Studentenleben

Heavy Metal – Ein buntes Schwarz

heavy metal konzert
Geschrieben von K B

Schwarz gekleidet, langhaarig, aggressiv, tätowiert, betrunken, grimmig – so ist er, der Heavy Metal Fan. Klischees sind schon etwas Feines, sie machen die Welt so schön einfach. So schön schwarz-weiß.

Vor gar nicht langer Zeit war ich mit meinem Freund auf einem Heavy Metal-Konzert im Olympiastadion in München. Über das Konzert an sich möchte ich gar nicht schreiben, das muss man erlebt haben. Es war geil! Ein riesiges Konzert mit knapp 70.000 Besuchern. Folglich 70.000 schwarze, langhaarige, aggressive, tätowierte, betrunkene, grimmige Menschen.

Ist mir irgendwie gar nicht so vorgekommen…

Hier mein persönliches Heavy Metal Erlebnis in vier Szenen:

  1. Szene:

Das Abenteuer begann schon in der U-Bahn-Station. Es wimmelte nur so vor Menschen. Zugegeben, die meisten waren schwarz gekleidet, viele auch langhaarig und tätowiert. Uns als Landeier war das gerade recht. Verlaufen konnten wir uns schon mal nicht, immer der Herde schwarzer Fan-Shirts nachgelaufen und schon kommt man sicher ans Ziel. Die bereits volle U-Bahn fährt ein. Wir haben Glück und sie hält genau vor unserer Nase. Vorsichtig steigen wir ein und quetschen uns so unauffällig wie möglich zwischen die anderen Fahrgäste. Geht gerade so, aber nach uns wollen noch weitere drei Menschen in schwarzen Fan-Shirts an dieser Tür einsteigen. Ein „Schrank“ ruft von draußen:  „Bauch einziehen, wir wollen auch noch mit!“ Und  ein langhaariger Dürrer von drinnen antwortet: „Steigts ein, des geht schon no!“ Und mit einem kräftigen Schwung komprimieren der Schrank und der Dürre die Fahrgäste, so dass alle drei Wartenden noch mitfahren können.

Wenn jetzt nur ein Teil der Gerüchte über die Münchner U-Bahn stimmt, dann grenzt es nahezu an ein Wunder, dass bei dieser Aktion niemand lauthals zu Schimpfen begann. Im Gegenteil, die Stimmung war ausgelassen, man unterhielt sich miteinander. Wenn ihr sehr mutig oder sehr lebensmüde seid, dann probiert diese Aktion mal im morgendlichen Berufsverkehr…

  1. Szene

Wir kamen bei unserem Platz an (ja, Schande über mein Haupt, ich gebe es zu, wir hatten Sitzplatzkarten). Bevor es losging hatte ich noch genug Zeit, die Menschen um mich herum zu beobachten. Da stand knapp vor mir ein wahrer Klischee-Metaler: dunkle lange Haare, tätowierte Arme, schwarze Hose, Fan-Shirt . Einzig das T-Shirt entsprach nicht dem Klischee. Es war weiß. Strahlend weiß mit buntem Aufdruck, hauptsächlich in Rot, Blau, Grün und Violett. Richtige Farben, trotz Fan-Shirt. Schräg davor saß eine junge Frau auf ihrem Platz. Dass sie schwarze Kleidung trug fiel erst auf den zweiten Blick auf, auf den ersten Blick sprangen sofort ihre langen, leuchtend blauen Braids ins Auge. Weiter unten saßen vier junge Männer in „ganz normaler“ Alltagskleidung, nichts Schwarzes, kurze Haare, keine sichtbaren Tattoos. Eher so „Typ BWL-Student“, optisch jedenfalls keine „richtigen“ Metal Fans, dafür aber mit viel guter Laune und reichlichem Bierkonsum. Ebenfalls direkt in meinem Sichtfeld war ein verliebtes Pärchen im Partnerlook, Funktionsjacken, sie orange mit blau, er blau mit orange. Wie süüüüß…. Und dann war da noch der ältere, weißhaarige Herr im dunkelblauen Anzug mit Fernglas um den Hals. Ich weiß nicht, ob er absichtlich bei dieser Veranstaltung war, oder ob der eigentlich in die Oper wollte. Jedenfalls schien er sich wohl zu fühlen und beobachtete das Geschehen auf und vor der Bühne sehr aufmerksam.

Bei genauerer Betrachtung war es um mich herum bei Weitem nicht so Schwarz wie ich gedacht hatte.  Vielleicht lag es ja daran, dass wir Sitzplätze hatten und die „wahren Heavy Metal Anhänger“ Arena-Karten. Aber auch von dort unten leuchteten T-Shirts in allen Farben herauf.

  1. Szene

Zwei Männer gehen vor Konzertbeginn die Treppe hinunter auf der Suche nach ihrem Sitzplatz. Ich bekomme folgenden Dialog zu hören. Ich schwöre, genau so war es:

Typ 1: Kleidung eher moderner Urban-Style, Kappe verkehrt herum auf dem kurzen braunen Haar. Verschränkte Arme, säuerlicher Gesichtsausdruck.

Typ 2: Komplett in Schwarz von den Haaren bis zu den Schuhen, Haut sehr bleich, Frisur a la Prinz Eisenherz. Ungelenke Bewegungen, genervter Gesichtsausdruck. Alles in allem eine ungewöhnliche Erscheinung.

Typ 1: (empört) Also das sind ja nur so Plastikstühle!!!!!

Typ 2: Pahhh (theatralische, verächtlich wegwerfende Handbewegung)

Typ 1: Also SO wollte ich nicht die ganze Zeit sitzen!!!!!

Typ 2: (schnippisch) Spatzl, das wirst schon aushalten!…

  1. Szene

Direkt neben uns saß ein echtes Waidler Urgewächs (Waidler = Bewohner des Bayerischen Waldes 😉 ). Der teilte uns im breitesten Dialekt mit, dass er „nur wega seim Bou“ (= nur wegen seines Buben) da ist. Dieser 14-jährige Sprößling höre normalerweise ausschließlich Rap und Hip Hop. Der „Bou“ solle heute mal „äbs gscheids“ (= etwas Gescheites) hören und sich doch bitte endlich für richtige Musik begeistern. Ob den Vater das Konzert begeisterte und ob diese Begeisterung auf den Sohn überschwappte, konnte ich von außen nicht beurteilen, da der Waidler an sich eher sparsam ist im Ausdruck seiner Gefühlsregungen. Diese Beiden waren ein Musterbeispiel, um dieses Waidler-Klischee zu belegen.

Wie ist er denn nun, DER Heavy Metal Fan?

Knapp 70.000 Leute, alle feiern, singen, tanzen und grölen zur Musik die sie lieben. Vom 14-jährigen „Bou“ bis zum Senior mit Fernglas war altersmäßig alles vertreten. Mir ist kein einziger aggressiver Mensch aufgefallen, betrunken waren erstaunlich wenige. Grimmig war wenn überhaupt dann nur das Spatzl, weil es auf einem Plastikstuhl sitzen musste. Überwiegend schwarz ist er, der Heavy Metal Fan, das lässt sich trotz der vorhandenen Farbkleckse irgendwie doch nicht leugnen.

Ich habe selten so ein buntes Schwarz gesehen…

 

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K B

2 Kommentare

  • Ich habe in Google die Frage eingegeben, warum in der Metalszene alle schwarz angezogen sind. 😉 Eigentlich nur aus Interesse, ob ich mit bunten Klamotten auf einem Metal – Konzert stark auffallen würde…

    Aber nach diesem Bericht hier zu urteilen und danach, wie die Menschen aus der Metalszene, die ich kurz kennenlernen durfte, mir freundlich entgegen kamen, ist das alles kein Problem, … denn alle haben Spaß an der Musik und feiern diese gemeinsam.

    Ich schreibe diesen Kommentar, weil ich mich unbedingt bedanken möchte für die amüsanten Minuten, die ich beim Lesen hatte. Es ist unterhaltsam, witzig und schön geschrieben.

    Alles Gute, viel Erfolg und weiterhin viel Spaß.

    LG Sunny

  • Hi Sunny, vielen Dank für das Lob, wir freuen uns wenn du dich amüsieren konntest! 😉 LG vom StudiBlog-Team

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