Studentencampus

Weihnachtsmarkt vs. Vorlesung!

Weihnachtsmarkt Glühwein
Geschrieben von Matthias

Zugegebenermaßen, ich war etwas knapp dran, als ich um 16.25 Uhr Richtung Hörsaal zur Vorlesung von Prof. Brockmüller aufbrach, der noch ein paar Aufgaben für das anschließend stattfindende Seminar vorrechnen wollte. Zum Glück musste ich nur ein paar Meter von meiner Haustüre bis zum Gebäude laufen. Also schnell noch um die Ecke über den Marktplatz und schon…what the fuck?! Auf meinem 200 Meter Zieleinlauf zu Prof. Brockmüller baute sich ein schier unüberwindbares Hindernis auf: Der Weihnachtsmarkt.

Während ich mir noch dachte, hättest du wissen können, setzte sich eine Schneeflocke auf meine Nase, als dessen Usprung schnell die Kunstschneemaschine von „Lebkuchen Wirtz“ identifiziert werden konnte. Wütend streifte mein Blick das Szenario, wie ich am Schnellsten diesen Ort umgehen könnte, nicht ohne nach Liebespärchen Ausschau zu halten, denen ich die Schuld für die Langsamkeit zwischen gebrannten Mandeln und Glasmalerei geben konnte. Leider bot sich mir nur das Bild quengelnder Kinder vor den Lebkuchenherzen, Jugendlichen, die sich mit Pommes bewarfen und hinter 2 Kinderwägen glaubte ich einen Penner zu erkennen, der sich genussvoll eine Rostbratwurst aus dem Abfall fischte. Arme Sau. Als auf der Bühne irgendein Schulorchester zu Last Christmas anblies, versuchte ich mir einen Weg durch das Schlachtfeld zu bahnen, während ich meine Kopfhöhrer aus der Jackentasche zog. „Matthias…huhuuuu“ „eyyy, hier sind wir“

Glühwein

Ich drehte mich um und blickte zu dem Glühweinstand, von dem mich 2 Rentieraugen anschauten, die als Haarreif auf einer blonden Frau befestigt waren. Ich kam einen Schritt näher. Mein Gehirn spulte so schnell es ging rückwärts und blieb schließlich bei der Semesterparty von letzter Woche hängen. „Äh, hallo Saskia, ich war gerade…“ „Macht nichts, besser spät als nie“ Saskia schürzte die Lippen, also würde sie trotzig sein und drückte mir dann eine Tasse mit nicht mehr ganz heißem Glühwein in die Hand. Ich trank schnell ein paar Schlücke, um, wenn auch verspätet, meine Vorlesung zu erreichen.

Ein Seitenhieb eines Ellenbogens leerte meine Tasse schneller als erwartet. Die Täterin, Saskias beste Freundin, Typ Frau, die garantiert auf ihrem Profilbild bei Facebook zu Zweit abgebildet ist, murmelte kurz „Entsschuldiung“und drückte mir eine frische Tasse in die Hand. Die andere Hand legte sie an ihren Mund, als würde sie flüstern wollen und sagte nickend: „Die Saskia hat sich ja zuerst nicht getraut, dich hierhin einzuladen, aber ich hab sie überredet, die findet dich ja schon ganz interessant“ Für die Offenbarung dieser geheimen Information war wohl der Glühweintopf Schuld, den Melanie, so hieß Saskias bessere Hälfte nämlich, wahrscheinlich alleine geleert haben musste. Ein kurzer Blick auf meine Facebookveranstaltungen zeigte mir, dass ich zu dieser Stehparty wohl eingeladen worden bin.

Eierpunsch

Ich erinnerte mich unscharf, wie ich in Saskias Handy auf der Party meinen Namen nach 3 Anläufen richtig in die Facebook App eingegeben hatte. Während ich meinen Glühwein schlürfte fand ich mich damit ab, etwas zu später zur Vorlesung zu kommen. Die Gastgeberin drehte sich mit einem Eierpunschglas zu mir um und meinte gespielt vorwurfsvoll: „Nana, du hast deinen Glühwein ja immer noch nicht leer, wir sind schon bei der Eierpunsch Runde.“ Eigentlich sah Saskia wirklich hübsch aus, mal abgesehen von dem Rentiergestänge auf dem Kopf. Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, woher Saskia das Geld zu diesen teuren Besäufnis hatte, wurde mir eröffnet, dass der Stand ihrer Tante gehörte. Meinen Eierpunsch leerend ahnte ich Böses, als die nächste Runde Glühwein ausgeschenkt wurde.

Das Problem war ja nicht die Vorlesung, die ich inzwischen als gecancelled abgehakt hatte, sondern das danach stattfindende Seminar – Anwesenheitspflicht. Immerhin waren noch 30 Minuten Zeit und ich sah die Situation was entspannter. „Voll schön dass du gekommen bist“, lächelte mich Saskia an. Eigentlich war ich in diesem Moment auch nicht ganz unzufrieden mit der Situation. „Du hättest aber auch mal schreiben können nach der Party“, schmollte sie dann. Verdammt. Mit aller Coolness, die mir der Glühwein und Eierpunsch verschaffte, stupste ich Saskia spielerisch an und murmelte etwas von „5 Tage Regel und so…“ Zum Glück trompetete Melanie mit der nächsten Runde dazwischen. Ich ertappte meinen rechten Fuß beim mitwippen zu den Klängen von „Do they know it’s Christmas“.

Feuerzangenbowle!

Die Zeit war allerdings gekommen. Ich eröffnete Saskia und der Truppe, dass ich leider gleich noch in dieses Seminar müsste. „Haha, du bist ja voll witzig drauf, dass du hier vorher noch mit uns säufst“ gluckste Saskia. Das war mit Abstand das Kompliment in diesem Jahr, was ich mir am wenigsten verdient hatte. Fühlte sich aber trotzdem gut an. „Aber vorher musst du noch die Feuerzangenbowle probieren, das ist ein Spezialrezept meiner Tante.“

Das war dann auch kein Problem mehr, denn ich war in meinem Modus, da hätte ich das Zeug auch spielend aus einem 5 Liter Eimer mit Strohhalmen getrunken. „Aber gerne doch“ prostete ich der Gruppe mit meinem XXL Becher zu. Während mein rechtes Ohr Saskia zuhörte, schnappte mein linkes auf, dass die anderen sich vorher gut mit Waffeln gestärkt hatten. *Aha, deswegen vertragen die alle so viel.* Ich lud mir mit meinem Handy bei Itunes ein Weihnachtsalbum runter. Der für mich stimmige Preis von 19,99 Euro lies mich zufrieden mitsummen.

Gut gelaunt verabschiedete ich die an meiner Schulter lehnende Saskia und hüpfte Richtung Seminarraum. Dem nächsten Pärchen, was mir entgegen kam, hängte ich schnell ein Lebkuchenherzen vom nächsten Stand um. Dass der von mir Beschenkte vom Besitzer mit einer Röstpfanne niedergestreckt wurde, bekam ich nicht mehr mit….(stand aber am nächsten Tag in der Lokalpresse)

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Über den Autor/die Autorin

Matthias

Hi, ich bin Matthias und blogge aus meinem Studentenleben oder schreibe Kurzgeschichten.

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