Euer Hass ist erbärmlich

Geschrieben von Wichtelwald

Clausnitz in Sachsen. Inzwischen drei Jahre her und immer noch vielen in Erinnerung. Unschwer davon irgendwie nichts mitbekommen zu haben.

Einige Videos kursieren im Internet

Ein paar der üblichen Verdächtigen, die das Volk sind, hetzen vor einem Bus mit Flüchtlingen. Die Polizei steht auch irgendwie mit in der Kritik und das geht ja schon länger so. Ob Montagsspaziergänge, Schießbefehle oder Obergrenzen, man stumpft ab mit der Zeit. Die einen helfen, die anderen hetzen, die meisten stehen unentschlossen dazwischen, ein bisschen verloren in ihren Werten der Menschlichkeit und der Polarisierung der Medien.

Also klickt man mal drauf aufs Video, schlechte Qualität, verwackelt, wer auch immer das wohl gefilmt hat.

Was ich dann aber gesehen habe, hat mich sprachlos gemacht. Nicht wütend, nicht traurig, nicht mitfühlend, nicht unentschlossen, einfach nur sprachlos.

Euer Hass macht mich sprachlos.

Euer Hass macht mir Angst. Euer Hass gibt mir das Gefühl der Verzweiflung und der Ohnmacht. Euer Hass macht mich unfassbar wütend.

Ich habe lange probiert zu verstehen. Offen zu sein, zu jeder Art von Menschen, egal welcher Auffassung, egal welcher Herkunft. Und man kann verstehen. Ich kann verstehen, dass man Angst hat, vor dem was da kommt. Eine große, riesige Menge an Menschen, die unsere Systeme ächzen lässt, die nicht unsere Sprache sprechen und eine andere Kultur mit sich bringen. Ich kann verstehen, dass man verzweifelt, wenn man fast alles aufgegeben hat und in großer, riesiger Gefahr den Weg in ein neues Land gefunden hat, dessen Sprache man aber nicht spricht und welches man nicht versteht, weil vieles anders ist.

Was ich aber nicht verstehe ist, wie eine solche Angst in diese unbändige, eklige, abartige Wut umschlagen kann, wie ihr sie zeigt.

Nach Köln habt ihr aufgeschrien, schützt unsere Frauen und unsere Kinder. Schützt unser Land und unsere Kultur vor dem Abschaum, denn wir sind das Volk!

Ihr seid das Volk.

Das Volk, welches sich zusammenschließt gegen eine Gruppe von hilflosen Menschen. Das Volk, welches gegen Kinder und Frauen schreit und hetzt. Ihr, das Volk, feiert euch dafür, dass weinende Kinder mit Gewalt durch eure Menge gezogen werden und ihr fühlt euch stark in der Angst, die ihr verbreitet.

Das ist das letzte.

Das ist nicht mehr angsteinflößend, das ist nicht mehr wütend machend, das ist einfach nur noch erbärmlich.

Liebes Volk, ich schäme mich für euch und eure Abartigkeit, die ihr gegen andere Menschen äußert. Ich verstehe nicht, wie ihr die Angst und Panik, die ihr schürt, feiern könnt. Ich verstehe nicht, wie ein Mensch der Kinder hat, mitansehen kann, wie diese gewaltsam ihren Eltern entwendet werden.

Liebes Volk, ich habe lange probiert euch und euren Hass zu verstehen. Euer Hass aber ist erbärmlich und der einzige Hass, den ich noch habe, ist der gegen eure Handlungen.

Über den Autor/die Autorin

Wichtelwald

Ein Wald von Wichteln- herrliche Vorstellung oder?

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