Studentenbeiträge

„Hab mich gern!“ sagt man so in Österreich

Mädchen hält Hand von Jungen, Flagge von Österreich
Geschrieben von itswaypastmybedtime

Die Sache mit den Ösis

In Österreich sind wir ja sehr charmant. Zumindest sagt man das von uns. In Wahrheit haben wir die hohe Kunst des Leute verarschens und mies behandelns nur perfektioniert. Wenig bis nichts von dem was für euch charmant klingt, ist auch wirklich charmant oder auch nur ansatzweise so gemeint. Und nur so als kleiner Tipp: wenn etwas seeehr charmant erscheint, dann kann man davon ausgehen, dass es entweder seeeehr beleidigend ist, oder seeeeehr unwahr. Oder beides. Wir Österreicher- und Innen sind ein komplexes kleines Schluchtenscheißer-Völkchen. Deal with it.

Den Ösi zu verstehen ist schwierig, weil er sich selbst nicht versteht

In Österreich sagen wir unter anderem auch: „Hab mich gern!“ und meinen das natürlich nicht so. Der Österreicher will nicht gern gehabt werden. -Scherz. Aber er tut gern so als ob. Ein bisserl eigenbrötlerisch sind wir schon alle. Macht uns aber umso liebenswürdiger und interessanter. Wir sagen jedenfalls nicht „Hab mich gern!“, wir sagen: „Hob mi gern!“ und rollen dabei das R. Und eigentlich sagen wir nicht mal das.

Das österreichische „Hob mi gern!“ ist nicht dem Kontext zu entnehmen und der sieht meistens so aus, dass sich zwei Personen streiten, beflegeln und sich ziemlich auf die Nerven gehen und irgendwann eine der zwei Parteien das metaphorische Handtuch schmeißt, frustriert schnauft und die Arme in die Luft schmeißt und schreit-fragt: „Woast wos?“(=Weißt du was?), gefolgt von der Antwort dieser rhetorischen Frage, die da lautet: „Du konnst mi gern hobn!“(=Du kannst mich gern haben/Hab mich gern)

Im Regelfall stampft dann die Person wütend davon, knallt theatralisch-dramatisch eine oder mehrere Türen hinter sich zu und legt damit den perfekten Abgang hin. Das „hab mich gern“ steht in diesem Fall nicht für ‚hab mich lieb‘, sondern viel mehr für ‚rutsch mir den Buckl runter‘ oder ‚leck mich am Arsch‘. Behaupten die Österreicher zumindest.

Was wir eigentlich alle wollen

Ich aber stelle eine andere These auf. Ich glaube, dass der gemeine Österreicher hier nicht so gerissen asozial gefinkelt agiert wie er vorgibt! Ich denke, dass der Österreicher, wenn er „Hob mi gern!“, schreit in seinem tiefsten Inneren genau das will: gern gehabt werden! Ich zumindest will das.

Es ist anstrengend so tun zu müssen, als würde man nicht gern gehabt werden wollen. Gerade als ÖsterreicherIn muss man irgendwie ein bisschen feindselig und charmant asozial sein, um nicht Gerüchte zu provozieren, man könnte ja auch adoptiert sein. Wenn ich mit meiner Freundin Heidi über einen Typen spreche und dann genervt mit den Augen rolle und meine: „Dea sull mi oanfoch gern hobn!“, dann meine ich das vermutlich genauso wie ich das sage. So ganz ohne doppeldeutige unterschwellige verdeckte Botschaft. So ganz un-österreichisch.

Der Typ soll mich einfach gern haben. Dann wäre alles so viel unkomplizierter.

Bild: pexels

Über den Autor/die Autorin

itswaypastmybedtime

Ich bin eine kleine, über Berge hüpfende und dabei Edelweiß-Lieder singende (naaaa wer erkennt die Sound of Music reference?) Student-in des Alpenlandes die sich irgendwann mal hier her verirrt hat und jetzt wie Alice Gefallen am Wunderland gefunden hat. Ich schreibe über alles und nichts. Dinge die mir so passieren, Gedanken die ich in Worte fassen will oder die ein oder andere große Weisheit die ich in meinem jungen Leben schon kapiert hab und großzügig mit euch übrigen unwissenden und herumdümpelnden Mit-20ern teile ;-)

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