Studentenalltag

Eher weniger stille Nächte

stille Nächte - Weihnachtsmann
Geschrieben von itswaypastmybedtime

„Stiiillleee Naaaaaaacht. Heiiiliiigeeee Naaaaaaacht.“, tönt Karel Gott aus meinen Lautsprecherboxen und versucht mich in weihnachtliche Grundstimmung zu versetzen. Warum ich ausgerechnet von ihm eine Weihnachts-CD in meinem schlecht sortierten ‚Musik-Haufen‘ gefunden habe weiß ich auch nicht, überrascht mich aber durchaus. Eine Duftkerze mit der Aufschrift ‚Zimt‘ pafft auf meinem Nachttisch vor sich hin und mein Mitbewohner backt in der Küche Kekse. Eigentlich möchte man ja meinen, bei uns weihnachtet es sehr, aber das ist nur auf den ersten Blick zutreffend.

Der (Kerzen-)Schein trügt

Die Weihnachts-CD beispielsweise ist nämlich seit geraumer Zeit bis zum vollen Lautsprecheranschlag aufgedreht, um das knarrende und quietschende Bett der Wohnungsnachbarin über mir zu übertönen. Anscheinend hat sie sich auf einem der gut besuchten ‚Weihnachtsmärkte‘ (ehemals Christkindlmarkt) einen Santa-Claus-Bart-tragenden Hipster-Typen aufgerissen, dessen grauenvoll bunte Rentierpullover entweder von sehr viel Mut oder sehr viel Geschmacksverirrung zeugen und mit dem sie es nun pausenlos wie ein Winter-Karnickel treibt. Das alles natürlich genau über meinem Zimmer, unter ihrer Wohnung, so dass kein normaler Mensch das was da vor sich geht ignorieren könnte. Ganz wunderbar…Unser WG-WLAN haben wir schon, gut sichtbar für alle übrigen Internetbenutzer in unserem Mehrparteienhaus, in ‚icanhearyouhavingsex‘ umgetauft, aber bis jetzt scheint sie das noch nicht auf sich bezogen zu haben.

Mein Mitbewohner backt übrigens auch nur aus einem Grund: Er ist dem durch Lernstoff verursachten Nervenzusammenbruch bedenklich nahe und sucht Ausgleich. Oder zumindest war das vor 15 Blechen peinlichst genau geformter Vanillekipferln irgendwann mal der Plan. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass eine Obsession nur der nächsten gewichen ist und er von einem überforderten Studenten in einen hysterischen Weihnachtswichtel mutiert ist. Oh und die Zimt-Kerze brennt, weil ich den grauenvollen Geruch von Ex-Freund aus meinem Zimmer (und eigentlich auch aus meinem Leben) verbannen will und sich da nichts passender eignet als die penetrant ‚duftenden‘ Kerzen aus irgendeinem Abverkaufs-Sortiment. Strenggenommen räuchere ich gerade mein Zimmer aus, wie man es früher mit bösen Dämonen um die Winterzeit gerne gemacht hat. Ich bin ja so in-touch mit meinen traditionellen Wurzeln!

Anstatt Schnee rieselt leise die Hoffnung

Nichts desto trotz sollte dies dennoch die besinnlichste Zeit des Jahres sein und ich habe die leise Hoffnung, dass sie das auch noch wird. Spätestens wenn nämlich der Großteil aller Studis zu Winter-Ferien-Beginn die Flucht an die mit Weihnachtsgans und Geschenk-Päckchen ausgestatteten Heimatfronten antritt, wird es in meiner Uni-Stadt ganz ruhig und wahrhaft stille Nächte sind möglich. Zumindest war es ‚Last Christmas‘ so und ich zähle auch dieses Jahr darauf. Wie ‚Alle Jahre Wieder‘.

Draußen ‚wird’s scho glei dumpa‘ und es ‚kling, Glöckchen klingelingelingt‘ an meiner Haustüre. Ich muss diesen Artikel zu Ende bringen, weil nämlich nicht mal der Hauch einer Chance besteht, dass mein in Backwut geratener Mitbewohner auf meine ‚Macht hoch die Tür, die Tor‘ macht weit!‘-Aufforderung, die Haustür zu öffnen reagieren wird. Es könnte durchaus sein, dass ich mit meinen Weihnachtsliederreferenzen mittlerweile ein paar meiner Freunde auf die Nerven gehe. Aber ich finde es immer noch lustig und darauf kommt es schließlich an. Ändern kann man an dem alljährlichen Wahnsinn, der die westliche Gesellschaft befällt sowieso nichts und deshalb lautet das optimistisch-(nicht)verschneite Credo: ‚Lasst uns froh und munter sein‘!

HoHoHo!

Bild: flickr 

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)