Sie will keine Jungs mehr knallen. Sagt sie.
Meine Freundin Anni macht das Sex-Ding jetzt nicht mehr mit. Sagt sie. Sie hat genug davon, ihr Handy nach willigen Fuckboys auf der Suche nach ein bisschen Nähe zu durchforsten und sich dabei die ganze Zeit selbst anzulügen. Sagt sie. Sie will sich niemanden mehr warm halten, oder random Nachrichten von irgendwelchen Kerlen bekommen, von denen sie eigentlich eh nichts will und die auch nichts außer dem ‚Einen‘ von ihr wollen. Sagt sie.
…keine neuen Probleme mehr haben. Meint sie.
Das ist eine leere, kalte Welt die wir uns da selbst herbeizüchten. Meint sie. So findet man nicht sein Glück und schon gar nicht Mister Right. Meint sie. Sie hört zwar nicht auf zu suchen, weil ihr Mr. Perfect vermutlich ein bisschen verpeilt ist (so mag sie sie), aber sie will auf dem Weg dorthin sich auch nicht mehr durch irgendwelche kalten Betten kämpfen. Meint sie. Nur mehr mit Menschen schlafen für die sie wirklich etwas empfindet, wird zwar vermutlich keine Probleme lösen, aber zumindest auch keine neuen mehr kreieren. Meint sie.
…hat sich genug ausprobiert. Erzählt sie.
Am Anfang war das ja alles noch ganz lustig. Erzählt sie. Da war es spannend, hatte fast etwas anrüchig Verbotenes und sie glaubte sich so das erste Mal erwachsen zu fühlen. In ihrem Körper anzukommen. Erzählt sie. Sie hat sich jetzt aber genug ausprobiert. Erzählt sie. Dass die letzten Typen für zwischendurch ihr nichts mehr gegeben haben, außer eben der körperlichen Aktivität. Erzählt sie. Dass sie Angst hat, abzustumpfen und Sex dann nur mehr mechanisch wird und sie sich gar nicht mehr auf tiefere Art und Weise dabei selbst spüren kann, erzählt sie auch.
„Dann lass uns mal lieber Korken, anstatt Jungs, knallen!“
rufe ich und schwinge die Champagner-Flasche gefährlich theatralisch in der Luft herum. Hauptsache es knallt.
Bild: pexels