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Berufsunfähigkeit: Wir haben das Fachchinesisch für dich übersetzt

Geschrieben von Studiblog Staff

Vor ein paar Wochen gab es in meinem Bekanntenkreis ein Ereignis, was mich zum Nachdenken gebracht hat.
Daraufhin habe ich mich entschlossen, einmal über das Thema Berufsunfähigkeit nachzudenken. Da dieses Thema von den meisten Studenten gemieden wird (langweilig, zu viel zu tun, um drüber nachzudenken, kompliziert, überflüssig), habe ich mich mit einer Beraterin zusammengesetzt, um für euch Licht ins Dunkel der Versicherungswelt zu bringen.

Jeder von uns hat mal stressige Zeiten im Studium, in denen uns alles zu viel wird oder uns die Arbeit über den Kopf wächst. Ich kenne auch viele Leute, die sich mal wegen einer Klausur haben krankschreiben lassen. Wer Glück hat, bekommt wegen Verspannungen auch einmal Massagen verschrieben. Manchmal sind die Beschwerden sogar so groß, dass man mal ein paar Wochen aus seinem Studentenalltag raus muss. So auch eine Bekannte von mir, die knapp am “Burnout” vorbei geschrammt ist. Sie konnte ihr Studium schließlich erfolgreich abschließen. 🙂

Als dann der Einstieg ins Berufsleben geplant war, kam auch bei ihr das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung auf, denn wenn einmal was passiert, will man schließlich nicht mit einer mickrigen Erwerbsminderungsrente „rumhartzen“.
Jedenfalls war es bei meiner Bekannten so, dass sie richtig Probleme hatte, dem Versicherer zu erklären, dass sie im Studium nur wegen Stress krankgeschrieben war und nicht wegen einer psychischen Erkrankung. (Würdet ihr als Versicherer jemanden günstig bzw. überhaupt versichern, der ein Risiko hat, früh aus dem Beruf auszuscheiden…?). Und auch aus Stress macht der Versicherer gerne: Dem Alltag nicht gewachsen sein…Was einmal war, wird wieder sein…

Da sind wir nun beim Thema: Berufsunfähigkeit.

Hier gibt es viele gut gemeinte Ratschläge, aber Ahnung haben die Wenigsten. Die selbständige und unabhängige Beraterin Claudia Möller kennt sich richtig gut aus mit dem Thema und beantwortet uns die Fragen, über die jeder Student Bescheid wissen sollte:

Studiblog: „Frau Möller, als Student habe ich ja noch gar keinen richtigen Beruf, warum brauche ich denn jetzt schon eine BU-Versicherung?”

Möller: „Es geht nicht von Anfang an darum, einen bestimmten Berufsabschluss zu versichern. Vielmehr ist es wichtig, früh einen Versicherungsstatus zu bekommen mit praktisch unbeschriebener Krankenakte. Stress im Studium mit psychologischer Beratung oder Massagen bei Verspannungen lassen bei jedem Versicherer die Alarmglocken läuten. Einmal Massagen gehabt, wird eventuell die ganze Wirbelsäule nicht mitversichert, und dadurch wird ein großes Feld der Erkrankungen ausgeschlossen, die häufig zu einer Berufsunfähigkeit führen. Also ist es ratsam, möglichst gesund einen Fuß in die Türe zu bekommen, denn spätere Diagnosen muss man nicht mehr angeben.“

Studiblog: „Was ist denn die wahrscheinlichste Ursache, seinen späteren Beruf nicht mehr ausüben zu können?”

Möller: „Laut Statistik werden etwa 40% der Arbeitnehmer die jetzt im Studentenalter sind, einmal berufsunfähig. Ganz weit oben auf der Liste der Ursachen sind Erkrankungen des Bewegungsapparates und mit steigender Tendenz psychische Erkrankungen. Niemand kann voraussehen, ob es einen nicht trifft. Die Statistik spricht ganz klar dafür, sich frühzeitig ausreichend abzusichern.”

Studiblog: „Wie sieht es denn aus mit Freizeitaktivitäten, die recht gefährlich sind, zum Beispiel Fallschirmspringen. Gerade da möchte man ja auch abgesichert sein.“

Möller: „Auch hier kommt es wieder darauf an, ob Sie zum Zeitpunkt des Abschlusses der Aktivität bereits nachgehen. Alles, was Sie erst beginnen, wenn Sie den Versicherungsschein in den Händen halten, ist sowieso mitversichert. Haben Sie schon vorher ein gefährliches Hobby, müssen Sie unter Umständen etwas mehr bezahlen oder bekommen gar keinen Versicherungsschutz. Das ist jedoch je nach Versicherer unterschiedlich. Werden Sie abgelehnt, müssen Sie dies bei Antragstellung bei einer anderen Versicherung auch angeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Versicherer anders entscheidet, ist gering.“

Studiblog: “Angenommen wir haben den Fall, dass ich meine angestrebte Tätigkeit nicht mehr ausüben kann, sei es im Beruf oder Studium, wie genau werde ich entschädigt?”

Möller: „Das hängt genau davon ab, wie hoch Sie versichert sind und zu welchen Bedingungen. Deswegen sollten Sie sich vorher beraten lassen und nicht kopflos irgendetwas abschließen. Interessant ist auch, dass es Versicherer gibt, die bereits dann zahlen, wenn Sie lediglich 6 Monate durchgängig arbeitsunfähig sind.“

Studiblog: “Wenn das nicht alles schon kompliziert genug wäre, werfen wir mal das Wort Erwerbminderungsrente und Berufsgenossenschaft in den Raum. Es ist ja nicht so, dass man nicht auch anders an Geld kommt.”

Möller: “Eine Erwerbminderungsrente ist das Schlechteste, was Ihnen passieren kann. Es gibt vom Staat 34% vom Brutto, wenn man weniger als 3 Stunden am Tag arbeiten kann. Die durchschnittliche Erwerbminderungsrente beträgt zwischen 600-800 Euro. Ach so, Sie müssen eine Wartezeit von 5 Jahren erfüllen und auch mindestens 3 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Das trifft auf die wenigsten zu, die nach dem Studium ins Berufsleben einsteigen. ☺
Sollten Sie einen Arbeitsunfall/eine Berufskrankheit haben, dann zahlt die Berufsgenossenschaft. Klassischer Fall wäre die Asbestlunge (selten genug der Fall).
Ein Ausscheiden aus dem Berufsleben bringt Sie zusammengefasst auf ein Hartz IV Niveau. Wenn Sie Pech haben, gehen Sie 3-6 Stunden am Tag einer einfachen Tätigkeit nach, beziehen eine halbe Erwerbsminderungsrente (17% vom Brutto) und beantragen Hartz IV. Wenn Sie ganz viel Pech haben, haben Sie die Vorversicherungszeiten (siehe oben) nicht erfüllt und beantragen gleich Hartz IV. Sie benötigen also eine Absicherung, die ohne Wenn und Aber zahlt, egal ob es sich um eine Krankheit, Berufskrankheit, Unfall, Arbeitsunfall handelt. Die Abgrenzung vorzunehmen dauert…“

Studiblog: „Viele Studenten warten bis zum ersten Gehalt mit dem Abschluss einer Versicherung, weil es vorher zu teuer ist. Was würde es denn als Student kosten?“

Möller: „Eine frühe Absicherung ist sinnvoll, um den Gesundheitszustand einzufrieren. Gerade deswegen sollte man als Student nicht nur darüber nachdenken, sondern auch Taten folgen lassen. Um nur den Fuß in die Türe zu bekommen, reichen 20-25 Euro monatlich (so genannte Einsteigermodelle). Nach Einstieg in das Berufsleben können Sie den Tarif ohne erneute Gesundheitsangaben umstellen.

Studiblog: „Welche Versicherung ist denn empfehlenswert für Studenten?“

Möller: Machen Sie nicht den Fehler und schließen Sie schnell Verträge. Oft entscheidend ist nämlich Verhandlungsgeschick. Nicht Sie bewerben sich beim Versicherer, sondern der Versicherer bewirbt sich bei Ihnen, nachdem Sie ihm Ihre Unterlagen vorgelegt haben. Strategisch günstig ist es auch, Voranfragen über einen Makler zu stellen, der Sie dann genau berät. Ansonsten wird es nix mit der Bewerbung. Außerdem wissen so die Versicherer nichts voneinander. Es ist außerdem wichtig, alle Angaben korrekt zu machen. Vergessen Sie Angaben und Diagnosen, kann dies später zum Ausschluss führen. Das heißt: Beiträge umsonst gezahlt und keine Leistung. Deswegen achte ich bei meinen Kunden immer darauf, dass alles vollständig ist und suche individuell den besten Tarif (z.B. je nach angestrebten Beruf, Vorerkrankungen, Freizeitaktivitäten) heraus. Außerdem behalte ich den Überblick über die Fristen meiner Kunden für eine Tarifänderung, z.B. nach dem Studium.

Oft bekomme ich auch die Frage, ob eine Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung besser ist. Ganz klar, die Berufsunfähigkeit, weil dort auch Unfälle mitversichert sind und sie im Verhältnis zur Leistung tatsächlich wesentlich günstiger ist! Zum Weiterlesen: Lieber eine Unfallversicherung?

Studiblog: „Frau Möller, wir bedanken uns herzlich für die ausführliche Beantwortung unserer Fragen.“

Frau Möller hat uns angeboten, auf weitere Fragen Eurerseits einzugehen, da das Ganze ja bei jedem von uns individuell ist. Das ist kostenlos und Ihr müsst selbstverständlich auch nichts abschließen. Schreibt ihr einfach ein Email an cm@finesurance.de.

Photo Credit: jfdervin cc

*in Zusammenarbeit mit Claudia Möller

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