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Erfolgreich durchs Studium: eine Lerngruppe kann helfen

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Geschrieben von Redaktion

Zeitmanagement, Organisation, Konzentration auf Kommando: Das ist alles nicht so einfach. Viele Studierende scheitern daran, sich selbst zum Lernen zu motivieren. Einfacher kann das mit einer Lerngruppe funktionieren. Denn in der Gruppe kann man sich gegenseitig motivieren, voneinander lernen, gemeinsam die Zeit zum Lernen sinnvoll planen (und geplante Lernzeiten auch einhalten). Dass das funktioniert, hat viel mit Gruppenzwang zu tun – mit sozialer Kontrolle also. Aber welche Vor- und Nachteile haben Lerngruppen denn nun genau? Und wie findet man heraus, ob man der Typ für eine Lerngruppe ist oder sich doch lieber selbst organisiert?

Besser mit oder besser ohne Lerngruppe in die Prüfungsvorbereitung?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich auf Prüfungen vorzubereiten. Eine davon ist das Lernen in der Gruppe. Ob man selbst besser in der Gruppe oder alleine lernt, ist allerdings eine Frage des Typs – Lerngruppen sind nicht für jeden geeignet. Es ist aber gar nicht schlimm, wenn man sich mit dem Gedanken an eine Lerngruppe nicht anfreunden kann – natürlich kann man auch alleine durchaus produktiv lernen. Wichtig für gute Noten ist, dass man den Stoff beherrscht. Wie man an diesen Punkt kommt, ist zweitrangig. Studierende sollten also erst einmal herausfinden, wie sie am besten lernen können. Wie man alleine gut lernt, wissen die meisten vermutlich noch aus der Schule. Zeitrahmen festlegen, Buch aufschlagen, los geht’s – fest eingeplante Pausen nicht vergessen! Aber wie funktioniert das nun mit dem Lernen in der Gruppe?

Lerngruppen sind Gruppen von Menschen, die sich ihre Lernzeiten gemeinsam organisieren

Wenn Menschen sich treffen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, sprechen wir von einer Gruppe. Wenn Menschen sich auf Prüfungen vorbereiten, nennt man das gemeinhin „lernen“. Eine Lerngruppe ist also, ganz banal und nach dem Wortsinn, eine Gruppe von Menschen, die alle etwas lernen. Die Prüfungsvorbereitung oder das gemeinsame Lernen kann hier als das übergeordnete Ziel der Gruppe verstanden werden. Das bedeutet aber nicht, dass alle das Gleiche lernen oder auch nur für das gleiche Studienfach lernen. Und nicht alle wollen mit dem Lernen das Gleiche erreichen. Für manche Studierende reicht es aus, wenn sie ihre Prüfungen bestehen, andere wollen unbedingt ein bestimmtes Thema verstehen (unabhängig von Prüfungen), andere sind tatsächlich auf Bestnoten aus. Trotzdem lernen alle zusammen.

Das verbindende Element ist tatsächlich die Zeit, die zum Lernen benötigt wird. Eine Lerngruppe trifft sich nicht zum Spaß, weil die Menschen sich gerne sehen, gemeinsam Dinge unternehmen oder herumblödeln. Die Menschen einer Lerngruppe müssen sich nicht einmal besonders gut verstehen. Denn es geht nur darum, in der gemeinsamen Zeit konzentriert zu lernen. Dafür muss man nicht quatschen, sich gut verstehen oder Gemeinsamkeiten haben.

Lerngruppen sind effektiv. Durch das gemeinsame konzentrierte Arbeiten erreicht jedes Mitglied der Gruppe mehr als es beim Lernen alleine zu Hause erreichen könnte. Gerade Heterogenität ist in einer Lerngruppe eine gute Sache. Denn die verschiedenen Stärken und Schwächen, Erfahrungen und Fähigkeiten der Gruppenmitglieder ergänzen sich. So kann jeder zum Lernerfolg der anderen etwas beitragen.

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Vor- und Nachteile von Lerngruppen

Wie findet man nun heraus, ob man in der Lerngruppe oder alleine besser lernt? Ganz einfach: Vor- und Nachteile von Lerngruppen werden gegeneinander abgewogen. Damit das funktioniert, muss man die Vor- und Nachteile aber kennen.

Vorteile von Lerngruppen:

  • Bei Fragen und Problemen ist in der Lerngruppe immer jemand da, der weiterhilft. Oft hängt das Verständnis von Lernstoff einfach davon ab, wie genau etwas erklärt wird.
    Erfahrungsgemäß fällt der Groschen schnell, wenn man die Sache aus einem anderen Blickwinkel erklärt bekommt.
  • Finden sich in der Lerngruppe Menschen zusammen, die zum gleichen Thema lernen, sind die Inhalte schnell zusammengetragen und gründlich aufbereitet. Die Organisation ist
    einfacher als wenn man alleine arbeitet.
  • Durch das gegenseitige Erklären und Durchsprechen des Stoffs in der Gruppe wird der Lernstoff fest im Gedächtnis verankert, was den Lernerfolg steigert.
  • Wenn sich alle gemeinsam zum Lernen hinsetzen, herrscht eine allgemein produktive Atmosphäre. Denn da alle dasitzen und lernen, ist es einfach keine Option, unmotiviert vor sich hinzustarren.
  • Besseres Zeitmanagement und Durchhaltevermögen sind Vorteile, die aus dem gemeinsamen Lernen entstehen. In der Gruppe herrscht ein gewisser Druck, der die sonst erforderliche Selbstdisziplin auf den Gruppenzwang verlagert.
  • Wer alleine zu Hause lernt, läuft in Prüfungsphasen Gefahr, alle Sozialkontakte zu verlieren. Durch die Treffen in Lerngruppen passiert das nicht, für die mentale Gesundheit sind diese Sozialkontakte wichtig.
  • Kommunikative und soziale Fähigkeiten spielen in den meisten Studienfächern eine untergeordnete oder keine Rolle. Trotzdem muss man lernen, wissenschaftlich und fachlich korrekt zu kommunizieren – durch die Interaktion in Lerngruppen und das gemeinsame Bearbeiten fachlicher Probleme im Gespräch passiert genau das.

Das sind die wichtigsten Vorteile, die das Lernen in fest dafür verabredeten Gruppen mit sich bringt. Es gibt natürlich noch mehr Vorteile, die aber oft von der Zusammensetzung der Gruppe abhängen. Ganz banal gesagt: Wenn ein Blech Brownies auf dem Tisch steht und jemand Kaffee kocht, lernt es sich einfach besser. Aber das Lernen in der Gruppe hat auch Nachteile, die sich abhängig von der Zusammensetzung er Lerngruppe und den Rahmenbedingungen mehr oder weniger stark auf den Lernerfolg auswirken. Wer auf diese Punkte besonders empfindlich reagiert, sollte eher alleine lernen.

Nachteile von Lerngruppen:

  • Sind die Antipathien in der Lerngruppe groß oder nehmen einige Mitglieder das Lernen überhaupt nicht ernst, ist die Zeit mit der Gruppe verschwendet, denn so kann niemand effektiv lernen.
  • Die Atmosphäre in der Gruppe orientiert sich immer am Gruppendurchschnitt. Individuelle Bedürfnisse können dabei unter den Tisch fallen, was das Lernergebnis möglicherweise beeinträchtigt. Was bedeutet das genau? In der Gruppe von fünf Menschen hören drei gerne Musik beim Lernen. Einer Person ist es egal, eine Person kann nur bei absoluter wirklich gut lernen. Letztere hat verloren und sollte die Gruppe für effektive Lernzeiten verlassen, denn es wird immer Musik laufen.
  • Unter- und Überforderungen ergeben sich in Lerngruppen ganz natürlich wie in jeder Schulklasse: Lernstarke Studierende fühlen sich vermutlich unterfordert, während die schwächeren Studierenden schnell nicht mehr mitkommen.
  • In der Lerngruppe kommt man schnell zu Übereinstimmungen, was die Prioritäten beim Lernstoff und die Prüfungsanforderungen angeht. Das kann dafür sorgen, dass die falschen Inhalte gelernt und wichtiger Stoff übersehen wird.
  • Konkurrenzkämpfe und Wettbewerbsdenken innerhalb der Gruppe stört das Lernen empfindlich und baut unnötigen Druck auf.
  • Sind die Beziehungen zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern schlecht, kann das für alle Beteiligten ein toxisches Lernklima zur Folge haben.
  • Durch Leistungsdruck und starke Verbindlichkeit entsteht beim Lernen in der Gruppe Stress, was die Motivation erheblich drückt.

Das sind gute Gründe, die gegen das Lernen in der Gruppe sprechen – die aber natürlich nicht bei allen Lerngruppen gleichermaßen auftreten. Die Entscheidung für oder gegen eine Lerngruppe hängt also nicht zuletzt von der Zusammensetzung der konkreten Gruppe ab.

Wer herausfinden will, ob eine spezielle Lerngruppe (oder das Lernen in der Gruppe allgemein) wirklich die richtige Lösung ist, erarbeitet sich die Entscheidung am besten über einen Fragenkatalog.

Der Fragenkatalog zur Entscheidungsfindung in Sachen Lerngruppe

1. Wie wichtig ist der Austausch?

Für jede Prüfung muss man sich intensiv mit den Inhalten befassen. Sind die Inhalte klar, ist das Lernen erst einmal kein Problem. Wenn aber noch Verständnisfragen bestehen und Inhalte fehlen, braucht man Menschen, die helfen. Das kann in der Lerngruppe passieren. Und auch bei Prüfungen, in denen Transferleistungen gefordert sind, ist ein Kommilitone als Sparring-Partner in der Vorbereitung viel wert. Ist der Austausch also wichtig? Dann sollte man sich eine Lerngruppe suchen, in der aktiver, fachlicher Austausch möglich ist.

2. Ist das Lernmaterial so umfangreich, dass Arbeitsteilung Sinn macht?

Insbesondere bei komplexen Prüfungen, wenn viele relevanten Informationen bedacht werden müssen und der Lehrstuhl Unmengen an Lernmaterial herausgibt, muss man entweder auf Lücke lernen (also Inhalte priorisieren) oder die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen. Bei viel Lernmaterial ist möglicherweise sogar beides nötig – und das geht nur in der Gruppe richtig gut. Lernaktivitäten können so auf verschiedene Menschen verteilt werden, die jeweils Inhalte zu einem bestimmten Teilthema sammeln, sichten, strukturieren und diese Zusammenfassung dann an die Gruppe weitergeben. Die Gruppenmitglieder arbeiten parallel, manche gehen vielleicht zeitgleich alte Prüfungsfragen durch oder kommunizieren mit dem Lehrstuhl. Um die Vorteile einer Lerngruppe in diesem Fall wirklich nutzen zu können, müssen die Gruppenmitglieder aber gewissenhaft arbeiten und transparent kommunizieren.

3. Ist die Kontrolle durch die Lerngruppe wichtig oder hinderlich?

Die gegenseitige Kontrolle beim Lernen in der Gruppe hilft vielen Studierenden, wirklich strukturiert und sinnvoll zu lernen. Sich den Stoff gegenseitig erklären, sich abfragen und die Unterlagen noch einmal kontrollieren – das funktioniert alleine einfach nicht. Die Kontrolle vermeidet Fehler, die durch die Betriebsblindheit beim Lernen alleine gerne passieren. Wer diese Kontrolle braucht, ist in der Lerngruppe gut aufgehoben. Allerdings nehmen manche Menschen die Kontrolle so ernst, dass das die Atmosphäre in der Gruppe empfindlich stört – in dem Fall ist alleine lernen doch die bessere Lösung. Perfektionisten wissen: Kontrolle kann hindern.

4. Wie sieht das Zeitmanagement aus?

Bei produktiver Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe lernt es sich schnell und effektiv. Das ist besonders dann ein großer Vorteil, wenn der Prüfungstermin schon hinter der nächsten Ecke lauert. Inhalte bekommt man einfach schneller ins Gedächtnis, wenn man sich die gegenseitig erklärt und abfragt – alleine lernen dauert länger. Wenn in der Lerngruppe aber viel Zeit mit der Organisation und Zusammenstellung von Inhalten verlorengeht, stimmt das Zeitmanagement noch weniger als beim alleine lernen.

5. Wie viel Motivation ist da?

Alleine lernen in der Bibliothek oder bei Nachtschichten zu Hause – dazu gehört viel Disziplin, und man braucht die Motivation, das auch wirklich durchzuziehen. Wer sich in der Gruppe zum Lernen trifft, findet dort eine angenehme, freundliche Lernatmosphäre vor und ist allein dadurch schon viel motivierter. Idealerweise treffen sich Lerngruppen nicht nur knapp vor der Prüfungsphase, sondern schon während des Semesters. So ist sichergestellt, dass Kontakt und Motivation auch wirklich da sind. Diese Motivation darf allerdings nicht in Leistungsdruck umschlagen.

Mit diesen fünf Fragen kommt man relativ schnell dahinter, wie dringend man eine Lerngruppe braucht. Und nicht verzweifeln, wenn es sich dann nach ein paar Treffen doch falsch anfühlt: Es kann an der Gruppenzusammenstellung liegen. Jede Gruppe entwickelt eigene Dynamiken, denn letzten Endes sind die Gruppenmitglieder eben doch Individuen und verfolgen jeweils eigene Interessen.

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