Es ist eines der Hauptstreitthemen aller Studenten. Wer muss mehr lernen und wer hat das stressigere Studium? Es gibt die unausgesprochene Wahrheit, die jeder kennt: In Fächern wie Philosophie oder anderen Geisteswissenschaften chillen die Studenten gewaltig, während die Naturwissenschaftler nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht. Wirklich beurteilen kann man dies nur, wenn man einfach beides studiert hat, so wie Marisa Kurz, die für den Spiegel Online ein Interview gab.
Was kommt raus?
Die Klischees bestätigen sich nicht nur, sondern die Unterschiede in der Benotung klaffen gewaltig. Naturwissenschaftler, nicht nur Mediziner und Pharmazeuten, sondern gerade auch die Bachelorstudiengänge wie z.B. Chemie erzeugen ein gewaltiges Arbeitspensum. Praktika bis abends und danach geht es an die Protokolle. Nicht selten sieht man Studierende, denen das einfach zu viel wird. Da ist es auch keine Schande einfach mal loszuheulen, besonders, wenn man einfach nicht mehr hinterher kommt mit Vorbereitungen für den nächsten Praktikumstag.
Dies gibt wirklich zu denken: ich habe noch von keinem Studenten gehört, der berichtete, genug Zeit für eine persönliche Entwicklung zu haben. Dazu zählt Engagement außerhalb des Studiums, soziale Projekte, oder einfach mal etwas Anderes nebenbei machen. (Dies deckt sich mit unserer Studiblog Umfrage zu dem Thema.)
Während bei vielen Naturwissenschaften jedes Protokoll, jedes „Antestat“ (=kleines Kreuzverhör am Beginn eines Praktikums) benotet wird, müssen die Bachelor-Philosophen in ihren 22 Wochenstunden (incl. Lesezeit!) zwei Hausarbeiten abliefern und zwei bis drei Leistungsnachweise aus dem Nebenfach. Das Beste: Von 3 Noten wird die schlechteste gestrichen. Also:
1/1/4 macht eine 1,0!
Jeder Philosophie-Student wird jetzt protestieren und sagen, dass es nun wirklich nicht der Sinn ist, nur seine Hauptarbeit abzuleisten, sondern gerade in diesem Studium die Möglichkeit gegeben werden muss, sich zu entfalten.
Das ist richtig, aber möchten Naturwissenschaftler sich nicht auch entfalten, einmal in Ruhe über ihr Fach nachdenken, mal über den Tellerrand schauen, was vielleicht die neuesten Forschungsergebnisse sind? So wie es jetzt abläuft, knallt sich jeder den Stoff ins Gehirn. Da gibt es wenige, die noch Lust haben abends eine naturwissenschaftliche Diskussion zu entfachen, einfach aus dem Grund, weil eh schon alles zu viel ist.
Eine Idee von Marisa Kurz ist, einige Credit Points für Chemie, z.B. in Philosophie machen zu können (Forschungsethik). Aber ist das genug? Sollten nicht lieber die Zügel ein wenig gelockert werden im naturwissenschaftlichen Bachelor? Oder andersherum, sollte das Philosophiestudium weiterhin so existieren? Kann Philosophie in dieser Form ein Hauptfach sein?
Es gibt eine Menge zu tun in der Strukturierung, so ungerecht kann es aber auf Dauer nicht bleiben!
Ein Leserkommentar, der tröstet: „Wieso ungerecht? Dafür bekommt man mit einem naturwissenschaftlichem Bachelor einen job;)“ Direkt dazu können wir euch empfehlen: Jobsaussichten eines Philosophen
Da dieser Artikel so viele Diskussionen hervorgerufen hat, gibt es hier den offiziellen Nachtrag zu dem Artikel mit interessanten Gedanken.
via: Spiegel Online
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