Alle Jahre wieder …
Weihnachten und das Singledasein
Sonntag. Der erste Advent, um genauer zu sein. Für mich nichts besonderes. Wobei in diesem Jahr zum ersten Mal auch auf meinem Tisch ein hübscher Adventskranz steht. Selbstgemacht. Minimalistisch. Persönlich. Eine goldene Kuchenplatte, ein paar große Tannenzapfen und vier weiße dicke Kerzen. Kurz: ich liebe ihn.
Zurück zum Sonntag. Wie immer habe ich lange geschlafen und mir ein paar leckere Pfannkuchen gezaubert. Für einen perfekten „Lazy Sunday“ gehören für mich ein paar Folgen Sex and the City und mein Onepiece Pyjama einfach dazu.
Von dieser – für mich – fabelhaften Szenerie musste ich ein Foto machen und es bei Insta hochladen. Ihr wisst schon, #pancakes #sexandthecity #loveit #couch #adventskranz,#pyjamaday
#whoopwhoop!
Aber je länger ich das Bild betrachtete – meinen Tisch mit dem Adventskranz und der einen brennenden Kerze, dem einen geschmackvollen Gedeck mit dem Teller Pancakes und Himbeeren und dem Fernseher auf dem Carrie zu sehen ist – umso mehr zog es mich runter. Bin ich gerade wirklich stolz darauf, dass ich an einem Sonntag allein zuhause sitze, eine 90er-Serie schaue und Pfannkuchen, wenn auch ohne Mehl und Zucker, in mich reinstopfe? Soll das die ganze Welt sehen?
Nicht wirklich! Stolz verwandelte sich in Traurigkeit. Keine zehn Minuten war das Bild online, ehe ich es wieder löschte und inständig hoffte, niemand hätte es in dieser kurzen Zeit gesehen. Als ob! Normalerweise zeigen sich alle in sozialen Netzwerken von ihrer besten Seite. Ziehen eine Show ab und präsentieren ihr tolles Leben. Ich tat in diesem Augenblick genau das Gegenteil. Obwohl das Foto wunderschön war, so offenbarte es die Wahrheit und brachte sie auf lächerliche Weise auf den Punkt: Ich bin allein. Kein Filter hätte die Einsamkeit in diesem Bild überdecken können. Es fehlte nur noch die Katze, dann wäre das Klischee der alten Jungfer perfekt gewesen.
Ach, scheiss drauf!
Um ehrlich zu sein, ist es mir eigentlich egal, dass ich single bin. Und bisher konnte mir auch die besinnliche, von allen Singles gefürchtete Weihnachtszeit nichts anhaben. Aber wieso haben viele so eine Angst vor dieser Zeit? Eins ist doch klar, im Sommer bedeutet das Singledasein Freiheit und Lebenslust, im Winter hingegen die eiskalte und grausame Konfrontation mit dem Alleinsein. Keiner geht raus. Kalt, nass, grau und trist. Winter eben.
Und während die Vorweihnachtszeit eine besonders kuschlige Zeit für Paare ist, hängen wir Singles allein zuhause rum …
Auf Facebook und Co. kursieren dann vermehrt diese beschissenen Ratgeber, die einem extrem coole Alternativen vorgaukeln wollen, wie „Weihnachten allein: 5 Highlights für Singles“ oder „Allein unterm Baum? Wie Sie Weihnachten als Single überstehen“. Überstehen impliziert ja schon Verzweiflung, die sicher nicht mit einem mutigen Solo-Kinobesuch übertüncht werden kann. Aber dann hätten wir auch noch diese total lustig gemeinten Aufzählungen, die uns aufmuntern sollen und sagen wollen: „Hey, es ist voll okay an Weihnachten Single zu sein!“
Wie „Viel mehr Essen für dich“, „Kein sündhaft teures Geschenk besorgen zu müssen“ oder „Nicht zu ihrer/seiner Familie zu müssen“.
Einem Single gewinnt man mit diesen echt überzeugenden Gründen nicht mal ein müdes Lächeln ab, geschweige denn es als eine Art Bestätigung zu sehen, sich an Weihnachten verdammt glücklich schätzen zu können eben keinen Partner zu haben. Hallo Festtags-Blues! Aber viele vergessen, Weihnachten ist ein Familienfest.
Daher sieht die Wahrheit für uns Singles so aus:
Fazit: Du bist nicht allein! Auch wenn du single bist, immerhin hast du deine bucklige Verwandtschaft und deine Freunde.
Also wieso ließ ich mich von diesem blöden Insta-Bild so runterziehen? Wenn die zweite, dritte und vierte Kerze brennt, werde ich zuhause sein. Pancakes essen, Sex and the City schauen und mich darüber freuen, Weihnachten bei meiner Familie zu sein.
Naja, und wer weiß Mama hat ja bekanntlich immer Recht! Also vielleicht dann im nächsten Jahr …