Den Minimalismus haben nicht irgendwelche Hipster erfunden. Mit wenig leben war immer schon ein sehr geistliches und spirituelles Motiv. Eines, das auch in Klöstern gelebt wurde und wird. Bruder Paul war also nicht gerade geflashed, als ich ihm davon berichtete, wie befreiend es gewesen sei zu entrümpeln. Trotzdem unterscheidet sich das Konzept Kloster ein bisschen vom Minimalismus-Trend, der vielleicht ein bisschen ein Selbstbefreiungs-Trend ist, denn ein Bruder oder eine Schwester einer geistlichen Einrichtung gelobt Armut. Minimalismus aber bedeutet nicht leben in Armut und wenn wir die meisten Klöster anschauen, dann bedeutet es das heute auch nicht mehr für die Geistlichen. Aber das ist ein anderes Thema.
Faktum ist, ich habe entrümpelt
Habe Platz gemacht. Zu allererst in meinem Kleiderschrank. Ich besitze trotzdem noch zehn Kleider und 4 Wintermäntel. Aber es ist ein Fortschritt. Von Büchern konnte ich mich nicht trennen und Bücher machen eigentlich den größten Teil meines Besitzes aus. Sich von Erinnerungsstücken zu trennen, fiel mir auch nicht leicht. Gerade Postkarten, die ich seitdem ich denken kann aufbewahrt habe, bleiben an ihrem Platz. Genauso wie Fotoalben.
Wenn man sich meinen Besitz so anschaut, dann ist es eigentlich nicht tragisch viel. Ein Schrank und eine Kommode mit Kleidung, inklusive Handtücher und dergleichen mehr. Ein Sofa, ein Ohrensessel, ein Bett, ein Schreibtisch mit Sessel, ein kleiner Schminktisch, ein Esstisch mit Stühlen, ein Wohnzimmertisch und jede Menge Bücherregale (insgesamt 10 Stück). Dann kommt noch ein Laptop dazu, ein Handy, ein Auto, ein Hund und ein bisschen Schmuck. Schuhe natürlich auch, aber über Schuhe schweige ich mich an dieser Stelle aus. 😉
Trotz Minimalismus – das Meiste muss bleiben
Ich habe gemerkt, ich kann mich von den meisten meiner Besitztümer nicht trennen, weil sie zu meiner Einrichtung gehören und weil ich in dem Prozess wohl noch ganz am Anfang stehe. Kleidung zu verschenken, die ich eigentlich eh nicht trage, oder die irgendwann mal ‚in‘ waren, fiel mir relativ leicht. Vor allem, weil ich das Konzept unserer Wegwerfgesellschaft wohl noch nicht so ganz kapiert habe und noch Kleidungsstücke aus meiner Schulzeit angesammelt habe.
Nach meiner Trennung vom Ex-Freund fiel zwar schon einiges weg und ich begann Kleidung freudig zu entdecken und zu experimentieren, aber der richtige Schnitt und die ‚Entscheidung‘ zu einer Art ‚Stil‘ kam wohl erst jetzt so wirklich. Das hat durchaus etwas Befreiendes. Ein sauberer Schnitt. Ein Abschluss. Das Alte kann weg.
Vom ‚Neuen‘ sollte aber auch nicht zu viel rein
Ich habe mir vorgenommen weiterhin zu reduzieren und vor allem nicht mehr unbedacht, vor allem Bücher, weiterhin anzuhäufen. Ich mag zwar meine Bücherwände und ich liebe meine kleine Bibliothek und rechtfertige es immer damit, dass ich ja auch Literaturstudentin bin, aber im Grunde kann auch das erschlagend wirken. Das wurde mir erst jetzt zum ersten Mal so richtig bewusst. Entrümpelt wird in Etappen, habe ich bemerkt. Das jetzt war der erste Schritt und ein nächster wird folgen. So zwischen Tür und Angel wie jetzt muss es ja nicht sein. Sich Stück für Stück von Stücken trennen, das wäre das Ziel. Und wer weiß in wie viele Bereiche außerhalb des Kleiderschranks man diesen Minimalismus-Scheiß noch anwenden kann.
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