Ohne Selbstsicherheit bedeutet folgendes Wort für viele das blanke Grauen:
Bewerbungsgespräch.
Zumindest, wenn ihr im Angesicht eines potentiellen Arbeitsgebers die gleiche paralysierende Unsicherheit, Nervosität, kurz gesagt Unfähigkeit entwickelt wie ich. Wieso hab ich mich nochmal für den Job beworben? Was sind meine Kompetenzen? Und wie heiße ich überhaupt?
Es geht easy los. Mein Magen zittert ein wenig, meine Knie sind weich, aber ich schüttle meinem zukünftigen Chef – ja, so denke ich zu diesem Zeitpunkt noch – mit einem strahlenden Lächeln die Hand. Fester Händedruck, in die Augen schauen, Selbstsicherheit! Ich nehme Platz auf einem mehr oder weniger bequemen Stuhl, überschlage aus Gewohnheit die Beine. Darf man das? Wirkt das abweisend? Ich lächle freundlich in die Runde.
Der Professor, an dessen Lehrstuhl die SHK-Stelle ausgeschrieben ist, erläutert die Aufgaben, die auf mich zukämen. Elegant hat er nach der Begrüßung und der Frage, wie man denn meinen Namen ausspreche, in die englische Sprache gewechselt. Ich gehe mit dem flow, Selbstsicherheit! Ich schaue zwischen ihm und seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin hin und her, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlt.
Selbstsicherheit – Bisher läuft alles gut.
Ich bin gar nicht mehr so nervös. Dann die alles entscheidende Frage, wie beiläufig ins Gespräch eingeworfen: „Was war denn Ihre Motivation, sich für diese Stelle zu bewerben?“
An dieser Stelle sollte eine flammende Rede meinerseits kommen: Darüber, wie sehr ich an der Uni arbeiten möchte, am liebsten mein ganzes Leben lang, wie sehr ich die englische Sprache vergöttere, dass ich 24/7 nichts anderes hören oder sprechen möchte, wie sehr ich englische Literatur liebe und tief eintauchen will in die Forschung auf diesem Gebiet.
Das alles sage ich natürlich nicht. Stattdessen ist das Innere meines Kopfes eine blank space.
Ich stammle etwas von wegen: „Ich liebe Englisch, mhm, Uni, mhm, letzter Job…“
Und ich denke mir, dass meine Begeisterung für meine potentiellen Arbeitgeber wohl nicht so greifbar ist, wie ich mir das wünschen würde. Leider fällt mir aber absolut nichts Brauchbares mehr ein. Selbstsicherheit!
Nachdem mir zusätzlich noch nicht mal Fragen an die beiden einfallen, außer: „8 Stunden die Woche, oder?“, bin ich innerlich völlig deprimiert und möchte nur noch den Raum verlassen.
Draußen denke ich mir: „Wie nichtssagend war das denn bitte? Die haben mich doch innerhalb der nächsten 12 Stunden komplett vergessen.“
Vor der Tür wartet schon die nächste Bewerberin. Sie lächelt mich strahlend und hochmotiviert an. Ich lächle halbherzig zurück, gebe mir einen Ruck und schreite davon. Selbstsicherheit!
Bewerbungsgespräche und ich. Ein Kampf, der nie enden wird.
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