee kann das Leberkrebs-Risiko senken. Das fand das Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) heraus, und veröffentlichte ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition“. Sie werteten Gesundheits-Daten von über 500.000 Europäern aus der so genannten EPIC-Studie aus, die von 1992 bis 2000 lief, aus. Das Team stellte anhand spezieller Biomarker fest, „…dass es eine ursächliche Beziehung zwischen einem starken Kaffeekonsum und einem verminderten Leberkrebsrisiko gibt. Sie lassen zudem annehmen, dass Kaffee die Leber vor Entzündungen und Zellschäden schützt und so der Krebsentstehung entgegenwirkt.“ So die Studienautorin Aleksandrova. Quelle: T-Online

Kaffee schützt vor  Zellschäden indem er die sogenannten DNA-Strangbrüche verhindert, die zum Zelltod oder zu Mutationen führen können. Diese positive Wirkung wird vor allem den im Kaffee enthaltenen Antioxidantien zugeschrieben. Diese Studie veröffentlichten Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittelchemie der TU Kaiserslautern im „European Journal of Nutrion“

Als ich Google ausgiebig befragte, fand ich zu allen Krankheiten, die ich exemplarisch auswählte, Studien, die belegen, das Kaffee gut gegen diese Krankheit ist. Demnach hilft Kaffee unter anderem gegen:  Alzheimer, Asthma, Darmbeschwerden, Diabetes Typ 2, Fettleibigkeit, Herzrhythmusstörungen, Impotenz, Krebs, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Migräne und Parkinson. Das heißt aber nicht, dass man nicht zu jeder der genannten Erkrankungen eine Gegenstudie finden könnte, die belegt, dass Kaffee den Ausbruch dieser Erkrankung begünstigt.

Contra – Kaffee begünstigt schwerwiegende Krankheiten

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass durch die andauernde, durch Koffein „künstlich“  erzeugte Ausschüttung von Stresshormonen, die Leistungsfähigkeit des Immunsystems beeinträchtigt wird.

Kaffee fördert Inkontinenz. Im Jahr 2013 veröffentlichte das International Urogynecology Journal eine Studie mit dem wohlklingenden Namen „Measuring the success of combined intravesical dimethyl sulfoxide and triamcinolone for treatment of bladder pain syndrome/interstitial cystitis“ Doch so kompliziert wie der Titel der Studie vermuten lässt, ist es gar nicht: Der Konsum von Kaffee steigert den Harndrang und begünstigt Inkontinenz.

Kaffee verschlimmert Alzheimer. Zwar belegen Studien, dass die Gedächtnisleistung im Anfangsstadium der Alzheimererkrankung durch Koffein verbessert werden kann, Forscher der Universität Barcelona (Link zur Studie) fanden jedoch auch heraus, dass Koffein die psychischen Begleitsymptome von Alzheimer wie Unruhe, Aggression, Depression oder Ängstlichkeit steigert.

Kaffee kann Krebs erzeugen. Denn im Kaffee ist Acrylamid, das vor allem aus Fleisch vom Grill oder Pommes bekannt ist. Es entsteht auch beim Rösten der Kaffeebohne. Professor Alfonso Lampen, Lebensmitteltoxikologe und Leiter der Abteilung für Lebensmittelsicherheit am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt im Interview mit der Zeit Online: Acrylamid „wird von Enzymen in der Leber zu Glycidamid umgesetzt. Und Glycidamid ist ein Stoff, der sehr reaktiv ist und sich direkt an die DNA, also an Moleküle in unserem Erbgut heften kann. Das verhindert, dass der genetische Code vernünftig abgelesen werden kann – Mutationen entstehen, und die können Krebs auslösen.

Hoher Kaffeekonsum überfordert auf Dauer die Nebennieren. Ralph T. Golan beschreibt in seinem Buch „Herbal Defense“, dass Koffein die Hormonausschüttung in den Nebennieren aktiviert. Bei hohem Koffeinkonsum müsste die Nebenniere den Stoff schneller ausschütten, als sie produzieren kann. Der Kaffee wirkt also nicht mehr richtig, der Konsum steigt und damit auch die Überforderung der Nebennieren, die im Extremfall bis zum Kollaps führen kann.

Und wie bei der gesundheitsfördernden Wirkung suchte ich im Internet und fand Studien, die belegen, dass Kaffee folgende Krankheiten verursacht oder die Entstehung begünstigt: Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Osteoporose, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden, Zahnschäden,…

Und auch wenn der Kaffee an sich da wirklich nichts dafür kann, möchte ich zum Abschluss doch die Gefahr der bakteriellen Infektion oder Vergiftungen durch verunreinigte Kaffeevollautomaten erwähnen.

 Was stimmt denn nun?

In diesem Fall wohl beides, denn es kommt auf das Krankheitsbild darauf an. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kaffee aus über 4000 Inhaltsstoffen besteht, denen zahlreiche Wirkungen und Nebenwirkungen zugeschrieben werden können. Je nachdem, ob der Kaffee als Ganzes, oder einzelne Inhaltsstoffe betrachtet werden, fällt die Bewertung unterschiedlich aus.

Zu einem Punkt fand ich leider keine Studie. Es gibt wenige Menschen, die ihren Kaffee schwarz trinken, und die große Mehrheit, die ihn mit viel Sahne und/oder Zucker verfeinern. Besonders dabei wäre spannend, ob das größere gesundheitliche Risiko der Kaffee an sich, oder doch eher der hohe Verbrauch an Zucker und tierischen Fetten ist…

Kaffee und Stress

Pro – Kaffee hilft bei Stress

Forscher der Universität von Coimbra in Portugal fanden bei Versuchen mit Mäusen heraus, dass Koffein die Mechanismen im Gehirn unterbindet, die bei Stress ängstlich und vergesslich machen. Verantwortlich dafür soll der Adenosin-Rezeptor A24R sein. Bei Stress, besonders Dauerstress, bilden die Synapsen im Gehirn zu viele dieser Adenosin-Rezeptoren und funktionieren dann nicht mehr richtig. Das Koffein dockt an den Rezeptor A24R an, blockiert ihn und stellt so das „natürliche Gleichgewicht“ wieder her. Dadurch reagiert der Körper weniger auf vorhandenen Stress, dieser ist somit leichter bewältigbar und weniger belastend. Veröffentlicht wurden diese Forschungsergebnisse 2015 im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“

Contra – Kaffee löst Stress aus

Das Koffein regt die Nebenniere zur Produktion von Adrenalin an. Adrenalin wird bekanntlich dann im Körper freigesetzt, wenn er sich in einer Stress- und/oder Gefahrensituation befindet. Durch die erhöhte Adrenalinausschüttung wähnt sich der Körper in Gefahr und setzt Abwehrmechanismen frei. Blutdruck und Pulsfrequenz wird hochgefahren, die Verdauungstätigkeit wird gedrosselt und die Muskelspannung im Körper steigt. Diese Abwehrmechanismen ermöglichten es unseren Vorfahren, blitzschnell zu entscheiden, ob fliehen oder kämpfen die bessere Alternative ist und dann mit „übermenschlichen“ körperlichen Kräften zu reagieren. Diese sind, mit Verlaub gesagt, am Schreibtisch völlig sinnlos. Wird das Adrenalin im Körper nicht adäquat verbraucht und lässt der Koffein-Schub nach, machen sich Müdigkeit und Erschöpfung breit. Genau das wollte man eigentlich vermeiden…

Dass Koffein die Ausschüttung von Adrenalin anregt und somit den Körper in einen Stresszustand versetzt, beschreiben neben vielen weiteren Forschern auch Ralph T. Golan in seinem Buch Herbal Defense oder Dr. Julian Whitaker in The Memory Solution.

Was stimmt denn nun?

Menschen, die viel negativen Stress haben, haben oft einen hohen Blutdruck oder Probleme mit dem Herzen. Sie trinken statistisch gesehen viel mehr Kaffee, als entspannte Menschen. Oft mit der Begründung, der Kaffee helfe beim „herunter kommen“. Einige Forscher sagen, Kaffee verstärkt genau diese unerwünschten Stresssymptome.

Fakt ist, wer viel Stress hat, trinkt statistisch gesehen viel Kaffee. Ob nun der viele Kaffee Schuld ist am erhöhten Herzinfarktrisiko gestresster Menschen, oder doch der Stress an Sich ungesund ist und der Kaffee eher dabei hilft, die Stresssymptome zu vermindern, das könnt ihr jetzt selber entscheiden…

Kaffee und Depressionen

Pro – Kaffee beugt Depressionen vor

Gemeint ist hier nicht der kurzfristige aufputschende, stimmungsaufhellende Effekt, den das „Koffein-Hoch“ im Körper erzeugt. Es geht hier um die langfristige Prophylaxe der echten Depression.

Zu dieser Behauptung gibt es wohl die meisten Studien, und wie immer sind alle irgendwie Auslegungssache. Es beginnt schon mit der Definition von Kaffee.  Wird nur Kaffee mit Koffein bewertet, oder auch entkoffeinierter Kaffee? Gesüßt oder ungesüßt, wenn ja, womit? Speziell Kaffee oder Koffein, egal in welcher Form? … Nichts desto trotz weisen sehr viele dieser Studien statistisch signifikante Unterschiede bezüglich der Anfälligkeit für Depressionen auf.

Hier einige Beispiele:

Im Jahr 2009 veröffentlichte A.P. Smith in der Human Psychopharmacology, dass bei seiner Studie die Rate klinisch relevanter Depressionen bei Koffeinzufuhr signifikant vermindert war. Eine weitere Studie, die 2010 zum selben Ergebnis kam, befasste sich ausschließlich mit Männern, mit 2.200 finnischen Männern. Allerdings war dabei das Ergebnis nur bei „richtigem“ Kaffee nachweisbar. Bei der reinen Gabe von Koffein konnte keine Auswirkung auf das Depressionsrisiko festgestellt werden.

2011 kamen dann die Frauen dran. Sie wiesen beim Konsum von koffeinhaltigem Kaffee ein geringeres Erkrankungsrisiko auf. Entkoffeinierter Kaffee zeigte in der Studie rund um das Forscherteam von M. Lukas diesbezüglich keine Wirkung. 2014 wies auch der japanische Forscher X. Gou in einer Querschnittsstudie mit 500 Teilnehmern eine niedrigere Prävalenz depressiver Symptome bei höherem Kaffeekonsum auf. Allerdings zählte für ihn auch grüner Tee und die Einnahme von Koffeintabletten als „Kaffeekonsum“.

Eine der umfangreichsten Studien war ebenfalls 2014 eine Beobachtungsstudie der NIH-AARP Diet and Health Study mit mehr als 260.000 Teilnehmern. Diese Studie kam zu dem Ergebnis, „dass, verglichen mit Abstinenzlern, das Trinken von Kaffee oder Tee ohne jedwedes Süßen mit einem niedrigeren Depressionsrisiko verbunden war. Dieselben Getränke mit künstlichen Süßstoffen versehen, schienen das Risiko für Depressionen hingegen zu erhöhen. Die Zugabe von Honig oder Zucker wirkte sich nicht aus.“ (Quelle: Grosso, G. et al. Mol Nutr Food Res, 60(1):223–34, 2016.)

Diese Liste ließe sich noch unendlich fortführen. Insgesamt kann man feststellen, dass sich unglaublich viele Studien mit dem Zusammenhang von Kaffee/Koffein und der Vorbeugung von Depressionen beschäftigen und die meisten davon auf irgendeine Art und Weise diesen Zusammenhang auch tatsächlich belegen können.

Contra – Kaffee begünstigt die Entstehung von Depressionen

Unbestritten wirkt Koffein auf den Körper. Und keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Übermäßiger Koffeinkonsum führt durch die andauernde Übererregung des Körpers zu Erschöpfung, Angstzuständen, Schlaflosigkeit und eben auch zu Depressionen. Stephen Cherniske beschreibt dieses Überangebot an Koffein als Zustand chronischer Vergiftung, wogegen sich der Körper organisch und psychisch zur Wehr setzt. Der Körper reagiert außerdem, ähnlich wie bei Vergiftung durch Nikotin, mit einen Gewöhnungseffekt. Die gewünschte Wirkung lässt bei gleichbleibender Dosis nach. Steht dem Körper dann kein Koffein zur Verfügung, reagiert er mit Entzugserscheinungen wie Nervosität, innerer Unruhe und Stressempfinden. Eine bei nahezu allen Süchten bekannte Entzugserscheinung ist, dass sie die Entstehung von Depressionen begünstigen, weil die Psyche glaubt, einen ständigen Mangel verwalten zu müssen.

 Was stimmt denn nun?

Dass Kaffee lange Zeit über die Maßen verteufelt wurde, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Dass die „Wiedergutmachung“ schnell ins Gegenteil umschlagen kann, und vorhandene schädliche Wirkungen oder  Nebenwirkungen auch gerne mal verschwiegen werden, ist ebenso gängige Praxis. Wenn ihr euch also die mehreren Tausend, überall präsenten, oft schön verpackten Studien zu Gemüte führt, die dem Kaffee depressionsvorbeugende, ja sogar glückseligmachende Wirkung zusprechen, dann vergesst nicht, wenigstens mal kurz auch die Gegenargumente zu recherchieren. Was ihr dann letztendlich glaubt, bleibt euch selber überlassen…

Kaffee und Sucht

Pro – Kaffee ist ein Genussmittel

Von Duft und Geschmack einmal abgesehen, verbinden viele Menschen auch sonst mit Kaffee positive Erlebnisse, nicht umsonst ist der Kaffee in fast allen Kulturen weltweit tief verwurzelt. Der Kaffee am Morgen macht wach und verspricht einen angenehmen Start in den Tag. Deswegen spricht man auch vom „Schwarzen Muntermacher“.

Sich „auf einen Kaffee zu treffen“ ist ein geläufiges Synonym für ein kurzes, zwangloses, unkompliziertes Treffen mit Freunden, Kommilitonen oder Kollegen. Ein Pläuschchen am Kaffeeautomaten ist förderlich für das kollegiale Miteinander, der Kaffee nach dem Mittagessen sorgt für die entsprechende Verdauungsförderung. Man trifft sich zu netten Gesprächen und oft vermischt sich ganz selbstverständlich berufliches Fachsimpeln mit privatem Geplauder. Und nicht selten verabredet man sich zum (ersten) Date „auf einen Kaffee“. Was soll daran also schlecht sein. Vom Wiener Kaffeehaus über den Seniorennachmittag bis hin zum gemütlichen Mädelsabend, das Kaffeekränzchen verspricht Geselligkeit.

Alles perfekt, wäre da nicht das ständige schlechte Gewissen, dass „sich auf einen Tee“ zu treffen doch viel gesünder wäre und allzuleicht die Grenze zwischen Genuss und Sucht überschritten wird.

Die Onlineplattform drogen-aufklaerung.de schreibt dazu, dass Kaffee nicht süchtig macht. Und die müssen es ja wissen. Die Substanz erhöhe zwar die Aktivität mehrerer Gehirnzentren, die typischen Suchtzentren wären aber nicht dabei. Allerdings wurde diese tolle Erkenntnis an Ratten erforscht und die Übertragbarkeit auf den Menschen ist nicht erwiesen…

Contra – Kaffee ist ein Suchtmittel

Kaffee kann wohl mit anderen legalen Suchtmitteln verglichen werden. Bei mäßigem Gebrauch lassen sich ebenso wie bei Alkohol, Smartphone &Co je nach Intention der durchgeführten Studie positive und negative Argumente finden. Und ebenso wie bei Alkohol, Smartphone & Co kann übermäßiger Konsum zu Störungen führen. Zumindest in Europa, hier gibt es Coffeinismus als Krankheitsbild, das im ICD 10 klassifiziert ist (ICD 10 GM2018 F15, Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien, einschließlich Koffein). In Amerika existiert die Koffeinsucht nicht, zumindest formell.

Die Ärztezeitung veröffentlichte im November 2016 ein Interview mit dem renommierten Suchttherapeuten Dr. Wolfgang Beiglböck. Der schreibt zur Suchtgefahr von Koffein:

„Aus meiner Praxis im klinischen Bereich kenne ich Patienten, die Entzugserscheinungen auf Koffein zeigten, wenn sie keinen Kaffee bekamen. Bei den Jüngeren ist ähnliches bei Energydrinks oder Cola zu bemerken. Die Folgen sind auffällig: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit. … Es ist ein bekanntes Phänomen, dass man bei dem Entzug von einer Substanz auf eine andere umsteigt. Da entstehen mitunter neue Probleme, wenn zum Beispiel auf Alkohol gewechselt wird. Bei Patienten, die Alkoholentzug machen, steigt der Konsum von anderen Substanzen wie Nikotin oder eben Koffein. Das wird dann speziell interessant, wenn auf das Koffein körperliche Reaktionen kommen. … Es gibt auch eine Überdosis bei Koffein. Ähnlich wie bei einem Alkoholentzug zeigt sich ein Symptombild mit Zittrigkeit, innerer Unruhe und Herzflattern. Es gab auch schon Todesfälle mit Koffein. Mit Koffein-Tabletten wurden schon Suizide begangen.“

Was stimmt denn nun?

Drei im ICD 10 klassifizierte Kennzeichen der Suchterkrankung sind der Gewöhnungseffekt, also die permanent benötigte Dosissteigerung, das Auftreten von Entzugserscheinungen und die bewusste Inkaufnahme negativer Begleiterscheinungen. Ebenfalls im ICD 10 festgelegt ist, dass Sucht bzw. Suchtverhalten krankhaft ist. Was krank ist, kann nicht gesund sein. Die Frage, ob hoher Kaffeekonsum gesund ist, bzw. wie hoch „hoch“ ist, dürft ihr nun gerne selber entscheiden…

Kaffeebohnen, frisch und in Handarbeit geerntet zum Thema Pro und Contra Kaffee

Fazit – Pro und Contra, der ewige Streit

Seit Jahrhunderten streitet sich die Fachwelt über das Pro und Contra in Fragen Kaffeekonsum. Noch vor wenigen Jahren wurde der Kaffee von der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler als schädlich für den menschlichen Organismus eingestuft. Ja sogar auf der offiziellen Dopingliste landete er, wegen der aufputschenden Wirkung des Koffeins.

Heutzutage betonen Wissenschaft und Medizin überwiegend deutlich die Vorteile des Kaffeekonsums. Die Pro-Kaffee-Fraktion sagt, das läge an den besseren Forschungsmethoden und den exakter evaluierten Studien. Die Contra-Kaffee-Fraktion hält dagegen, der Wandel in der Beurteilung der Schädlichkeit von Kaffee würde am gestiegenen Einfluss der Kaffee-Lobby liegen.

Doch nicht nur die Fachwelt streitet sich, wie schon die Komponisten Johann Sebastian Bach und Carl Gottlieb Hering im 18. Jahrhundert bewiesen. Johann Sebastian Bach komponierte mit der „Kaffeekantate“ eine kleine Liebeserklärung an den Kaffee: „Ei! wie schmeckt der Coffee süße, lieblicher als tausend Küsse, milder als Muskatenwein. Coffee, Coffee muss ich haben.“  Doch Carl Gottlieb Hering hielt etwas später dagegen mit dem Kanon „C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee!“ mit den sechs Anfangstönen C-A-F-F-E-E.

Wenn sich sogar die alten Komponisten einmischen in die Pro-und Contra-Diskussion zum Thema Kaffee, dann dürft ihr das natürlich auch. Schreibt uns eure Meinung. Habt ihr Argumente Pro oder Contra, die in diesem Artikel nicht auftauchen? Oder habt ihr sogar eine Studien-, Haus- oder Seminararbeit zum Thema Kaffee geschrieben? Dann lasst es uns Wissen, zu welchem Ergebnis ihr gekommen seid.

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