Studentenbeiträge

Die Angst vor Veränderung

Regenbogen-Pfeil auf Boden steht für Veränderung
Geschrieben von Joey

In vielen, ansonsten relativ sinnfreien, Selbsttests findet sich immer wieder die Frage: „Triffst du gern Entscheidungen?“ „Als wie entscheidungsfreudig würdest du dich selbst einstufen?“ Hand auf’s Herz – und ohne das Testergebnis positiv beeinflussen zu wollen: Die Antwort lautet meistens Nein bzw. Gar nicht. Das hat jetzt aber nichts mit den vermeintlichen Stereotypen der Generation Y zu tun. Ja, unsere Generation und die Zeit, in der wir leben zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus. Nein, diese Merkmale werden nicht zum Ende der Welt führen – höchstens zum Ende der Welt wie wir sie kennen. So what?

Veränderung bringt – erstmal – keinen um

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It’s the End of the world as we know it – and I feel fine! 

Warum haben wir dann alle eine solche Heidenangst vor Veränderung? Und mit „wir“ meine ich keinesfalls ausschließlich unsere Generation. Man nehme nur das Beispiel Ehe für alle. Obwohl das ja nun eine, gar nicht mal unmerkliche, Veränderung ist, sind immerhin 69% Teilnehmer einer repräsentativen Umfrage aus dem stern der Meinung, die gleichgeschlechtliche Ehe sei gleich zu stellen mit der Hetero-Ehe. Dennoch soll der Beschluss eventuell angefochten werden.

WHY?! 

Das „Warum“ auf pragmatischer, rein logischer Ebene ist leicht zu recherchieren: Angeblich Verfassungswidrig. Auch wenn CSU/CDU sich hintergangen fühlten bei der Abstimmung: das „Warum“ auf moralischer bzw. emotionaler Ebene bleibt mir ein Rätsel. Politisch klug oder unklug sei dahingestellt. Wer am Ende darunter leidet, sind all diejenigen, die zuhäuf in Freudentränen ausgebrochen sind, als der Beschluss gefällt wurde. Und mal ehrlich: wem würde die Ehe für alle denn schaden und vor allem aus welchen Gründen? Natürlich sind die wahren Beweggründe der Politiker, Seehofer etc. in diesem Fall, nicht eindeutig und für uns Normalsterbliche auch nicht einsehbar. Dennoch geht es irgendwo immer um die Wähler und deren Bedürfnisse. Und die haben nun mal Angst, wie es scheint.

Angst vor Veränderung

Doch wie lässt sich diese Angst begründen? Ein Erklärungsversuch: Wir leben in einer Zeit, in der Normen zum einen immer wichtiger werden, die Grenzen dieser sich aber nicht klar festlegen lassen. Diese Eigenschaft bringen gesellschaftliche Normen zwar immer mit sich, dennoch waren sie noch nie so unklar definiert wie jetzt. Kulturabhängige Normgrenzen verschieben sich durch unsere weltweite Vernetzung und werden durch political correctness etc. ersetzt, weil der Mensch einen Leitfaden braucht, an den er sich halten kann. Aber wer bestimmt, was politisch korrekt ist?

Wer bestimmt die Normen?

Die Gesellschaft? Jeder Einzelne? Da die gesamte Gesellschaft allerdings schwer auf einen Nenner zu bringen ist, klaffen die Meinungen auseinander. Es bilden sich Gruppen, an deren Spitzen sich die Vertreter der jeweiligen Meinung befinden. Das lässt jedem Einzelnen die Wahl: Welcher Gruppe mit welchem Normsystem schließe ich mich an? Wer vertritt am ehesten meine Meinung? Hänge ich mich an die breite Masse oder entscheide ich mich für eine „Minderheit“? Gehe ich den Weg mit geringstem Widerstand oder entwickele ich eine Meinung, mit der ich anecken könnte?

Der Entscheidungszwang

Diese Entscheidung wird uns – vermeintlich – abverlangt und macht uns Angst. Am einfachsten wäre es da doch, einfach alles so zu lassen, wie es ist. Wir sind doch bisher ganz gut damit gefahren, oder nicht? Wieso sollten wir denn jetzt an den Normen rütteln, die die ganzen Jahre so hervorragend funktioniert haben? Weil die Gesellschaft sich stetig verändert und wir, zumindest in dem Punkt, anpassungsfähig bleiben sollten. Denn sonst gibt es statt Weiterentwicklung Stillstand. Und wäre das wirklich erstrebenswert?

Wir sollten uns von unseren Ängsten nicht leiten lassen. Sollten offen bleiben für Veränderung. Das bedeutet keineswegs, dass wir nun jeden Schwachsinn begrüßen müssen, der uns als positive Veränderung verkauft wird. Ein bisschen kritisch hinterfragen schadet nicht – denn die Frage nach dem „Warum“ geht bei solchen Entscheidungen oft unter. Wenn wir uns ein wenig mehr auf unser Bauchgefühl und unsere Empathie verlassen und uns ein bisschen weniger beeinflussen lassen würden, würden uns solche Entscheidungen wahrscheinlich wesentlich leichter fallen.

Oder wie siehst du das? Teil uns deine Meinung gerne mit – auch wenn sie nicht der „Norm“ entspricht. 😉

Über den Autor/die Autorin

Joey

Das Leben ist kein Wunschponyschlecken. :)

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