Dieses ständige Hin und Her
Dieses ständige: „ich weiß nicht.“ Dieses ständige Abwarten, Herumwarten, Prokrastinieren und Fadisieren, dass ich mir selbst zuzuschreiben habe und trotzdem gestresst sein. Ich gebe meiner inneren Zerrissenheit, meiner Planlosigkeit, meinem Zustand, einen Namen. Ich nenne ihn: odernichtoderdoch.
- „will ich?“
- „soll ich?“
- „will ich, weil ich soll?“
- „oder soll ich, weil ich will?“
- „will ich nur und soll ich eigentlich nicht?“
Geh ich nicht auf diese Party, oder doch?
Bleibe ich im Bett, oder gehe ich in die Uni, oder doch nicht?
Schreibe ich dem Typen aus England zurück, oder lieber nicht?
Wieso schreibe ich eigentlich nicht mal Mädchen, nur weil ich glaube rein auf Männer abzufahren? Aber da gab es doch diese Studie, dass jede Frau immer auch ein bisschen lesbisch ist…
Vielleicht verpasse ich ja was! Oder doch nicht?
Lasse ich mich von dem VWLer küssen und ihn seinen Arm um mich legen, oder nicht?
Mache ich das, weil ich seine Gefühle erwidere, oder doch nur, weil ich schwach bin?
Esse ich den letzten Keks, obwohl ich eigentlich keinen Hunger mehr habe, oder nicht?
Oder doch, weil’s eigentlich egal ist und ich später sowieso nicht mehr auf die Party gehe?
Ich hätte manchmal gern eine Gedankenpause
Urlaub von mir selbst. Würde gerne Offline gehen in meinem Kopf. Herunterfahren ohne auf Stand-bye oder reboot zu gehen. Ohne am nächsten Morgen sofort wieder online zu gehen und festzustellen, dass mein gedanklicher Spam-Filter nicht geleert wurde und überquillt mit Wahnsinn. Einfach mal SEIN. Das wär doch fein.
Der Mensch ist nicht dazu gemacht allein zu sein, oder doch? Ob das auch für meinen Kopf gilt? Wie es wohl wäre, wenn ich anstatt in mein Herz auch einmal jemanden in meinen Kopf lassen würde… Ob der sich dann vor meinem Gedanken-Krautsalat erschrecken würde, oder nicht? Oder doch? Was wenn doch? Was wenn es in anderen Hirnen nicht so abgeht wie in meinem, was wenn nicht jedes Leben ein odernichtoderdoch-Zustand ist…zumindest phasenweise?
Kann man Kopfschmerzen vom zu vielen (nach)denken bekommen? Vom ständigen Abwägen, Vermuten und Befürchten? Ich mag mich nicht mehr hin und her gerissen fühlen und mich dabei selbst zerreißen. Das ist doch Blödsinn, oder nicht? Gehört das zum Leben? Ist das Leben? Oder doch (nicht)?
Einfach leben ist nicht einfach. Leben ist nicht einfach. Vielleicht ist nichts einfach. Vielleicht sollte es das auch nicht sein. Aber irgendwann die Tage sollte ich jetzt dann mal das ‚odernichtoderdoch‘-Gequatsche in meinem Kopf abstellen. Das blockiert mich nämlich total. Nimmt langsam überhand.
–Oder nicht?
–Doch!
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