Ein Studium an einer Hochschule ist die beste Möglichkeit, sich Wissen anzueignen oder zu vertiefen und wissenschaftliche Arbeitsweisen zu erlernen. Leider kommt dabei oft die Praxis zu kurz und man kann nach seinem Abschluss lediglich theoretische Kenntnisse vorweisen. Wenn du während deines gesamten Studiums sowohl theoretische als auch praktische Inhalte miteinander verbinden möchtest, dann solltest du über ein Duales Studium nachdenken.
Definition
Von einem dualen Studium spricht man, wenn du die Zeit als Student abwechselnd an einer Hochschule und in einem Unternehmen verbringst. Nach sechs bis zehn Semestern kannst du so einen anerkannten (Doppel-)Abschluss erhalten. Für dich als Student ist ein duales Studium mit viel Zeitaufwand verbunden. Neben dem Studium verpflichtest du dich, in deiner studienfreien Zeit für ein Unternehmen – deinen Praxispartner – zu arbeiten. Dafür bekommst du die Möglichkeit, neben der theoretischen Ausbildung praktische Erfahrungen zu sammeln und Kontakte in der Arbeitswelt zu knüpfen.
Du kannst dich nicht entscheiden, ob du nach dem Abitur erst einmal eine Ausbildung machen solltest oder lieber gleich anfängst zu studieren? Außerdem weißt du nicht recht, wie du dein Studium finanzieren sollst? Vielleicht ist dann ein duales Studium für dich das Richtige. Hier kannst du das Erwerben von theoretischem Fachwissen an der Uni mit praktischem Arbeiten und Geld verdienen kombinieren. Doch duales Studium ist nicht gleich duales Studium. Du kannst entweder die theoretische Ausbildung oder die praktischen Erfahrungen in den Mittelpunkt rücken. Diese Art des Studiums ist nicht nur für Schulabgänger interessant. Auch als Weiterbildungsweg wird das duale Studium immer beliebter.Du solltest bereits im Vorfeld genau abwägen, ob ein duales Studium für dich in Frage kommt und wenn ja, welche Art von dualem Studium.
Duales Studium: Pro & Contra
Vorteile
- Hohe Anerkennung: Bei potentiellen Arbeitgebern bist du als Absolvent eines Dualen Studiums sehr beliebt, da die Verknüpfung von Theorie und Praxis und von Wissen und Erfahrung nicht nur dir, sondern auch dem Unternehmen den kommenden Arbeitsalltag erleichtert. So bleibt dir auch der Praxisschock erspart, den manche Uni-Absolventen im Arbeitsalltag erleiden.
- Doppelabschluss: In der ausbildungsintegrierenden Variante des dualen Studiums versteckt sich der Vorteil, dass du einen staatlich anerkannten Berufsabschluss und gleichzeitig den Bachelor erwirbst.
- Kein Bettelstudent sein: Während des dualen Studiums wirst du nicht zum Millionär. Trotzdem bekommst du von dem Unternehmen ein Gehalt, mit dem du dein Studium leichter finanzieren kannst. In manchen Fällen übernimmt dein Praxispartner sogar deine Studiengebühren.
- Gute Lernbedingungen: Ein weiterer Vorteil ist, dass die Studienbedingungen meist sehr gut sind. Das heißt, du sitzt gemeinsam mit etwa 20 bis 40 Kommilitonen im Seminarraum, statt in überfüllten Hörsälen, wie es an Universitäten durchaus üblich ist.
- Ein fast sicherer Arbeitsplatz nach dem Studium: Viele Hochschulabsolventen kämpfen nach ihrem Abschluss um einen Arbeitsplatz. 80 Prozent derjenigen, die ein duales Studium absolviert haben, werden hingegen von ihrem Praxispartner sofort fest angestellt. Das erspart dir etliche Bewerbungen und die Angst, keinen Job zu finden.
Nachteile
- Hohe Bewerberzahlen: Aufgrund der zahlreichen Bewerbungen für ein duales Studium, können sich Unternehmen die besten Bewerber aussuchen. Deswegen musst du dich mit deiner Bewerbung und natürlich möglichst guten Noten von den anderen abheben.
- Keine „Komm-ich-heute-nicht,-komm-ich-morgen“- Möglichkeit: Viele Plätze in Unternehmen sind meist schon sehr früh besetzt, deshalb solltest du nicht erst mit dem Zeugnis in der Hand auf die Suche gehen, sondern dich mindestens ein Jahr vorher darüber informieren, bei welchem Unternehmen du ein duales Studium absolvieren kannst und willst.
- Umfangreiche und gründliche Recherche notwendig: Um nicht den Stolpersteinen der verschiedenen Studienbezeichnungen zum Opfer zu fallen, musst du dich unbedingt gründlich und umfangreich informieren, bevor du dich für ein duales Studium bewirbst.
- Zu viel Praxisnähe: Aufgrund der hohen Praxisorientierung kommt die Wissenschaftlichkeit in manchen dualen Studiengängen zu kurz. Wenn du später noch promovieren oder gerne als Professor tätig sein möchtest, könntest du unter Umständen Probleme haben, eine Stelle bzw. einen Doktorvater zu finden.
- Weniger Freizeit: Semesterferien, von denen die meisten Studenten schwärmen, gibt es in einem dualen Studium nicht. Dir stehen lediglich 25 bis 30 Tage Urlaub von deinem Praxispartner zu, in denen du sicherlich ab und zu für Prüfungen lernen musst. Ein duales Studium ist daher durchaus anstrengend und arbeitsintensiv – also nichts für jemanden, der viel Freizeit haben möchte.
- Nichts für Unentschlossene: Ein weiterer Nachteil kann dadurch entstehen, dass du dich von Beginn an auf einen Arbeitsbereich festlegen musst. Du hast nicht die Möglichkeit wie andere Studenten bei diversen Praktika in verschiedene Arbeitsumfelder hinein zu schnuppern. Entspricht dein Arbeitsalltag dann nicht dem, was du dir vorgestellt hast, kann das Studium schnell zur Qual werden. Ein Abbruch eines dualen Studiums kann nämlich vor allem dann zum Problem werden, wenn dein Praxispartner für dich bereits gezahlte Studiengebühren zurückfordert.
Duale Studiengänge
Von Agrarmanagement bis Wohnungs- und Immobilienwirtschaft
Nachdem sich das duale Studium in Deutschland durchgesetzt hat und die Beliebtheit sowohl bei Studenten als auch bei Unternehmen immer mehr steigt, gibt es nicht mehr nur die Möglichkeit, Betriebswirtschaft (BWL) und Maschinenbau dual zu studieren. Das derzeitige Angebot an dualen Studiengängen mit mehr als 100 Fachrichtungen lässt sich grob in die Bereiche Technik, Wirtschaft und Management sowie Gesundheit und Soziales unterteilen und reicht von Agrarmanagement bis hin zu Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Einen Überblick über das Gesamtangebot an dualen Studiengängen in Deutschland bieten folgende Links zu externen Datenbanken:
- Das duale Studium
- Duale Studienplätze
Voraussetzungen ob ein Fachabitur ausreichend ist, um ein duales Studium absolvieren zu können, hängt meistens von der Einrichtung ab, an der du studieren möchtest. Die meisten Universitäten verlangen das Abitur, um studieren zu dürfen. Beim dualen Studium gibt es aber Ausnahmen wie z.B. die Unis in Kassel und Siegen. Dort reicht eine Fachhochschulreife. Grundsätzlich kann jeder Fachabiturient aber den Weg zu Fachhochschulen, Berufsakademien und dualen Hochschulen suchen.
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