Wo man noch bezahlbaren Wohnungen findet.
Besonders schlimm ist es im Wintersemester. In den Wochen und Monaten vor Oktober wimmelt es nur so vor Wohnungsanfragen und WG-Gesuchen. Zahllose Besichtigungen und WG-Castings später kommt bei vielen Studenten in Großstädten die Ernüchterung. Bezahlbaren Wohnraum in uninaher Lage oder gar im Stadtzentrum zu finden, entpuppt sich schon bald als eine gewaltige Herausforderung. Doch auch in den angrenzenden Stadtteilen und Außenbezirken zwingt die aktuelle Wohnungsnot viele Studenten dazu, ihre Ansprüche stark herunterzuschrauben.
Rasanter Anstieg der Mieten in vielen Großstädten.
Doch welche Städte sind besonders stark vom Mietpreiswachstum betroffen? Und in welchen Unistädten besteht noch die realistische Chance, guten und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu finden? Mit diesen Fragen setzt sich eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (Köln) auseinander. Sie erfasst die Mietpreisentwicklung in 15 Universitätsstädten im Zeitraum von 2010 bis 2016. Bei der Auswertung wurden nur Mietangebote in Betracht gezogen, die hinsichtlich ihrer Lage, Größe und Qualität von Studenten typischerweise nachgefragt werden. Die Ergebnisse bestätigen, was viele Studenten schon lange ahnen. Seit Beginn des Jahrzehnts sind die Mieten in vielen Großstädten rasant gestiegen. Die Spanne reicht von ca. 10 Prozent bis hin zu 50 Prozent Mietpreissteigerung – allein in den vergangenen 6 Jahren. Studenten in diesen 6 Großstädten trifft es besonders hart Die teuerste Stadt für Studenten ist und bleibt München. Hier zahlt ein Student um die 17 Euro pro Quadratmeter – sofern man überhaupt in die nähere Auswahl für eine Wohnung kommt. Denn an Nachfrage mangelt es nicht. Den 2. Platz belegen nach derzeitigem Stand Stuttgart und Frankfurt mit ca. 13 Euro pro Quadratmeter. Den 3. Platz teilen sich die beiden Großstädte Hamburg und Köln. Auch hier müssen Studenten tief in die Tasche greifen und um die 10 bis 11 Euro pro Quadratmeter aufbringen. Doch wo platziert sich unsere Hauptstadt im nationalen Mietpreisvergleich? Zwar ist Berlin aus Sicht der Mietpreise nicht das teuerste Pflaster der Republik. Dafür macht die Metropole anderweitig von sich Reden: Berlin kann als einzige Stadt seit 2010 einen Mietpreisanstieg von 50 Prozent verzeichnen. Dies hat zur Folge, dass nun auch hier Studenten im Durchschnitt 10 Euro pro Quadratmeter für ihre Studentenbude zahlen müssen. Doch nicht nur in den Metropolen unseres Landes kommt es zum Preisanstieg. Selbst Studenten aus Städten wie Kiel, Osnabrück, Bonn und Heidelberg haben zunehmend Schwierigkeiten damit, eine bezahlbare Wohnung bzw. ein preiswertes WG-Zimmer zu finden.
Auf Vermietern lastet ein hoher Druck.
Doch woran liegt es, dass so viele Studenten unter akuter Wohnungsnot leiden? Zum einen zieht es jährlich immer mehr Studenten in die Großstädte. Zum anderen erliegen auch zunehmend junge Erwerbstätige und ausländische Fachkräfte dem Charme der Metropolen. Und letztlich sind diese Menschen allesamt auf der Suche nach einer günstigen, zentral gelegenen und kleinen Wohnung. Doch trotz der allmählich steigenden Nachfrage hängen nach wie vor viele Städte mit dem Wohnungsbau hinterher. Beispielsweise bekommt im Durchschnitt nur jeder 10. Studierende einen Wohnheimplatz zugewiesen. Experten schätzen den jährlichen Bedarf an Neubauwohnungen auf 350.000 bis 400.000 Objekte – von denen jedoch in der Regel nur ein Drittel baulich umgesetzt wird. Schuld an dieser Misere sind die mitunter drastisch gestiegenen Bodenpreise und die geringe Fläche, die von den Städten als Bauland ausgewiesen wird. Und wenn neue Wohnungen errichtet werden, so handelt es sich meist um große Wohnungen, Einfamilienhäuser oder luxuriöse, und damit unbezahlbare, Einzimmerwohnungen. Mangelware bleiben nach wie vor 2- und 3-Zimmer-Wohnungen, die sowohl allein als auch in Form einer Wohngemeinschaft bewohnt werden könnten. Doch nicht nur das: Auch die Preise für Immobilien steigen kontinuierlich an. Im Jahr 2010 beispielsweise waren neue Eigentumswohnungen noch um 40 Prozent günstiger als heute. Der Anstieg hängt zum einen mit der Umsetzung strenger, bautechnischer Auflagen zusammen. Zum anderen sind energetische Standards gestiegen. Das bedeutet im Klartext, dass den Hauseigentümern und Vermietern oft die Hände gebunden sind und Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als einen hohen Mietpreis zu verlangen, um nicht auf den Kosten der Investition sitzen zu bleiben.
In diesen Städten haben Studenten die Chance auf erschwingliche Mietpreise.
Leider werden sich nach Ansicht der Experten die Mietpreisanstiege noch weiter fortsetzen. Vor allem im Süden und Südwesten Deutschlands ist es schwer, eine bezahlbare Studentenwohnung zu finden. Anders sieht es im Osten und Teilen des Nordens aus. Leipzig und Jena beispielsweise sind nicht nur gefragte Universitätsstandorte, sondern zugleich wohnungstechnisch deutlich besser aufgestellt als anderswo. In Jena wurde beispielsweise in den vergangenen Jahren mehr Wohnraum gebaut, als aktuell benötigt wird. Im Westen Deutschlands sind hingegen sowohl Bochum
als auch Siegen die Städte, in denen Studenten am meisten für ihr Geld bekommen.
Und wenn sich einfach keine Wohnung finden will?
Viele Studenten beschränken ihre Wohnungssuche nur auf das Internet. Dabei vergessen sie, dass gerade ältere Personen immer noch aktiv Printmedien lesen. Mit einem Zeitungsinserat im lokalen Stadtanzeiger können möglicherweise Leute erreicht werden, die dem Bewerberdrang aus dem Weg gehen möchten und ein Zimmer zur Untermiete anbieten können. Sollte es mit der Wohnung gleich zu Studienbeginn nicht klappen, weil die Konkurrenz an Mitbewerbern einfach zu groß ist, empfehlen sich Zimmer zur Zwischenmiete. Die neu dazu gewonnene Zeit gibt einem die Möglichkeit, die erste Welle der Wohnungssuchenden abzuwarten und so wenige Monate später die eigenen Chancen deutlich zu erhöhen. Eine weitere Alternative liegt darin, in den sauren Apfel zu beißen und zu pendeln. Oft besitzen die Großstädte eine hervorragende Anbindung, auch in die Außenbezirke. Zwar ist man nicht innerhalb weniger Minuten in der City. Dafür ist die Wohnfläche sowie der Wohnkomfort deutlich höher als im Stadtkern fürs gleiche Geld. Wer stattdessen bereit wäre, älteren oder behinderten Menschen im Alltag etwas zur Hand zu gehen, sollte sich mit „Wohnen für Hilfe“ auseinandersetzen. Dieses Projekt gibt es mittlerweile in vielen Städten. Die Idee dahinter ist, den Betroffenen sowohl im Haus und/oder im Garten zu helfen und im Gegenzug ein verhältnismäßig günstiges Zimmer zu erhalten.