Studentencampus Studentenleben

Von Ferien und Vorurteilen

Mann, der die vorlesungsfreie Zeit im Bett genießt
Geschrieben von c.zich

Es war einmal ein hübsches Pärchen von Studierenden mit den Namen Studiosa und Studiosus. Beide hatten ein wahnsinnig anstrengendes Semester hinter sich. Nachdem sich beide bis zum Beginn des Aprils (für die Fachhochschule Mitte März) ausgiebig vom Prüfungsstress ausgeruht hatten, begann zu diesem Zeitpunkt der schreckliche Teil des Jahres, das Semester. Aber der Schreck legte sich relativ schnell, denn nachdem die Professoren die üblichen Literaturlisten, Gliederungen und Ankündigungen für die Vorlesungen präsentiert hatten, konnten sich die beiden wieder für eine lange Zeit zurücklehnen (unterbrochen von Highlights wie Ostern, Pfingsten und den diversen Feiertagen in Bayern). Bis zur ersten Regung des schlechten Gewissens – 6 Wochen vor den Klausuren – ließen die beiden gelassen den Vorlesungsbetrieb an sich vorbeirauschen. Dann kam eine kurze Phase, in der die Freizeit zu kurz kam und die Absagen für Feten und Diskothekenbesuche überhand nahmen. Aber auch diese Zeit dauert nicht lange, nach der Klausur kamen ja endlich die drei Monate vorlesungsfreie Zeit. Schön, so ein Studentenleben, wenn die lästigen Phasen nicht wären, die das Nichtstun unterbrechen.

Welcher Studierende hat sich jetzt nicht geärgert?

Dies ist genau das Paket von Vorurteilen, dass keiner während seines Studiums gerne vor die Haustür (oder die Studentenbude) gestellt bekommen möchte. Ich habe ja auch einmal studiert, ich kenne das nur zu gut. Und ich habe mir oft gedacht, wenn die alle wüssten. Angefangen mit Studentenjobs, Praktika, die Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes, usw.

Ich habe aber ganz bewusst diesen Einstieg gewählt, denn es gibt ein gewichtiges Vorurteil, dass mich genauso ärgert. Ich bekomme in schöner Regelmäßigkeit von vielen Studierenden während der Semesterferien den gut gemeinten Wunsch am Ende einer E-Mail, ich möge doch die Ferien genießen.

Welche Ferien?

Nach Paragraph fünf der Erholungsurlaubsverordnung – EUrlV  haben Beamtinnen und Beamte ein Anrecht auf 29 Tage Urlaub pro Jahr. Dies gilt auch für Professoren. Daher haben wir vorlesungsfreie Zeit und keine Ferien. In diesen Zeiträumen mache ich das, was ich während des Semesters nicht schaffe: Artikel schreiben, Abschlussarbeiten korrigieren, Vorträge planen, unterrichtsbegleitende Projekte akquirieren, Forschungsprojekte anstoßen und auswerten (vor allem einige Tage mit SPSS versenken) und das eine oder andere Projekt mit der Industrie anschieben, durchführen und abschließen. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte mich weder rechtfertigen noch jammern (obwohl das so schön deutsch wäre), sondern schlicht und einfach das eine oder andere Vorurteil ausräumen. Vielleicht gibt es den einen oder anderen Kollegen, der dies nicht macht. Tipp: ein Blick auf die Publikations-/Projektliste gibt interessante Einblicke.

Ich verbrate meine Zeit momentan mit zwei Projekten, die im Winter ganz oben auf meiner Agenda stehen:

  • Fanpages are dead – eine schöne, empirische Studie über den Sinn und Unsinn von Facebook für Unternehmen.
  • Die dritte Auflage meiner Einzelhändlerstudien: Neuigkeiten von der Sport-Verkaufsfront oder wie gut ist die Fachkompetenz von Sportverkäufern?

Und jetzt schieben wir mal alle Vorurteile beiseite: erstens, Studenten sind keine Faulenzer und zweitens, Professoren auch nicht. Und noch etwas ganz Wichtiges: Ich möchte bitte von keinem Studenten außerhalb meiner Urlaubszeiten erholsame Semesterferien gewünscht bekommen; ansonsten werde ich denjenigen fressen.

In diesem Sinne schöne vorlesungsfreie Zeit.

(Gastautor: Prof. Dr. Zich)

Auszeit und Erholung in den Semesterferien? Wirklich?

Über den Autor/die Autorin

c.zich

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