LeFloid ist einer der bekanntesten deutschen Youtuber und mit seinen 2,6 Millionen Abonnenten ein großer Influencer unserer Jugend. An der Berliner Humboldt Universität studiert er Psychologie. Er ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und findet auch manchmal harte Worte für Politiker:
„Wann ist denn Merkel von der gewohnt langweiligen Mutti zu einer fremdgesteuerten Industriehure digitalisiert? Mensch Omi, dann mach einfach weiter wie bisher und mach gar nichts.“
(Hierbei ging um den NSA Skandal.)
Dann kam Freitag das Interview. Noch nie durfte ein Youtuber die Kanzlerin eine halbe Stunde interviewen. Die Themen suchte LeFloid nicht selbst aus, sondern ließ die Community entscheiden.
Lohnt es sich, das Interview zu sehen?
Wer erwartet eine hitzige Debatte zu sehen, in der LeFloid wie gewohnt austeilt, wird enttäuscht. Es herrscht eher Kuschelstimmung beim Interview. Das kann man LeFloid auch nicht übelnehmen, im Gegenteil, er macht seine Sache gut.
Das Interview richtet sich demnach auch nicht an politisch top informierte Menschen, sondern der Zielgruppe von LeFloid, zu der auch viele Jugendliche gehören, die Nachrichten mehr via Youtube als aus Zeitungen konsumieren.
Darum ging es:
Im Interview ging es um Themen wie Angst vor Nationalismus, Merkel Privat/Social Media, Einheitsabitur, Whistleblower, Freihandelsabkommen TTIP, Cannabis-Konsum und gleichgeschlechtliche Ehe, also rundum alles Themen, die mehr oder weniger aktuell und interessant sind. Wer ein bisschen informiert ist, wird hier nichts Neues hören.
Merkel bietet wie gewohnt wenig Angriffsfläche und wenige Argumente, an denen man sich wirklich aufreiben kann, oder formuliert die Aussagen so allgemein, dass sie vernünftig klingen.
Die Linie zur Cannabis-Legalisierung ist allerdings klar:
Hier gibt es ein klares Nein.
Ebenso bei der Homo-Ehe:
„Für mich persönlich ist Ehe das Zusammenleben von Mann und Frau, das ist meine Vorstellung.“
Ein Interview zum Selbstzweck?
Für die Kanzlerin stellt ein Interview dieser Art die Gelegenheit dar, zu einer weiteren Zielgruppe vorzustoßen, die Nachrichten und das Tagesgeschehen eher über Youtube als über eine Nachrichtensendung im Fernsehen verfolgt. Doch die junge Zielgruppe ist auch in der Lage, über Aussagen zu urteilen. Das klare Nein zur Homo-Ehe oder eine kategorisch ausgeschlossene Cannabis-Legalisierung wird sich in den Köpfen von den Wählern der nächsten Bundestagswahl festsetzen. Zumindest bieten diese Themen einen Einstieg, um sich überhaupt einmal mit Politik zu beschäftigen.
Interviews dieser Art sind gut und wichtig, sofern sich die Fragesteller in der Zukunft auch trauen, noch viel härter mit den Politikern ins Gericht zu gehen. Wir wollen nicht nur TV-Interviews von grauhaarigen Herren in schwarzen Anzügen, sondern auch Youtuber zwischen 18 und 30 Jahren, die sich trauen, Politiker herauszufordern.
Wer dennoch einen Blick ins Interview werfen möchte, hier ist es:
(via LeFloid)