Ich habe immer öfter das Gefühl, dass alles im Leben irgendwie ein, letztlich vielleicht ziemlich sinnloser, Wettlauf ist. Ein Wettlauf um die Zeit, mit der Uni und den Lebensjahren, weil ich schon über das eine Toleranzsemester hinaus zu rutschen drohe. Ein Wettlauf um meine Gefühle, wenn ich neben dem Typen liege mit dem alles so ‚easy‘ und ‚cool‘ sein soll und wir zwischen den heftigen Atemstößen danach irgendwie hoffen, dass die jeweils andere Person dieses Mal zuerst Schmetterlinge im Bauch hat und man selbst halbwegs unbeschadet davon kommt. Ein Wettlauf um Busse zu Vorlesungen und Verabredungen, die sowieso nie so zu fahren scheinen wie das auf den, an der Bushaltestelle angebrachten Schildern, ausgewiesen wird. Ein Wettlauf mit dem Monat um das Geld das ich noch auf meinem Konto habe und nicht zuletzt mit meinen Deadlines (ja, ich nenne sie nicht Datelines), die gefährlich näher rücken und von denen ich schon irgendwie wusste, vor denen ich aber jedes Semester denke ich könnte ihnen davonlaufen. Und so kommt es, dass ich wohl ganz ohne bewusste Inskription nun Sport studiere, den ganzen lieben langen Tag lang (davon)laufe und dabei leider nur Nerven und keine Kalorien zu verlieren scheine. Zumindest so im Großen und Ganzen betrachtet.
Wann wurde denn mein Dasein eigentlich zu einer einzigen Deadline?
frage ich mich. Mit spätestens 24 fertig studiert haben, am besten noch vor 30 heiraten und Kinder kriegen. Ein Heim muss natürlich auch geschaffen werden, die (rein hypothetischen) Kinder sollen ja schließlich mit gewisser Stabilität aufwachsen können und stressen mich jetzt schon. Achja -Stabilität!- die muss man natürlich nicht nur in einem Heim verorten, sondern auch in der Beziehung (die man noch gar nicht hat, aber dringend finden muss) und ganz besonders auch im Geldbörserl. Es muss das und das und das erledigt werden, schreit meine biologische Uhr, die so bedrohlich zu ticken scheint wie eine Bombe (die man dann irgendwann platzen lässt?…Kondom und so?…) und sich damit nur an das Gezeter der Gesellschaft um mich herum anschließt. Die brüllt nämlich und zerrt an mir und meinen Entscheidungen und Erwartungshaltungen.
Es scheint ein Lauf um Nichts zu sein, der doch zu unserem Alles wurde.
Den wir uns vielleicht nur einreden? Aber wenn alle laufen, dann läufst du eben mit. Oder? Wird schon einen Grund haben, denkst du dir, oder denkst auch gar nicht, weil du so beschäftigt bist mit laufen und Ausschau halten nach dem was da kommen soll. Um ja nicht zu verpassen, was du ja eh nicht suchst. Klingt verrückt? Ist es irgendwie auch, wenn du mal kurz anhältst und darüber nachdenkst. Aber das tun wir so selten. Anhalten. Uns umschauen. Wirklich mal die großen und unangenehme: Warum?-Frage stellen. Passiert meistens unfreiwillig, wenn man zwangsweise eine Pause einlegen muss. Weil einem doch irgendwann die Puste ausgeht, oder ins Stolpern geraten ist.
Quelle: Giphy