Wenn man Kinder fragt, was sie werden wollen, wenn sie erwachsen sind, bekommt man sofort eine Antwort. Sie sehen es ganz klar vor sich. Kein Nebel verhindert ihnen die Sicht. Keine Gedanken versperren ihnen den Weg. Ich war ein sehr volatiles Kind was meine Zukunftspläne betrifft. Aber meine häufigste Antwort war wohl: Besitzerin einer Pferderanch. Hierbei ist es erwähnenswert, dass ich damals noch nicht richtig verstand, was es bedeutet, eine Ranch zu führen. Lasst euch das gesagt sein, es dreht sich nicht alles um das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Es ist nicht nur der Reiter, den ein Pferd manchmal fallen lässt. Oder wie man so schön sagt: was vorne rein geht, muss hinten wieder raus. Aber wie auch immer.
Abitur – und dann?
Wie jeden aufwachsenden Teenager verließ mich diese sorglose Entschlossenheit bezüglich meines Traumberufs irgendwann. Auf die sorglose Entschlossenheit folgte die freudlose Gleichgültigkeit. Und auf die freudlose Gleichgültigkeit folgte die maßlose Verzweiflung. Und dann kam das Abitur. Eine große Denkblase mit der Inschrift „Was soll ich bloß studieren?“ war meine ständige Begleiterin. Hauptfach Anglistik mit Nebenfach Musikwissenschaft schien am naheliegendsten. Englisch gehörte schon in der Schule zu meinen Lieblingsfächern und Musik war meine größte Leidenschaft. Euphorisch über diese logische Schlussfolgerung stürzte ich mich in mein erstes Semester. Doch wie so häufig im Leben ist die erste Entscheidung nicht immer die beste. Die mit diesem Studium verbundene Langeweile überstieg schon bald meine anfängliche Übermotivation. Kurzerhand entschloss ich mich, meinen Geistesblitz in den Sand zu werfen und meine nicht ganz-so-brillant-wie-gedachte Zukunftsplanung neu zu formieren.
Das wohl banalste Studium
Nachdem ich mit Englisch und Musik ein eher eingeschränktes Interessenfeld aufwies, fiel meine Entscheidung auf das wohl banalste Studium: BWL. Wie so viele war ich zu meiner Schulzeit ein akuter Wirtschaftshasser. Und trotz dieser anhaltenden Lebenseinstellung trieb mich irgendein Gefühl in mein unvermeidliches Schicksal. Doch wie schon so oft in bedeutsamen Märchen führte mich der steinige Weg zur heilsamen Erleuchtung. Schaut euch nur Aschenputtel an und transferiert es auf BWL und mich und schon versteht ihr was ich meine. Während mir das BWL-Studium anfangs als steiniger Weg erschien, durchlebte Aschenputtel eine Treppe voller Pech und den Verlust eines Schuhs. Am Ende bekam sie jedoch den Prinzen, was man mit viel Fantasie mit meiner heilsamen Erleuchtung bezüglich meiner Berufsplanung vergleichen kann.
Was mir als eine eher zwangsläufige Notlösung, mit der man schon irgendeinen Job bekommen wird, erschien, öffnete mir nämlich die Augen. Manchmal verfolgt man einen Weg, aber geht die Ecken nicht richtig aus. Manche Ecken besitzen Türen, die mit einem einfachen Klick geöffnet werden können und neue Perspektiven bieten. Das BWL-Studium war eine dieser Ecken für mich und schon bald machte es bei mir „klick“.
Meine Parallelen von Musik und Marketing
In meinem zweiten Semester besuchte ich eine Marketingvorlesung. Und dabei wurde mir eines klar: Mir wurde bewusst, dass Musik und Marketing viel gemeinsam haben. Sie beschäftigen sich beide mit Aspekten wie dem Erwecken von Gefühlen und dem Adressieren von Werten, Interessen und dem Lifestyle von Zielgruppen. Dadurch realisierte ich, dass es nicht die Musik selbst war, die in mir die Leidenschaft und die Begeisterung weckte. Es war die Fähigkeit, durch Kreativität und Engagement das Verhalten und das Handeln von Personen positiv zu beeinflussen. Und auch mein zweites Interessenfeld kam nicht zu kurz. Durch die eher internationalen Berufsfelder, die die BWL bietet, spielt die englische Sprache einen wichtigen Teil in diesem Studium und ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe.
Nun bin ich 22 Jahre alt und befinde mich im letzten Semester meines Bachelors. Das Studium unterzog mich einer Gehirnwäsche – im positiven Sinne – und ersetzte meine anfängliche Skepsis und Abneigung durch Freude und eine klare Zukunftsvision. Nach meinem Bachelor werde ich einen Master in Marketing im Ausland beginnen und möchte innerhalb einer Gruppe von Studenten aus verschiedenen Kulturen lernen und wachsen und meine Interessen und Meinungen teilen.
Mein Weg hat mich gelehrt, dass schwierige Situationen häufig zum Glück führen und manchmal das Bauchgefühl die Intelligenz des menschlichen Gehirns übersteigt. Mir hat mein Gefühl meinen Lebensweg geebnet. Und auch wenn dieser Weg steinige Passagen und Umwege enthielt, bin ich froh, ihn gegangen zu sein.
https://studiblog.net/2017/11/01/marketing-studium-voraussetzungen/
https://studiblog.net/2020/01/09/berufswahl-nach-dem-studium/
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