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Beziehung zwischen Dozenten und Studenten

Beziehung zwischen Dozent und Studentin - StudiBlog
Geschrieben von Redaktion

An manchen Universitäten der USA gilt es als Fehlverhalten, wenn Dozenten sich auf eine Beziehung mit Studenten einlassen – auch wenn kein enges Betreuungsverhältnis besteht. Was gilt hierzulande? Dürfen Studentin und Hochschullehrer einander daten?

Beziehungen mit Dozenten – nicht einfach zu beurteilen

Stell dir vor, du bist bei Tinder unterwegs. Vielleicht musst du dir das gar nicht vorstellen, weil es tatsächlich so ist. Aber wie würde es sich anfühlen, hier auf einen deiner Dozenten zu treffen? Wie wäre es, wenn dich dein Dozent aus dem Uni-Kurs bei Facebook oder Instagram anschreibt? Irgendwie komisch, weil er dir schon beim Seminar zu viel Aufmerksamkeit entgegenbrachte? Oder würdest du dich freuen, weil er dir während der Lerngruppe schon positiv aufgefallen ist und wirklich sympathisch wirkt?

Eine ganz normale Liebesbeziehung?

Sollte man Liebesbeziehungen zwischen Dozenten und Studenten verbieten? Diese Frage wurde von einigen Hochschulen in den USA eindeutig beantwortet. Die Arbeitsgruppen, die dort seit einigen Monaten intensiv an einem Verhaltens-Kodex gearbeitet haben, möchten Liebesbeziehungen zwischen Hochschullehrern und Studenten eindeutig verbieten, um sexueller Belästigung und anderen unerwünschten Verhaltensweisen vorzubeugen. Die Gefahr eines ungesunden Machtverhältnisses oder einer Abhängigkeit wäre – so das Urteil der US-Unis – zu groß. Es ist klar, dass problematische Verhaltensweisen ausgeschlossen werden müssen. Es besteht jedoch auch der Wunsch, die Privatsphäre der Beteiligten zu schützen. Jemand, der aus einer Machtposition heraus Annäherungsversuche macht, ist das klassischste Beispiel für eine schlechte Liebesgeschichte. Und es gibt einen Grund dafür: Schließlich befinden sich gerade an den Unis in den USA Studentinnen in einer untergeordneten Position. Der Campus ist wie ein eigener Kosmos und der Einfluss der Lehrenden auf die Studierenden ist viel höher als bei uns.

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Eine andere Sichtweise

So lange beide volljährig sind, könnte man sagen, ist eine Partnerschaft zwischen Dozent und Student eine ganz normale Liebesbeziehung – zwischen zwei Erwachsenen. Andererseits gilt auch im deutschen Recht, dass bestimmte Beziehungen nicht stattfinden sollten, etwa zwischen Ärzten oder Therapeuten und Patienten. Hier geht man davon aus, dass ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, was ausgenutzt werden könnte. Nach dem deutschen Strafrecht gilt dies aber nicht für die Liebesbeziehung zwischen Lehrkräften und Studenten an der Hochschule. Diese sind straflos. Denn Studenten gelten nicht als Schutzbefohlene (da mindestens 18 Jahre alt). In den USA hingegen sind junge Menschen erst mit 21 Jahren volljährig. Daher unterstellen die US-Gesetze durchaus ein Abhängigkeitsverhältnis, was die deutsche Gesetzgebung so nicht sieht.

Im deutschen Recht sind die persönliche Freiheit und die Persönlichkeitsrechte vordergründig – zumindest bei Erwachsenen und wenn es sich um Menschen handelt, die keine Einschränkungen in ihrer Urteilsfähigkeit erleben. Anders als in den USA sind hier Studenten auch weniger von Dozenten abhängig. In der Regel entscheidet keine Lehrkraft darüber, ob jemand sein Studium fortsetzen kann. Anders als in einer Beziehung zwischen beispielsweise Patient und Therapeut sind Studenten nicht zwingend auf einen einzelnen Dozenten angewiesen und befinden sich nicht in einem Zustand, in dem sie möglicherweise nicht frei entscheiden können.

Gibt es Ausnahmen?

Ganz so klar ist die Beurteilung von Verhältnissen zwischen Dozenten und Studenten aber nicht geregelt. Denn eine wichtige Voraussetzung der Straffreiheit besteht darin, dass es sich um einvernehmliche Beziehungen bzw. Sexualverhältnisse handelt. Kann beispielsweise eine Studentin, die gern promovieren möchte, dies aufgrund ihres Notendurchschnittes nicht aus der eigenen Leistung heraus, erhält durch ihre Beziehung zum Professor aber dennoch eine Doktorandenstelle, dann kann es sich hierbei um eine Vorteilsnahme handeln – ein Amtsdelikt. Dieser Vorteil muss somit nicht materieller Art sein, sondern kann auch in Möglichkeiten bestehen, die gewährt werden und diese Möglichkeiten können auch in Form einer sexuellen Beziehung mit einer Studentin gegeben sein. In diesem Fall würde der Professor sein Amt ausnutzen, um eine Beziehung zu erwirken, die ohne sein Amt vermutlich nicht zustande gekommen wäre, denn ohne seinen Status hätte er keinen Einfluss auf Promotionsvorhaben.

Darauf bei Beziehungen zu Dozenten achten

Beim Thema Beziehungen zu Studenten denken wir wohl alle an ein gewisses Klischee – der ältere Professor und die junge Studentin und schon schwirren allerlei Vorurteile in unseren Köpfen herum. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein junger Dozent oder eine junge Dozentin eine Beziehung mit einem vielleicht fast gleichaltrigen Partner führt, der eben noch studiert. Möglicherweise kannten sich beide schon aus dem Studium und die Beziehung ging weiter, als einer von beiden das Studium abschloss und einen Job an der Hochschule begann. Möglicherweise haben sich beide beim Feiern kennengelernt, denn warum sollten nicht auch Dozenten mal bei einer Uniparty auftauchen?

Auch wenn es hierzulande nicht verboten ist, ist eine Liebesbeziehung zwischen Student und Dozent doch etwas Spezielles. Besonders dann, wenn dem Studierenden durch diese Beziehung Vorteile gewährt werden (ein besonderes Praktikum, eine Job an de Uni, eine Zulassung zur Promotion, bessere Noten) ist dies als sehr fragwürdig zu beurteilen. Hat der Dozent aber keinen Einfluss auf das akademische Vorankommen des Studierenden (etwa wenn beide verschiedenen Fachrichtungen angehören), steht der Liebe nichts entgegen.

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