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6 Wege, um den Korrekturleser deiner Abschlussarbeit in den Wahnsinn zu treiben

Betonmauer in Berlin auf die der Schriftzug 'MADNESS' gesprayd wurde - den Korrekturleser mit ungenauen Angaben in den Wahnsinn treiben.
Geschrieben von Melanie Knünz

Den Korrekturleser wahnsinnig machen? Wieso das denn? Habe ich das richtig gelesen?

Ja! Zu wissen, was man auf keinen Fall tun sollte, um den Korrekturleser seiner Wahl zu verärgern, sichert Studierenden eine gute Beziehung zu dem Menschen, der ebenso Einfluss über Erfolg oder Misserfolg einer Abschlussarbeit hat wie der Betreuer und Prüfer. Der Korrekturleser ist der Mensch, der einer Abschlussarbeit den letzten Schliff verpasst und grobe Patzer in Rechtschreibung und Grammatik entfernt. Und wer es sich mit dem verscherzt, tut sich und seiner Abschlussarbeit nichts Gutes. Wer folgende 6 Punkte vermeidet, verhilft sich zu einem glücklichen Korrektor, der seinen Korrektoratsjob gut machen kann … und damit zu einer einwandfreien Abschlussarbeit, über die man sich nicht ärgern muss, wenn man sie in der Druckerei abholt.

1. Unterschätze immer die Arbeit eines professionellen Korrektors!

„Korrektorat? Brauch ich nicht, ist mir zu teuer. Meine Freundin war in der Schule gut in Deutsch, die liest mir das!“

Mancher Abschlussarbeit täte eine Generalüberholung sehr gut, vor allem wenn es die allererste wissenschaftliche Arbeit in der studentischen Laufbahn ist. Dass keine Meister vom Himmel fallen, ist unlängst bekannt und das ist auch in Bezug auf Rechtschreibung und Grammatik so. So täten einige Studenten gut daran, ihre Arbeit nicht nur von einem Freund und/oder den Eltern gegenlesen zu lassen, sondern auch von einem versierten Lektor bzw. Korrektor. Wenn es ein Lektor ist, der sich auf wissenschaftliche Arbeiten spezialisiert hat, wird dieser Ungereimtheiten in der Argumentation, unschöne Überleitungen zum nächsten Kapitel oder auch falsche Quellenangaben aufspüren.

Eine Abschlussarbeit sollte für jeden Studenten und jede Studentin das sein, was man schön gebunden gerne herzeigt. Schließlich stellt sie doch das Ergebnis eines langen und mühsamen Lern- und Arbeitsprozesses dar. Zudem spiegelt ein fehlerfreies, ordentlich formatiertes und nach wissenschaftlichen Vorgaben korrekt verfasstes Werk die Qualität des Schreiberlings, des Autors wider.

Für einen wissenschaftlich geschulten Korrektor bzw. Lektor ist das Aufspüren nicht nur von formalen (Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung), sondern auch von inhaltlichen Fehlern (Inhalt, Formulierung, Stil, Zitierweise, Quellenangaben etc.) tägliches Brot.

Dass das Überprüfen von all diesen Fehlerquellen allerdings nicht in ein bis zwei Stunden erledigt ist, sollte auf der Hand liegen – auch wenn die Bachelorarbeit nur 32 Seiten lang ist!

Gerade das Überprüfen von Zusammenhängen und Schlussfolgerungen auf inhaltlicher Ebene benötigt ein grundlegendes Verständnis über die Thematik der Abschlussarbeit. Ein Korrektor oder Lektor, der sich auf wenige Fachgebiete spezialisiert hat, ist dabei wesentlich fixer in der Überarbeitung als ein fachfremder.

2. Frag ohne konkrete Angaben nach dem Preis des Korrektorats!

„Ich schreibe an meiner Bachelorarbeit und würde dann gerne ein Korrektorat machen lassen. Was würde das kosten?“

Das ist für eine konkrete Angebotslegung in etwa eine so präzise Angabe, wie die Verkäuferin an der Käsetheke mit „Einmal Käse, bitte“ anzusprechen.

Ich formuliere die Vergleiche absichtlich überspitzt. Denn offenbar ist nicht allgemein bekannt, dass es sich bei einem Korrektorat eines Textes um eine sehr präzise Arbeit handelt, die auch genauso präzise kalkuliert werden muss.

Deshalb bitte unbedingt Antworten auf folgende Fragen in der ersten Anfrage für das Korrekturlesen geben:

Um welche Art von Text handelt es sich? Eine Bachelor-, Master- oder Diplomarbeit oder gar keine Dissertation?

Jede Arbeit stellt besondere Anforderungen an den Schreiberling: Eine Bachelorarbeit stellt geringere Anforderungen an das wissenschaftliche Schreiben als eine Dissertation eines Studierenden, der schon seit vielen Jahren den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens gepaukt hat.

Wie lange ist die Arbeit bzw. wie lange wird sie ungefähr werden? (inkl. Inhalts- und Literaturverzeichnis, Tabellen-, Abbildungs- sowie Abkürzungsverzeichnis).

In etwa angeben zu können, wie viele Seiten eine Arbeit haben wird, ist für eine Kalkulation des Preises unbedingt nötigt. Schließlich will auch der Betreuer der Abschlussarbeit wissen, wie viele Seiten von ihm noch geprüft werden müssen. Nicht selten gibt die Universität/die Fachhochschule sehr genaue Vorgaben für den maximalen Umfang von Abschlussarbeiten.

Ein gewissenhafter und guter Korrektor liest auch alle Verzeichnisse Korrektur! Nicht selten verstecken sich darin noch Tippfehler oder falsche Nummerierungen.

Wann ist die Arbeit fertig gestellt und kann als vollständige und inhaltlich in sich abgeschlossene Datei an den Korrektor geschickt werden (vgl. auch Punkt 5)?

So genau wie möglich zu wissen, bis wann die Arbeit fertiggestellt ist, erleichtert die Planung der Zeitkapazitäten für den Korrektor enorm. Schließlich hat er nicht unendlich Zeit und meist mehrere andere Projekte am Laufen. Wichtig ist vor allem, die Arbeit vollständig als Datei abzuschicken – bitte keine Kapitel als einzelne Dateien speichern und dann mehrere Einzeldateien schicken. Der Korrektor arbeitet viel mit Suchen+Ersetzen-Routinen, die nur an einer großen Gesamtdatei durchgeführt werden können.

Kann eine aussagekräftige Textprobe (ca. 4 bis 5 Seiten) der Arbeit mitgeschickt werden?

Nur anhand einer aussagekräftigen Textprobe kann ein konkretes Angebot erstellt werden. Indem der Korrektor diese Seiten probelektoriert, kann er den tatsächlichen Aufwand abschätzen. Manche Abschlussarbeiten sind bereits gut formuliert und formatiert, dass sich der Lektor mehr auf die inhaltliche Überprüfung konzentrieren kann. Wiederum andere Arbeiten müssen in einem ersten Schritt erst von groben Rechtschreibmängeln befreit werden, bevor die inhaltliche Komponente berücksichtigt werden kann. Und das dauert natürlich deutlich länger und kostet mehr Zeit. Deshalb kann der Betrag für die eine Abschlussarbeit ein Bruchteil eines Angebots einer anderen Arbeit sein – diese Preisunterschiede hängen aber nicht von der Lust und Laune des Korrektors ab, sondern von den genannten Faktoren.

 3. Frage zwei Tage vor dem Prüfungstermin um ein Korrektorat an!

„Ich schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit. Sie hat nur 40 Seiten. Weil ich nicht so gut in Rechtschreibung bin, hätte ich gerne ein Korrektorat. Allerdings muss ich die Arbeit übermorgen gebunden im Prüfungsreferat abgeben. Geht sich das bei Ihnen aus und was würde das kosten?“

Solche E-Mails sind der Albtraum für jeden Korrektor! Mehr müsste ich dazu eigentlich gar nicht sagen und schon gar keine Begründung liefern. Oder hat jemand allen Ernstes schon mal einen Automechaniker gefragt, ob er in zwei Tagen einen Totalschaden am Auto nach einem kapitalen Crash reparieren kann? Okay, man mag mir jetzt verzeihen, dass ich Abschlussarbeiten von Studierenden mit einem Totalschaden am Auto vergleiche. Aber Reparaturen – seien sie am Auto oder an einer Abschlussarbeit – brauchen ihre Zeit. Keiner will schließlich mit einem nur zur Hälfte reparierten Auto weiterfahren, nur weil der Mechaniker nicht ausreichend Zeit für die Reparatur hatte.

Das bedeutet konkret: Rechtzeitig um ein Korrektorat der Abschlussarbeit kümmern, d. h. mind. 1–2 Monate vorher anfragen. Gut gebuchte Korrekturleser haben oftmals über mehrere Wochen hinaus keine freien Kapazitäten mehr! Wenn der Abgabetermin der Arbeit bereits bekannt ist, mind. 8 Wochen zurückrechnen und sich dann auf die Suche nach einem freien Korrektor machen. Dann konkrete Terminvorgaben kommunizieren und nachfragen, bis wann spätestens die fertige Arbeit benötigt wird, sodass der Zeitplan eingehalten werden kann.

4. Halte den vereinbarten Abgabetermin nicht ein und gib dem Korrekturleser diesbezüglich auch nicht Bescheid!

Verspätungen, Verzögerungen – aus welchen Gründen auch immer – passieren immer. Aber den Korrektor über verspätete Abgaben, die im Vorfeld vereinbart waren, nicht oder nicht rechtzeitig zu informieren, kann im schlimmsten Fall Folgendes bedeuten: Der Korrektor hat bereits einen vollen Terminplan und keine Zeit mehr.

Abgesehen davon, dass solche Aktionen keine gute Stimmung zwischen Auftraggeber und Beauftragtem schaffen … auch wenn es nur 40 Seiten sind! Versucht also so streng wie möglich mit euch zu sein und die Arbeit rechtzeitig fertig zu stellen. Treten unvorhergesehene Verzögerungen ein, sofort das Korrektorat informieren, damit noch rechtzeitig reagiert werden kann.

5. Gib die Abschlussarbeit nicht vollständig und nur in Teilen ab!

Wie schon gesagt, niemand fährt mit einem unvollständig reparierten Auto gerne aus der Werkstatt. So ist es auch beim Korrekturlesen: Eine Abschlussarbeit stellt ein in sich geschlossener Text dar – und als solcher muss er ins Korrektorat: Denn wie soll der Korrektor sonst nach einheitlich korrekt geschriebenen Fremd- und Fachwörtern suchen und überprüfen, ob alle Quellen- und Literaturangaben in den Fußnoten in der gesamten Arbeit identisch angeführt wurden?

Ein Korrektor beginnt erst mit seiner Arbeit, wenn das Dokument inhaltlich abgeschlossen und redigiert ist und keine Textpassagen oder gar ganze Kapitel mehr fehlen. Stückwerk ist der Horror eines jeden Lektors. Am Ende kommt immer auch Stückwerk raus – und ein Korrektor, der vollständig den Überblick über die einzelnen Bruchstücke verloren hat und schon schier wahnsinnig ist!

6. Redigiere während des laufenden Korrektorats immer wieder einzelne Abschnitte!

„Hallo! Ich habe die Zusammenfassung noch überarbeitet und einen Absatz hinzugefügt. Anbei schicke ich dir das Dokument. Kannst du das bitte noch schnell durchlesen?“

Die Korrektur der überarbeiteten Überarbeitung … das kann nicht gut gehen! Eine solche Vorgehensweise provoziert Chaos und im schlimmsten Fall muss die ganze Arbeit nochmals überprüft werden. Zudem müssen nachträgliche Korrekturen, die im Vorfeld nicht vereinbart waren, separat verrechnet werden.

Außerdem: „Schnell durchlesen“ – wenn ich das schon lese oder höre, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf! Wir Lektoren machen nichts schnell! Alles, was wir schnell machen, ist noch schnell einen Kaffee holen, damit wir das (nächtliche) Korrektorat der Abschlussarbeit noch vor dem vereinbarten Abgabetermin schaffen. Ein präzises Lektorat, das am Ende einen optimal überarbeiteten und einwandfreien Text zum Ziel hat, kann nicht schnell erledigt werden.

Fazit

Vermeidet diese 6 Punkte und verärgert den Korrektor eurer Wahl nicht unnötig! Übrigens wird sich auch jeder Freund, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat, euch die Arbeit gratis Korrektur zu lesen, über das Einhalten dieser Punkte freuen. Eine Abschlussarbeit schreibt man immerhin nicht jeden Tag: Ein perfekt geprüftes Dokument sichert euch eine gute Note, einen zufriedenen Betreuer und stolze Eltern – und eine fette Fete nach dem Druck und der Abgabe der Arbeit!

Weitere Tipps zum Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit:

Über den Autor/die Autorin

Melanie Knünz

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