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Eine Fremdsprache lernen – Wie du das als beschäfigter Student machst

Eine Klasse vor den typischen roten Telefonzellen in England auf ihrer Sprachreise - Eine Fremdsprache lernen
Geschrieben von g.gelman

Vorlesung über Vorlesung, Übung, Nebenjob, ehrenamtliche Beteiligung irgendwo und dann noch eine Fremdsprache lernen?

Gar nicht mal so einfach.

Die Erwartungen von zukünftigen Arbeitgebern sind höher denn je. Wie sollst du das denn alles in den paar Jahren des Studiums schaffen?

Auch mir ging es so während meines Studiums. Und auch ich wusste den Wert einer zusätzlichen Fremdsprache im Lebenslauf zu schätzen (mal ganz abgesehen davon, dass Englisch gar nicht mehr als Fremdsprache gesehen wird).

So entschied ich relativ früh, mich auf Französisch im Studium zu konzentrieren. Da ich nicht besonders gut in der Selbstmotivation war, lief es für mich auf die einfachste Methode nur möglich zu lernen raus: Ein Auslandsaufenthalt.

An der TU Braunschweig haben zu dem Zeitpunkt Doppeldiplome mit einer Universität in Compiègne existiert. Was das ist oder wo das ist, keine Ahnung. Aber es schien für mich damals die einzige Möglichkeit, um es zu schaffen Französisch zu lernen.

Und so bereitete ich mich vor, auf dieses Doppeldiplom und 3 Semester irgendwo im Nirgendwo zu sein.

Zum Glück kam alles anders, aber dazu kommen wir später nochmal.

Eine Fremdsprache lernen mithilfe eines Sprachkurses an der Uni?

Vier Jahre hatte ich Französisch in der Schule. Das war aber schon lange her und so waren meine Französischkenntnisse, ähem, na sagen wir angerostet.

Was machst du in so einem Fall?

Richtig! Einen Sprachkurs belegen. Ein paar Credits konnte ich für Nebenfächer verpulvern und so meldete ich mich für den Französisch B1-Kurs an.

Besonders weit kam ich dabei nicht und nach einem Jahr Französisch hatte ich das Gefühl, als sei mein Französisch noch schlechter als zuvor.

Das war aber meine eigene Schuld. Ich habe quasi meine Zeit nur abgesessen. Eine Lektion pro Woche und noch ’ne Stunde Hausaufgaben machen. Mehr war nicht drin.

So kannst du eine Fremdsprache aber gar nicht lernen.

Der Kontakt mit der Sprache muss einfach viel regelmäßiger geschehen. Sonst passiert gar nichts. Wie im Ausland hald.

Regelmäßiger Kontakt mit der Fremdsprache

Einer meiner ehemaligen Kommilitonen kommt aus einem Land, in dem man Französisch spricht (welches das war, weiß ich jetzt nicht mehr). Ab und zu begrüßte ich ihn mal auf Französisch und sprach ein paar Sätze und dann kam auch schon der Wechsel ins Deutsche.

Was das für ein Fehler war, habe ich erst später realisiert.

In der Uni hast du die absolut beste Umgebung, um regelmäßig in Kontakt mit Leuten zu kommen, die „deine Fremdsprache“ sprechen.

Überall gibt es internationale Studenten, überall Chancen seine Sprachkenntnisse zu verbessern (lies hier, wie du schnell deine Fremdsprache fließend sprichst).

Das führt mich zu Tipp Nummer 1.

Tipp 1: Habe Kontakt mit ausländischen Studenten

Fast nirgendwo anders wirst du die Chance haben von so vielen ausländischen Studenten umgeben zu sein, die neue Leute kennenlernen und Deutsch lernen wollen.

Das ist deine optimale Chance, um dich mit ihnen anzufreunden und etwas mit ihnen zu unternehmen.

Internationale Studenten sind immer auf der Suche nach Anschluss bei den ortsansässigen Studenten. Leider kommt der Kontakt nur selten zustande. Und so bleiben die internationalen Studenten die meiste Zeit ihres Studiums unter sich.

So ist das aber nicht nur in Deutschland. Auch in anderen Ländern ist das oft so. Das war zumindest meine Erfahrung in Frankreich und den USA.

Die Studenten sind aber immer hocherfreut, wenn ein Einheimischer ihnen die Stadt zeigt, mit ihnen was unternimmt und sich mit ihnen anfreundet.

So lernst du also nette Menschen kennen und hast die Chance mit ihnen die Fremdsprache zu üben.

Sprich so viel wie möglich in der Fremdsprache mit deinen neuen Freunden. Ihr könnt euch auch abwechseln beim Sprechen der Sprache. Einen Teil der Zeit auf Deutsch, den anderen Teil in deiner Fremdsprache. So habt ihr beide was davon.

Wo findest du internationale Studenten?

Es gibt unzählige Studentenorganisationen, die Aktivitäten mit internationalen Studenten durchführen. Mach auch bei diesen Organisationen mit und du wirst selbst internationale Studenten kennenlernen.

Ansonsten findest du weitere Informationen in deinem International Office.

Tipp 2: Sei ständig umgeben von der Sprache: Immersion

Wie du schon im Sprachkurs-Beispiel gesehen hast, ist der regelmäßige Kontakt mit der Fremdsprache unabdingbar.

Am besten geht das, wenn du möglichst viele Alltagskontakte auf die Fremdsprache umstellst. Das heißt, statt Netflix und YouTube auf Deutsch zu schauen, schaltest du auf die Fremdsprache um (aktiviere Untertitel, wenn du die Sprache noch nicht so gut beherrschst).

Höre keine amerikanische und deutsche Musik, sondern Musik in deiner Fremdsprache. Lies Bücher und Zeitschriften in dieser Sprache. Höre dir auch Podcasts und Hörbücher dementsprechend an.

Tue alles in der Fremdsprache. Höre, sehe und lese sie überall. Das nennt sich Immersion und bedeutet das Eintauchen in die Fremdsprache.

So lernst du die Sprache deutlich schneller als wenn du 1-2 Mal die Woche nur im Sprachkurs Kontakt mit deiner Fremdsprache hast.

Zudem sparst du eine Menge Zeit. Denn du musst keine neuen Aktivitäten durchführen, sondern machst weiter deine alten Aktivitäten. Nur halt in einer anderen Sprache.

Was ist nun aus meinem Auslandsaufenthalt geworden?

Zum Glück wurde mir das Doppeldiplomprogramm ausgeredet. In einem solchen Kaff hätte ich drei Semester wohl nicht überlebt.

Stattdessen wurde mir vorgeschlagen ein Erasmus-Studium an der Supaero (eine Luft- und Raumfahrttechnik Uni) in Toulouse durchzuführen. Das wäre viel mehr wert als ein Doppeldiplom mit einer unbekannten Universität.

Da ich Bachelorand war, wurde ich für ein Studium nicht aufgenommen (die nehmen nur Masteranden an). Also suchte ich nach einer anderen Möglichkeit. Zum Glück wurde gerade ein Praktikum ausgeschrieben. Bei diesem Praktikum schrieb ich also meine Bachelorarbeit. Sechs weitere Monate blieb ich im Anschluss noch für ein Praktikum.

Nach neun Monaten Frankreich kam ich zurück nach Deutschland mit ausgezeichneten Französischkenntnissen.

Und das bringt mich auch zu Tipp Nummer 3.

Tipp 3: Organisiere dir einen Auslandsaufenthalt

Niemals wird es nochmal so einfach sein ins Ausland zu gehen wie im Studium. Vor allem mit dem Erasmus-Programm hast du eine ausgezeichnete, einfache und günstige Möglichkeit für ein Semester oder mehrere in ein anderes europäisches Land zu gehen (Mehr Infos zum das Erasmus-Programm).

Ein Auslandssemester ist weiterhin die beste Möglichkeit, um schnell deine Fremdsprache lernen zu können. Du hast quasi keine andere Wahl als die Landessprache zu lernen.

Am einfachsten ist es, ein Auslandssemester mit Erasmus zu machen. Mit diesem Programm kannst du kostenlos an einer anderen europäischen Universität studieren und bekommst dabei noch Fördergeld aus einem EU-Topf.

Viele Unis europaweit bieten ein solches Programm an und die Barriere ist oftmals nicht besonders groß. Natürlich gibt es beliebtere Länder (z. B. das Vereinigte Königreich) und beliebtere Unis, aber irgendwo findest du in der Regel immer einen Platz.

Alternativ kannst du auch mit Erasmus ein Praktikum bei einer Firma deiner Wahl machen und dafür eine Förderung bekommen. Das habe ich in Toulouse gemacht, als ich ein Praktikum an der Uni gemacht habe und währenddessen meine Bachelorarbeit geschrieben habe.

Ein weiterer Tipp ist die Studentenorganisation AIESEC. Die konzentrieren sich darauf ihren Mitgliedern Praktika im Ausland zu vermitteln.

Meide internationale Studenten, vor allem aber deutsche Studenten

Aber Vorsicht! Eine Gefahr beim Auslandsstudium besteht darin, dich nur mit anderen internationalen Studenten oder noch schlimmer, mit deutschen Studenten zu umgeben.

In einem solchen Fall kannst du in einem Muster hängen bleiben, bei dem du nur Englisch oder Deutsch sprichst (es sei denn du lernst Englisch).

Wie umgehst du dieses Problem?

Mach bei Aktivitäten und Clubs mit, bei denen vor allem Einheimische mitmachen. Gehe aktiv auf die nationalen Studenten zu und halte dich einfach dort auf, wo nationale Studenten sind.

Mach z.B. bei einem Sportclub mit an der Uni, bei dem überwiegend nationale Studenten sind. Oder mach bei einem Studentenclub oder –Organisation mit.

So lernst du Einheimische kennen, hast mehr von der Kultur und lernst noch nebenbei ganz einfach die Sprache.

Vor allem am Anfang kann es schwer sein, wenn du die Sprache noch nicht so gut kennst. Aber nach einigen Wochen fühlst du dich bereits viel wohler damit.

Wenn du den Sprung ins kalte Wasser machst, schaffst du es viel besser die Sprache zu lernen als wenn du es dir komfortabel machst und nur mit internationalen Studenten abhängst.

Natürlich musst du dich nicht komplett von den anderen internationalen Studenten abwenden, aber versuche eine Balance herzustellen.

Hier findest du einige weiteren Tipps für effektives Sprachenlernen im Ausland.

Fazit: Die Uni ist der beste Ort, um schnell eine Fremdsprache zu lernen

Zu jedem Zeitpunkt in deinem Leben kannst du eine Fremdsprache lernen. Egal ob in der Schule, in der Uni, im Job oder in der Rente.

Aber deine Zeit an der Uni ist die beste Zeit zum Lernen einer Sprache. Nirgendwo sonst wirst du so viele Möglichkeiten haben, um in Berührung mit einer Fremdsprache zu kommen. Einerseits mit internationalen Studenten und andererseits mit der Option ganz einfach für längere Zeit ins Ausland zu gehen.

Nutze deshalb deine Zeit in der Uni, um deine Fremdsprache zu lernen.

Über den Autor/die Autorin

g.gelman

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