Als würde es nicht reichen dem Prof die ganze Zeit angestrengt zuhören zu müssen, wie er seine Weisheiten versucht in unsere Köpfe zu hämmern. Wenn man Glück hat, hockt man dann auch noch in einer Werbeveranstaltung für eines seiner Bücher. Aus denen liest er dann tagein tagaus vor, bis ans Ende seiner Tage als Dozent. Aber man kommt ihnen nicht aus, egal ob in Buchform oder digital aufgemacht, den Büchern, samt ihren Buchstaben, hin und wieder garniert mit einer Grafik. Irgendwoher muss das unendliche Halbwissen ja kommen, um zwischen den Synapsen hin und her gespielt, wie bei einem altern Flipper, letztlich irgendwo im Hirn zu versickern – idealerweise nicht zu tief und nicht an der falschen Stelle, um am Ende des Semester nochmal, meist zum letzten Mal, ausgegraben werden zu können. Kurz nach der Prüfung ist es dann ohnehin oft soweit, dass die meisten Inhalte ausgeSCHWEMMT werden und auf Nimmerwiedersehen im Gulli des Vergessens verschwinden, zusammen mit ein paar Essensresten. 😉
Quelle: Giphy
Jetzt könnte man sich natürlich die Frage stellen, wie verhindert man das? Wie verhindert man was? – Und schon geht´s los, wohl nicht richtig gelesen im ersten Absatz?! 😀
Fangen wir anders an, wenn man studiert, bleibt es nicht aus sich mit fremdem Wissen anzufreunden und dies irgendwie in sich aufzunehmen. Lesen ist hier immer noch das praktikabelste Mittel, doch Lesen ist nich gleich Lesen – sagt der Schein-Intellektuelle, der nur zu gern auf seine vermeintlichen Erkenntnisse aus der Gehirnforschung verweist, in der Hoffnung, dass niemand nachfragt. Aber in diesem Fall ist sogar etwas dran an der Sache. Es kommt tatsächlich darauf an, WIE ich Texte lese und kann so die Aufnahme ins Gehirn positiv oder negativ beeinflussen.
Worauf kommt es nun konkret beim Lesen eines Textes an?
Bevor ich das beantworte, vielleicht ein ganz grundsätzlicher Hinweis, welcher für viele hoffentlich nicht zu spät kommt, wenn sie das hier lesen. Aber ich brauche keine Lesetechniken und auch keine Gehirnforschung, wenn ich mir klarmache, dass ich alles leichter lerne, was mir Spaß – um nicht zu sagen Freude – bereitet! Wenn du nur studierst um zu studieren, dann bitte tu das dir und allen anderen nicht an, lieg uns und deinen Eltern nicht auf der Tasche! Mach eine Lehre oder sonst was, aber nur „weil es meine Freundin auch macht“ oder „weil mir nichts Dümmeres einfällt“, ist leider keine ausreichende Qualifikation für ein Studium – Notenschnitt hin oder her!
Eine alte Weisheit besagt: „Würden alle das tun, was ihnen Freude bereitet, müsste niemand mehr arbeiten!“ – das lassen wir jetzt einfach mal so stehen.
Worauf kommt es also an, beim sogenannten wissenschaftlichen Lesen (klingt das nicht toll?) bzw. beim Lesen lernen?
Beginnen solltest du das Ganze, indem du auf die Geschwindigkeit deines Lesens achtest. Sicher kennst du den Effekt, wenn dir das Gesicht auf Höhe der Kniescheiben hängt, weil du so brutal fit bist und du etwas liest, aber plötzlich merkst, dass du dich an kein Wort erinnern kannst. Also, ausgeschlafen zu sein, sich mit entsprechend viel Frischluft, guter Ernährung und blabla zu versorgen, sollte auf jeden Fall die Ausgangsbasis sein. Haben wir diese samt einer ergonomischen Sitzposition (Kamasutra des Lernens) eingenommen, hängt der nächste Schritt tatsächlich an der Lesegeschwindigkeit. Diese sollte varriieren, abhängig von der Wichtigkeit des Textabschnitts. Diese Info halte ich zwar für interessant, aber ist es nicht ohnehin so, dass ich komplexere Stellen langsamer und ca. 5 Mal, lese weil ich nicht weiß was Phase ist oder die Sätze – wie auch in meinen Texten – viel zu lang und verschachtelt sind? 😀
Wissenschaftliches Lesen lernen
lässt sich also in folgende Schritte unterteilen:
- Lesegeschwindigkeit
- Inhalt nachvollziehen (ach was?)
- verstehen soll ich ihn womöglich auch noch?
- behalten! (NEIN?!)
- am Ende sollte ich ihn auch noch wiedergeben können – jetzt macht mal halb lang!
- und dann, last but noch least, das Ganze noch kritisch hinterfragen, alles klar – dann hoffen wir mal, dass das Skript unter 1000 Seiten hat und es keine wissenschaftliche Arbeit von 3 Jahren erfordert, um die Meinung des Profs zu widerlegen, weil mir mein Bauchgefühl sagt, dass da was nicht stimmt.
Du siehst also, ein aufgeblasener Begriff, der auf philosophische Art und Weise jenes wiederkäut, was ohnehin klar sein sollte. Dass es einen Unterschied macht, ob ich studiere oder beim Hugendubel ein Asterixheftchen lese, kann hie und da den feinen Unterschied ausmachen. Aber vielleicht kommen ja noch ein paar sinnvollere Gedanken dazu, mal sehen.
Amüsante Inhalte besser behalten
Apropos Asterix, da sind wir wieder bei den Dingen, die uns interessieren und vielleicht sogar amüsieren. Lustige Filme, Serien oder auch einen gut erzählten Witz behält man schlichtweg besser, als eine Doku über Gesteinsarten auf Wanderwegen. Warum das so ist? Ganz klar, um wieder mal in die Hirnforschung einzusteigen, so wissen wir, dass positive Emotionen die entsprechend wirksamen Botenstoffe aussenden, um uns am Ende des Tages immer noch ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Freude bei dem was wir tut, ist der Schlüssel zu allem.
Sport lässt Synapsen sprießen
Hätte ich im Kindesalter immer ein Buch geschenkt bekommen, wenn ich brav war und nicht einen Schokololli, dann hätte ich jetzt (vermutlich) wesentlich mehr Detailwissen und weniger Probleme mein Gewicht zu halten. Zucker als Belohnung für Kinder und auch für Erwachsene, ist eher kritisch zu betrachen, aber das nur so am Rande bemerkt! 😉
Zu den Maßnahmen, die Synapsen bilden anstatt diese zu blockieren, gehört das Lesen, das grundsätzliche Interesse und die Aufnahme von Wissen sowie entsprechender Sport – ausgedehntes Joggen trägt tatsächlich zur Bildung neuer synaptischer Verknüpfungen im Gehirn bei!
Ob es sinnvoll ist, wie mancherorts zu lesen ist, dass man mit dem Text „in Dialog“ treten soll und ihm quasi schriftlich/mündlich und als Randnotitz die Meinung geigen soll, wage ich ehrlichweise zu bezweifeln. Gnade dir, wenn du dich dabei womöglich noch an einem Buch der Bib vergehst! Extra Post-its dafür zu verschwenden, kannst du dir wahrscheinlich auch sparen. Dann lieber laut lesen und dabei stehend oder gehend dafür sorgen, dass du schon aufgrund der möglichen Fallhöhe nicht einschlafen kannst! 😉
Hin und wieder auch einen Blick geradeaus werfen, um nicht dem Smombie-Effekt einer eingerannten Birne zu erliegen, weil du die Birke im WG-Garten übersehen hast.
Randnotizen beim Lesen lernen
Nochmal zurück zu den Randnotitzen – die sind grundsätzlich natürlich nicht immer verkehrt, vor allem wenn es um entsprechend komplexe Themen geht. Wenn du Medizinstudent bist, weißt du womöglich von was ich spreche? Jeder hat seine eigene Art zu markieren, der Hund wie der Mensch. Nach diesem Muster kann dann Revier, bzw. Inhalt entsprechend nachvollzogen werden. Nein, hier is es nicht ausreichend nur das bereits vorhandene Inhaltsverzeichnis zu lernen, vielmehr sollte man pro Seite sein eigenes schaffen wenn man so will.
Markierungszeichen beim Lesen lernen
Es macht wenig Sinn, auch aufgrund des oft mangelnden Platzes auf der Buchseite, die Seiten im Umfang eines eigenen Buchs zu kommentieren. Daher schreib ich dir hier mal ein paar Markierungszeichen zusammen, an denen du dich thematisch orientieren kannst:
Entweder kommentierst du die betreffende Textpassage mit dem Wort oder dem zugeordnenten Bildzeichen – natürlich kannst du auch selbst welche erfinden, wenn du dei eigenen für passender hältst, da bin ich dir jetzt nicht böse! 😉
- wichtig
- unklar oder fraglich
- Grund / Ursache
- Folge / Konsequenz
- Forderung
- Ergebnis / Fazit
- Widerspruch
- Wiederholung
- These/Antithese
- Definition/Beweis
- Erläuterung/Erklärung/Beispiel
- Gegenargument / Gegenüberstellung
- Bewertung / Kritik
- Ausblick / Vision
- Mein Verweis auf anderen Text / Wissenschaftler
- Meine Assoziationen dazu
Du solltest bei der Verwendung dieser Zeichnen selbstverständlich darauf achten, dass sie dir geläufig sind und du nicht bei jeder Stelle erst in dieser oder deiner eigenen Liste nachsehen musst, welches Symbol nun gerade Verwendung finden könnte! Also erstmal ein paar Textseiten kopieren und üben, üben, üben!
Markieren ist nicht gleich Unterstreichen
Da man eigentlich bereits in der Grundschule lernt, dass Bleistift wieder weg geht, Tinte eher schwierig und Marker für immer bleibt, sollte hier die Wahl des Markierungswerkzeuges sinnvoll getroffen werden. Faustregel ist, hast du keinen Plan, markiere erst mal nur mit Bleistift. Hast du das Buch zum 8en Mal gelesen, dann nimm den Marker. Mehr ist hierzu nicht zu sagen. Dass es sinnfrei ist, das ganze Buch hellgelb leuchtend anzumalen, sollte eigentlich auch klar sein. Ansonsten musst du nochmal mit grün an den wirklich relevanten Stellen drüber!
UND BITTE: Nur im eigenen Buch markieren um Himmels Willen!
Eine bestimmte Art von Lerngruppe
kann natürlich auch für, mehr oder minder, konzenetiertes Lesen bzw. Lesen lernen sorgen.
Quelle: Funcloud
Noch mehr Motivation zum Lesen gewinnen
Jeder hat so seine Tagesformen, nicht wahr? Mal hat man mehr, mal hat man weniger Bock etwas zu tun, die jeweiligen Gründe können variieren. Aber die Abgabe- und Prüfungstermine sind fix und kommen unbarmherzig näher, ungeachtet deiner Motivation. Wie also kannst du es schaffen, dich trotzdem zum Lesen und Lernen zu motivieren, um im Zeitplan zu bleiben? Der Termin scheint dafür ja nicht immer ausreichend zu sein. 😉
Zwischenziele und Belohnungen
Aus eigener Erfahrung macht es Sinn, mal ganz unwissenschaftlich gesprochen, sich Zwischenziele zu stecken. Werden diese erreicht, wartet eine Belohnung auf einen. Sei es ein netter Abend mit Freunden, ein Kinobesuch oder einfach ein gutes Essen oder drei Tafeln Schokolade. Unterteilt man den eigentlichen Zeitplan in mehrere kleine Zeitpläne, so erhöht man sanft aber in einem positiven Sinne den Druck. Wie du das für dich regelst, bleibt natürlich dir überlassen.
Um negativen Druck zu vermeiden und um sinnvolle Zeitpläne schmieden zu können, solltest du dir aber in jedem Falle frühzeitig Gedanken über die Gesamtanforderung des Themas machen. Dazu gehört vor allem die umfassende Recherche und grobe Sichtung der erforderlichen Literatur. Auch einen zeitlichen Testlauf solltest du machen, also versuche heraus zu finden, wieviel Zeit du in etwa brauchst, um eine gewisse Anzahl an Seiten nachhaltig zu lernen. Dies lässt dann eine ungefähre Hochrechung des Gesamtaufwandes zu, natürlich mit entsprechendem Puffer – ich würde sagen, von mind. 15-20% des errechneten Gesamtzeitaufwandes.
Arbeitsplatz und Ambiente zum Lesen lernen
Der Grund warum ich manche Kneipen oder Restaurants nicht gerne besuche? Weil schlicht das Ambiente und die Stimmung scheiße sind. Einen gemütlichen Fernsehabend auf nem hölzernen Klappstuhl verbringen? Ein Fakir hätte vielleicht seine Freude dran, ich verstehe darunter etwas anderes. Wenn man also bei der Freizeitgestaltung auf das passende Umfeld achtet, sollte das Lernumfeld erst recht angepasst sein. Übersichtliche Arbeitsplatte, wenig Ablenkung, die Bücher alle vorhanden und griffbereit, die Holzstifte gespitzt, die anderen aufgefüllt und am besten noch die Mitbewohner darüber informieren, dass man bitte nicht gestört werden möchte – dafür gibt´s übrigens auch den Flugzeugmodus am Handy, dessen Aktivierung ich dir während des Lernens und Lesens wärmstens empfehlen möchte! Dinge wie einen Block für Notizen, Post-its oder ähnliches, müssen hier eigentlich nicht erwähnt werden oder?
Was in diesem Zusammenhang und oben eigentlich bereits unter dem Begriff „Bücher“ zusammengfasst nicht fehlen sollte, sind wissenschaftliche Hilfsmittel wie Fremdwörterlexika oder passende Literatur für branchenspezifische Fachbegriffe. Kann man natürlich auch googeln, aber das Notebook kann wiederum zu Netflix und Co. verführen, also lieber erst mal offline arbeiten, auch wenns nem Süchtigen schwer fällt von der Pulle zu lassen, keine Frage!
Fazit zum Thema Lesen lernen
Lesen lernen ist das eine, im Grund wäre unser Bildungssystem dafür zuständig uns grundsätzlich das Lernen zu lernen. Als Teildisziplinen wären dann wünschenwert nebem dem Schreiben lernen, auch das Lesen lernen zu lernen. Von Dingen, wie dem richtigen miteinander umgehen lernen und ähnlichem, möchte ich gar nicht anfangen, denn dieses System weist soviele immens schwerwiegende Lehr-Defizite auf, dass ich es in Zweifel ziehen möchte, ob der Begriff Bildungssystem hier überhaupt angebracht ist – es scheint eher ein System des Filterns und Gleichmachens zu sein, um Systemkonformität zu erzeugen. Wer am besten wiederkäut und dabei so wenig wie möglich denkt, hat gewonnen. ABER, welch Glück fürs System, niemand interessiert sich für meine Meinung.
Der anonyme Dozent