Studentencampus

Jann Wattjes’ Guide to Studying: #2 Immatrikulation

Unterlagen zur Immatrikulation
Geschrieben von Jann Wattjes

+++Dieser Guide ist dazu konzipiert, euch von Immatrikulation bis Abschlussfeier zu Rate zu stehen. Oder euch an bessere Zeiten zu erinnern. Oder euch einfach direkt vom Studieren abzuschrecken.+++

Hach ja, die Immatrikulation. Ein unvergesslicher Schritt vor der zweitschönsten Zeit des Lebens, nach dem Verpennen der Bewerbung auf richtige Berufe oder zum wiederholten Male nach dem anderswoigen Scheitern im Drittversuch. Du bist gerade frisch in der Wahlheimat eingezogen, hast deine Mitbewohner hassen gelernt, dir Rezepte wie Nudeln mit Majo oder Gummibärchenflakes beigebracht und findest so langsam heraus, in welche Ecken man sich hier nicht begeben sollte.

Das Kuh-Gebäude

Nach einigen Aprilscherzen von Google Maps verirrst du dich doch noch zur Uni und beginnst die Erkundung des zukünftigen Lebensraumes. Die eingesessenen Studenten ziehen zielstrebig an dir vorbei, du selbst hältst nur ein unfreundlich formuliertes Schreiben der Universität in der Hand. „Zur rechtsgültigen Immatrikulation wenden Sie sich bitte an Sachbearbeiterin 17a in Trakt 2 auf Ebene 8d im West-Flügel des Q-Gebäudes. Von mehreren Fassbrause-Hipstern mit Schulternzucken abgewiesen, wo denn das Q-Gebäude sei, schickt irgendein Hobbykabarettist dich scherzhaft zum „Kuh“-Gebäude der Landwirtschaftsfakultät. Andere ungeklärte Fragen, warum es hier überall nach Coffeeshop riecht und wieso eine Fakultät ein Gebäude mit Kühen hat, ignorierend erklärt dir eine osteuropäische Putzkraft den Weg zum Q-Gebäude.  Es liegt auf der anderen Seite der Stadt. Im Katalog wurde noch was von „Campusuni“ geflunkert…

15 Straßenbahnstationen mit zwei Umstiegen und einen Döner – von dem du nach dem Probieren dann doch fassen konntest, dass er nur 2,50 kostet – später, hast du endlich das Q-Gebäude inmitten eines Gewerbegebietes erreicht. Da Sachbearbeiterin 17a aber heute ihren freien Tag hat, bekommst du bei Sachbearbeiterin 17b einen Termin in einer Stunde. Diese hat entweder alles Leid der Welt am eigenen Leibe erfahren oder ihr Lachen vertraglich an Baron Lefuet abgetreten. Denn ihr Gesicht ist schon lange entsprechend ihrer miesen Laune eingefallen. Sie fragt dich nach ein paar Angaben, die du versuchst möglichst wahrheitsgemäß und zügig zu beantworten. Name und Geburtsdatum sind glücklicherweise deine absolute Spezialität, doch als du feststellst, dass die Ernst-Karler-Straße, in der du zu wohnen glaubst, in Wirklichkeit die Karl-Ernster-Straße heißt, steigen im Raum Anspannung und Überlebensangst.

„POSTLEITZAHL!“

schreit sie dir in Zeitlupe ins Gesicht, während du merkst, wie der schmerzlich verdaute 2,50-Döner dir nun halbsflüssig in die Hose läuft. Du bist doch quasi gerade erst eingezogen, woher sollst du bitte deine Postleitzahl kennen?! Sachbearbeiterin 17b rotiert ihren halslosen Kopf in deine Richtung, eine Antwort mit strengem Blick fordernd. Es wird dir nicht einfallen, es war dir ja schließlich auch noch nie aufgefallen. Du musst raten. „5“, sagst du, dir mehr Mühe geben überzeugend zu klingen, als eine überzeugende Zahl zu formulieren. „5“, wiederholt Sachbearbeiterin 17b ernst, „Ihre Postleitzahl ist 5?“ Dir ist nun vollkommen klar, dass du dich nach deinem nächsten Satz entweder im Debattierklub anmelden kannst oder vom Verwaltungspersonal deiner neuen Uni aufgegessen wirst.

„Natürlich nicht, werte Dame, jeder weiß, dass Postleitzahlen vierstellig sind.“ „Fünfstellig“, entgegnet sie missgünstig. Dein kreatives Nervenzentrum mutiert zum Helden der Arbeit: „5… 5… 5…“, sie tippt ungläubig in ihre Tastatur, „6?…6!“, bringst du überzeugt heraus. „55566,“ wiederholt sie, „Wieso sagen Sie nicht gleich, dass sie nicht von hier kommen! Was führt jemanden aus der Pfalz denn hierher?“ Nach diesen Worten hinterlässt du nicht nur einen komischen Eindruck (weil du in den Torjubel von Luca Toni verfällst), sondern bist auch offiziell eingeschriebener Student!

Wow. Bis zur nächsten Ausgabe: Herzliches Willkommen im neuen Lebensabschnitt!

PS: Kann die Person in Bad Sobernheim, die meine Uni-Post bekommt, mir vielleicht mein Semesterticket schicken? Danke im Voraus.

Bildrechte: manoftaste-de

Über den Autor/die Autorin

Jann Wattjes

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