Studententests

Studentenkredit – Dieses Auto hat es mir angetan!

Studentenkredit - Studentin liegt auf der Motorhaube eines Mustangs
Geschrieben von K B

Ach, seufz, da steht er, mein Traum. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mann, bin ich verknallt in ihn. Ein optischer Leckerbissen, tolle Proportionen, Kraft und Stärke sind ihm anzusehen. Lange werde ich diesen Anblick wohl nicht mehr genießen können.

Ich fürchte, der ist bald verkauft, bei dem Preis…

Ach so, nein, ich rede von keinem Mann. Dieses Auto hat es mir angetan. Jeden Tag wenn ich bei Wind und Wetter mit meinem verfluchten Fahrrad hier entlang zur Uni radle, bleibt mein Blick an diesem einmaligen Prachtstück hängen. Meine beste Freundin kann meine Begeisterung nicht verstehen. Ist eben ein Auto, noch nicht mal ein besonderes. Richtig sauer wurde sie sogar, als ich über einen Studentenkredit nachdachte. Warum ich mich da so rein steigere, wie sie es ausdrückt, ist ihr schleierhaft. Sie denkt, für eine Frau bin ich nicht normal. Immer diese Klischees. Mir egal, ich will auch nicht normal sein:

Denn ich bin verliebt.

Ich gebe ja zu, dieses Auto ist eigentlich nichts ungewöhnliches. Ein ganz ordinärer Kleinwagen. Kein Luxusschlitten, kein Oldtimer, kein Rennauto, noch nicht mal getunt. Aber dennoch genau mein Fall: „quadratisch, praktisch, gut“. Und fast würde er auch in mein Budget passen. Fast, wenn das doch nur nicht so verdammt klein wäre. So klein, dass nicht mal ein gebrauchter Kleinwagen darin Platz hat. Mist, Mist, und nochmal Mist. Ich habe gerechnet, das könnt ihr mir glauben. Vorwärts und Rückwärts und mit allen Wenns und Abers, die mir eingefallen sind. Aber es nutzt nichts, das Auto hat keinen Platz in meinem Budget. Ich bin schon genug damit beschäftig, mit BAföG und meinem Job den Lebensunterhalt und die notwendigen Ausgaben für das Studium zu finanzieren. Große Sprünge sind da nicht drin. Aber schön wäre es schon, traumhaft schön…

Und wieder radle ich am Autohaus vorbei und bleibe wie angewurzelt stehen. Er ist weg! Einfach weg! Ich schicke meine Freundin alleine zur Uni. Ausnahmsweise, ich kann nicht anders. Mit gemischten Gefühlen betrete ich das Autohaus und mir fällt ein Stein vom Herzen. Da ist er ja, hinten im Hof. Gott sei Dank. Ich erfahre, dass gerade eine Interessentin hier war für eine Probefahrt. Sie war sehr angetan von dem Auto, wollte es sich aber noch überlegen.

Ich musste handeln.

Unmöglich konnte ich das Feld kampflos räumen. Ich beschloss spontan, ebenfalls eine Probefahrt zu machen. Es war eine absurde Situation. Ich wollte dieses Auto unbedingt, und früher oder später müsste ich mir sowieso eines zulegen. Warum dann nicht früher. Im Auto sitzend überschlugen sich meine Gedanken, und ein Schlagwort drängelte sich regelrecht in den Vordergrund: Studentenkredit! Es erschien mir so einfach, dennoch wollte ich die Warnungen meiner Freundin nicht einfach überhören. Wollte ich mich wirklich während des Studiums verschulden? War ein Auto es wert, einen Studentenkredit aufzunehmen? Ich überlegte hin und her und stellte plötzlich fest, dass ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr über das Ob nachdachte, sondern nur noch über das Wie. Die Entscheidung war gefallen.

Studentenkredit - Cabrio

Ein Studentenkredit musste her.

Ich brachte das Auto zurück, radelte schnurstracks nach Hause und setzte mich an den Laptop. Die Uni musste warten, ich brauchte den Studentenkredit. Und zwar jetzt. Es wurde ein langer Tag und eine kurze Nacht. Früh am nächsten Morgen radelte ich fröhlich wie lange nicht mehr zum Autohaus. Noch in der Nacht fand ich bei meiner Onlinerecherche ein super Angebot. Um keine Zeit zu verlieren, füllte ich sofort das Formular aus und beantragte meinen Studentenkredit. Im Autohaus teilte ich dem Verkäufer meine Entscheidung mit und leistete sofort die gewünschte Anzahlung. Den Rest konnte ich dann problemlos mit meinem Studentenkredit erledigen. Ha, die andere Interessentin hatte ich vortrefflich ausgebootet. Sieg auf ganzer Linie!

In der Uni angekommen empfing mich eine wütende Freundin.

Ich hätte ruhig Bescheid geben können, dass ich unauffindbar zu verschwinden gedachte. Ich hatte keine Lust mich zu rechtfertigen. Ich wusste, dass sie nur noch mehr in Rage gerate würde, würde ich ihr vom Autokauf und dem Studentenkredit erzählen. Aber da sie nicht locker ließ, beichtete ich ihr die ganze Geschichte.

Wie zu erwarten war sie stinksauer. Es war seit unserer gemeinsamen Grundschulzeit das erste Mal, dass eine von uns eine wichtige Entscheidung ohne den Rat und das Einverständnis der anderen getroffen hatte. Die nächsten beiden Tage herrschte nahezu Funkstille zwischen uns und ich begann bereits, meine Aktion zu bereuen. Doch dann war das ersehnte Geld auf meinem Konto. Ich ging zum Autohaus, bezahlte den Restbetrag und war gefühlt die stolzeste Besitzerin eines gebrauchte Kleinwagens weltweit. Umgehend erledigte ich alle Formalitäten und führ auf dem schnellsten Weg zu meiner Freundin. Als sie öffnete drückte ich ihr freudestrahlend den Schlüssel in die Hand und fragte sie, ob sie als kleine Wiedergutmachung die erste Runde fahren möchte. Sie nahm mich ganz fest in den Arm und flüsterte: „Es ist so schön, wenn du glücklich bist!“ erst in diesem Moment war ich mir vollkommen sicher: Ich habe alles richtig gemacht!

Über den Autor/die Autorin

K B

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