Sie bringen immer den Turnbeutel nach, holen die Tochter oder den Sohn von der Schule ab und wissen bereits in der Grundschule alles besser als die Lehrerin. Am liebsten sind sie nicht nur beim „ersten Mal“ des Kindes live dabei, nein, sie organisieren mit Begeisterung den Einstieg ins Unileben ihrer Sprösslinge. Die Rede ist von Helikoptereltern, die selbst nach dem Abi nicht loslassen können.
Sie bringen damit ihre oft schon volljährigen Kinder in die missliche Lage, nichts alleine organisieren zu müssen. Wer nämlich Dinge selber managen will, muss auch mal „auf die Fresse fliegen“. Aus Fehlern lernen und sich so weiterentwickeln. Eigentlich ganz einfach.
Doch wenn Eltern selbst bei der Einschreibung nicht loslassen, kommen dabei ziemlich skurrile Erlebnisse raus, wie der Spiegel die Tage berichtete. Wir haben die besten 14 Dialoge in eine Liste gepackt- zum Weinen und Ablachen zugleich.
Eine Mutter ruft an.
„Meine Tochter hat einen Studienplatz in Köln bekommen. Wir machen uns so große Sorgen. Meinen Sie, das geht gut? Köln ist doch so groß! Wissen Sie, wir kommen von außerhalb. Wo müssten wir denn eine Wohnung finden, damit sie keine U-Bahn fahren muss? U-Bahn-Fahren ist doch in Großstädten so gefährlich…“
Mutter und Tochter betreten das Büro.
Der Studienberater fragt die Tochter, was er für sie tun kann. Die Mutter antwortet: „Wir wollen studieren.“ Darauf seine Antwort: „Das ist aber schön, dass Sie sich beide für ein Studium an der Uni interessieren. Möchten Sie sich beide zu denselben Studiengängen informieren oder interessieren Sie sich für unterschiedliche Studiengänge?“ Die Mutter schmunzelt, offenbar hat sie ihr eigenes Verhalten durchschaut. Sie antwortet: „Nein, ich möchte nicht studieren. Meine Tochter will sich informieren.“ – und gibt das Gespräch an die Tochter ab.
Ein Vater ruft an.
Er hat tausende Fragen zum Bewerbungsverfahren, da seine Tochter sich einschreiben möchte. Nachdem der Berater ihm haarklein jedes Detail erläutert hat, sagt er: „Das war ja alles gar nicht so schwer, gelle Leona (Name geändert)!“ Es stellt sich heraus, dass seine Tochter die ganze Zeit neben ihm saß.
Mutter und Tochter betreten das Büro.
Der Studienberater fragt die Tochter, womit er ihr weiterhelfen kann. Darauf antwortet die Mutter, dass die Tochter studieren und sich über Studiengänge informieren wolle. Der Berater spricht erneut die Tochter an und fragt sie, was sie denn studieren möchte. Darauf antwortet die Mutter: „Entweder
Jura oder Lehramt.“ Von der Tochter kommt noch ein Zaghaftes: „Oder was mit Kunst“ – was die Mutter mit einem strafenden Blick tadelt.
Mutter mit Sohn in der Beratung.
Bevor der Berater fragen kann, wie er weiterhelfen könne, erklärt die Mutter, dass sich ihr Sohn über das Studium informieren möchte. Sie sagt, er sei ja alt genug, um selbst zu sprechen und fordert ihn auf, seine Fragen zu stellen. Der Sohn schafft es fast, seine erste Frage zu formulieren – da platzt es aus der Mutter heraus: „Du wolltest doch eigentlich etwas anderes fragen!“
Eine Dame ruft an.
Sie hat eine rasselnde Kettenraucherstimme und erweckt den Anschein, als sei sie schon etwas betagter. Sie gibt „ihre“ Matrikelnummer durch, um „ihren“ Rückmeldestatus zu erfragen. Im System ist das Geburtsdatum „1996“ vermerkt. Eine Auskunft wurde nicht erteilt.
Ein Vater ruft an.
Er füllt gerade die Online-Bewerbung für BWL für seine Tochter aus. Er fragt: „Hier kommt jetzt ein Punkt, an dem man den Abschluss auswählen soll. Was würden Sie da empfehlen? Bachelor ist ja etwas verschrien, da würde ich eher zu Master tendieren. Oder meinen Sie, Staatsexamen ist noch besser?“
Eine Mutter ruft an.
Sie wolle nur mitteilen, dass die Jana (Name geändert) heute krank sei und daher nicht zur Uni kommen könne.
Es ruft ein Erstsemesterstudent an.
Er fragt ängstlich, ob es möglich wäre, dass seine Mutter ihn in seine ersten Vorlesungen begleitet.
Eine Mutter ruft an.
Sie erfragt den Bewerbungsstatus ihres Sohns. Man erklärt ihr geduldig das Prozedere, immer und immer wieder, und verweist darauf, dass aus Datenschutzgründen personenbezogene Auskünfte nur an ihren Sohn selbst gegeben werden dürfen. Aufgrund der von ihr geschilderten Sachlage bestünde aber absolut kein Grund zur Beunruhigung. Kurz darauf hört man, wie die Dame eine Treppe hinaufsteigt und an eine Tür klopft. Die öffnet sich und laute Musik ertönt. Die Mutter übergibt das Telefon ihrem Sohn und sagt, er solle mit der Uni sprechen. Daraufhin der Sohn zur Mutter: „Mama! Ich habe alles schon geklärt, es gibt nichts, was man noch besprechen müsste. Warum hast du überhaupt da angerufen, ich habe doch gesagt, es ist alles gut! Maaaan!“
Eine Mutter ruft an.
Sie erkundigt sich nach der Reichweite des Semestertickets. Nachdem man ihr mitgeteilt hat, dass man damit alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Hessen und sogar über die Landesgrenzen hinaus nutzen darf, sagt sie enttäuscht: „Und mein Sohn hat gesagt, dass er mit dem Ticket nicht bis nach Hause fahren kann und uns daher nur so selten besuchen könne.“
Ein Großvater ruft an.
Er bittet die Beraterin, auf seine in der Nähe der Hochschule wohnende Enkelin einzuwirken, sich beraten zu lassen, damit aus ihr etwas Gescheites werde. Sein Einfluss auf die Enkelin sei sehr begrenzt, er wohne in einem anderen Bundesland. Deswegen bittet er die Beraterin, die Enkelin von der Notwendigkeit einer Beratung zu überzeugen. Die Beraterin lehnt ab. Der Großvater freut sich dennoch, mal mit jemandem darüber gesprochen zu haben.
Eine Mutter ruft an.
Ihr 14-jähriger Sohn habe gerade ein Schülerpraktikum in der Apotheke absolviert. Nun wolle sie sich nach den Bewerbungsmodalitäten im Jahr 2020 für Pharmazie erkundigen.
Eine Mutter schreibt eine E-Mail an die Studienberatung.
Sie fragt, ob ihr (volljähriger) Sohn überhaupt für das anstehende Semester an der Uni eingeschrieben sei, ob er denn seine Nachprüfung in Mathe bestanden habe, ob er überhaupt schon ECTS-Punkte gesammelt habe, ob die Studienberatung denke, dass er mit seinen Resultaten das Studium überhaupt schaffe… Ihr Sohn selbst habe den Durchblick verloren und wisse nicht, bei wem er was erfragen müsse. Daher frage sie als Mutter nun selbst nach, da sie sich natürlich Sorgen mache.
Solltest du deine Eltern hier ein wenig wiederkennen, hilft nur Folgendes:
- Ausziehen, am besten weiter weg von Zuhause studieren.
- Dich bei deinen Eltern bedanken, dass sie es so gut mit dir meinen, aber klare Worte sprechen, dass du selbstständig sein willst.
- Zur Not stillschweigend Dinge organisieren, die Studienberatung wird dir helfen!
- Keine Panik, wenn es Beef gibt. Mit Bafög kann man gut leben und Anspruch auf Kohle von deinen Eltern hast du auch. In der Regel beruhigen sich die Eltern aber viel schneller als man denkt.
- Alles wird gut.