Mann, Mann, Männer… ;-).
Neulich schlich sich mal wieder ein Typ aus der Wohnung meines Mitbewohners und mir. Eigentlich hätte der Junge dies unbemerkt tun sollen, aber leichtfüßig und lautlos wie ein Indianer war er nun mal leider nicht. War aber auch okay, denn wie ich herausfinden konnte hatte er andere, in meinen Libido-gesteuerten Augen viel wichtigere Qualitäten und ich verzieh ihm sein lautes Herumgetrample am Morgen (danach).
Mein Mitbewohner, der also einen Blick auf besagten Mann erhaschte, und ich trafen uns anschließend in der WG-Küche. Er musste nicht fragen ob es „nett“ gewesen war, weil er das sehr wahrscheinlich bereits wusste. Ich bin ein bisschen laut, wenn ich Spaß habe und die Wände sind ein bisschen dünn. Sorry, Mitbewohner.
Wir machten uns Eier in einer Pfanne und er hüpfte noch schnell zum Bäcker um die Ecke und versorgte uns mit Brötchen. Danach frühstückten wir zusammen und sprachen über seinen kürzlichen Dating-Erfolg und meine Übernachtungsbekanntschaft.
„Wirst du ihn wieder sehen?“, fragte mich mein Mitbewohner.
„Vermutlich eher nicht.“, zuckte ich mit den Schultern und war noch ein bisschen unschlüssig darüber wie viel romantische after-Sex-Hirn-und-Herzaktivität ich tatsächlich zulassen sollte.
„Warum nicht?“, erkundigte sich mein Mitbewohner zwischen zwei Gabelbissen Ei und Brötchen. „Der ist doch genau dein Typ!“
Genau mein Typ? Ich war ein bisschen überrascht. „Ich habe doch überhaupt keinen Typ!“, rief ich und war empört darüber, dass er mir so etwas unterstellte.
ICH bin nicht oberflächlich! ICH habe keinen ‚Typ‘! ICH gehe nur nach den inneren Werten und der Typ-unabhängigen Sympathie!
Natürlich alles Blödsinn und das erkannte ich auch recht schnell.
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Die Analyse von meinem Typ Mann
Mein Mitbewohner fuhr fort mir eine sehr akurate Beschreibung der Männer zu liefern, die ich laut seinen Beobachtungen gut fand und eher mal mit nachhause brachte. Und was soll ich sagen… – damit hatte er schon recht.
Die Männer sind alle an die 1,90 m groß und mit breiten Schultern bestückt. Keiner von ihnen ist ein Lauch, aber ebenso ist keiner von ihnen ein extrem breit aufgepumpter Gym-Jünger. Bart, oder zumindest der Schatten eines Bartes, sind ebenso erwünscht wie starke Arme und definierte Schenkel. Meist tragen sie auffallend schöne Schuhe an ihren Füßen und Locken auf ihrem Kopf. Ihre Hände sind groß und ihre Lippen voll. Die Stimmen tief. Mir war gar nicht so bewusst, wie genau mich mein Mitbewohner in den letzten zwei Jahren beobachtet hatte, oder besser gesagt, wie genau er die Männer die so ein und aus gingen unter die Lupe genommen hatte.
Jedenfalls fiel mir da das erste Mal so wirklich bewusst auf, dass ich natürlich schon einen Typ Mann habe, den ich gut finde. Die ich für attraktiver als andere Männer halte. Was mir im selben Moment aber auch bewusste wurde ist, dass sich dieser Männer-Typ wesentlich von den Typen unterschied, die ich im Laufe der Zeit schon mal gut fand. Deswegen habe ich beschlossen, dass diese Erkenntnis eine gute Gelegenheit ist, um mich damit eingehend und in Schreib-Form auseinanderzusetzen und der Evolution meines Männergeschmacks auf den Grund zu gehen.
Der ungepflegte, unrasierte Festival-Typ
Der erste Typ Mann, dem ich im zarten Teenie-Alter verfiel, war noch weniger Mann und mehr Junge. Es war die Art von Typ, die mit Festival-Bändern am Arm in der Schulbank oder vor dem Supermarkt am Parkplatz saß und nach Zigarettenrauch und Trouble roch.
Sie spielten alle E-Gitarre und rockten zu Underground Indie- oder Rock-Bands, die zu cool für jedes Mainstream-Festival und generell die Welt waren. Irgendeinen Shisha-Palace fanden sie immer in dem sie schon rauchen durften und Hausaufgaben waren etwas für Leute ohne Sozialleben.
Dieser Typ Teenie-Schwarm war sooo verboten cool! Er ließ die Haare öfter lang wachsen oder in krassen Farben färben und in den meisten Fällen sah er nicht nur ungewaschen und ‚destroyed‘ aus, sondern war es auch. Die Festival-Typen mit ihrem billigen Bier und den noch billigeren Anmachsprüchen waren meine erste große Schwäche und der Albtraum jedes Erziehungsberechtigten.
Der Geek-Typ mit Bob der Baumeister Qualitäten
Der zweite Typ Mann der es mir angetan hatte war der klassische, glattrasierte (weil eh kein Bartwuchs) Geek.
Er war immer ein bisschen zu schlacksig und zu blass und in einer Phase der Mode lebend, in der Männer immer zu enge Röhrenjeans zu tragen schienen. Ob Geek oder Nerd, sie waren alle gut mit Computern, schrieben an irgendwelchen ‚Codes‘ und interessierten sich kein bisschen für die neuesten Fußballergebnisse.
Die Geeks, die ich gut fand, trugen meist irgendwelche sarkastischen T-Shirts über ihre Teenager-Oberkörper und kümmerten sich ansonsten gar nicht um Mode, sondern waren hauptsächlich um ihren digitalen und nicht ihren realen Auftritt bemüht.
Interessanterweise hatten sie aber auch alle eine handwerkliche Begabung und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten Dinge mit ihren langen, dünnen Tastatur-Fingern zu reparieren machte mich an. Ungefähr hier wurde für mich dann auch irgendwann Körpergröße entscheidend.
Der alternative Philosoph im Weltverbesserer-Schick
In den ersten Jahren meines Studiums schien sich der Typ Mann von dem ich mich angezogen fühlte wieder zu verändern. Die nerdigen Geeks und ihre seltsam bedruckten T-Shirts ließ ich hinter mir und war von nun an Feuer und Flamme für feingesichtige Kerle in Harems- oder ‚geretteten‘ Cordhosen.
Ich bin mir gar nicht sicher, ob es Hipster damals schon so mainstream-mäßig gab, aber ganz fielen diese Männer eigentlich sowieso nicht in diese Kategorie. Keiner von den Kant-rezitierenden und über Camus-philosophierenden in den Tag hineinlebenden Langzeitstudenten waren daran interessiert ein Start-up zu gründen oder das neueste Apple-Produkt ihr eigen zu nennen: nein, dieser Typ Mann wollte ganz bescheiden die Welt nicht nur verbessern, sondern retten!
Es war die Art von Typ mit dem man Kinder nur vegan großziehen kann, der Haare gerne im Man-Bun oder im Nacken trägt und mit denen man Sonntags Quinoa-Auflauf macht und seinen Namen tanzt. Dieser kurzen Geschmacksverirrung verdanke ich wohl meine anhaltende Begeisterung für Gesichtsbehaarung.
Der sportliche Sonnyboy-Typ
Von den vorsichtigen und eher nachdenklichen Philosophen-Typen ging es Schlag auf Schlag weiter mit dem sportlichen und wenig kopflastigen Gegenentwurf.
Dieser Typ Mann war laut und körperlich und auch im Winter meistens sonnengeküsst. Sie alle waren groß und muskulös und hatten schöne feste Waden, für die ich fast so etwas wie einen Fetisch entwickelte. Jeans oder Shorts waren ihre inoffizielle Uniform und etwa in dieser Zeit wurde mir bewusst, wie essentiell breite Schultern für einen ästhetischen Gesamteindruck sind. Nicht nur, wenn man form-fitting V-Neck T-Shirts trägt, wie dieser Typ Mann es bevorzugt tat. Keiner von ihnen war wirklich ‚tief‘, aber sie alle waren sehr aktiv und für eine Zeit lang war es okay jedes Wochenende einen anderen Berg hinauf zu radeln und sich hauptsächlich von magerer Hühnerbrust zu ernähren, immer in der Angst selbst eine zu bekommen.
Und jetzt?
Am Ende meines Studiums befinden wir uns nun, denke ich, in so einer Art Zwischenstadium.
Zwischen dem verträumten Indie-Studenten, Sportler und knallharten Bürohengsten mit gut sitzenden Anzügen und schicken Schuhen. Was ich am Ende meiner Betrachtung der Evolution meines Männergeschmacks aber feststellen kann ist, dass sich meine Präferenz bei weitem nicht nur auf ein optisches Erscheinungsbild einer bestimmten Gruppe Individuen beschränkt, sondern auf viel mehr: einer Lebenseinstellung. Wir können es auch Lebensphilosophie, oder Lebensgefühl nennen. Egal. Wichtig ist zu erkennen, dass die Art Typ die du gut findest, dir immer auch recht viel über dich und deine Vorstellung vom Leben erzählen kann.
Der Festival-Typ hatte viel von einem klassischen Bad-Boy und symbolisierte wohl meinen Wunsch nach Revolution und Ausbruch aus meinem behüteten Elternhaus. Der kurze Abstecher ins Geek-Universum war vielleicht die Faszination am ganz Anderen, etwas das mir fremd und verborgen war und von dem ich gerne Teil gewesen wäre. Gegensätze ziehen sich an und so.
Der alternative Philosoph-Typ-Mann könnte meiner allgemeinen Sinnsuche geschuldet sein und ein Ausdruck der Sehnsucht nach einer entschleunigten und tieferen Welt und Verbindung sein, in der Nachhaltigkeit sich nicht nur auf die Anbau von Lebensmitteln und Ressourcen beschränkt. Der sportliche Typ Mann befriedigte meinen Drang Neues zu entdecken und sich mit mehr Risiko und gänzlich aktiv ins Leben zu stürzen.
Ich habe auch bemerkt, dass ich aus jeder ‚Epoche‘ etwas mitgenommen habe. Glücklicherweise keine Geschlechtskrankheiten, sondern einfache Traits.
Zum Beispiel fühle ich mich auch heute noch zu Typen hingezogen, die ein gewisses Gespür und eine Leidenschaft für Musik haben und gehe auffallend häufig eher mit blasseren Männer aus, die sich nicht um das tausendfache mehr für die Errungenschaften irgendeines Fußball oder Eishockey-Clubs interessieren wie ich. Meine Schwäche für Cordhosen und tiefsinnige Gespräche und Bärte, scheint wohl ein Überbleibsel aus der „Philosophen“-Epoche zu sein und meine Abenteuerlust und die Leidenschaft, mit der ich meinen inneren Schweinehund bekämpfe, stammt sicherlich aus der ‚Sportler‘-Zeit.
Ich bin mir sicher, dass ich noch auf ganz andere Dinge stoßen würde, wenn ich dem ganzen mehr Reflexion geben würde, aber dafür habe ich gerade keine Zeit. Was ich hauptsächlich sagen will ist: denkt mal darüber nach von welchem Typ Mann/Frau ihr euch so angesprochen fühlt und was euch das über euch selbst verrät. Vielleicht ist das ja bei der nächsten Partnerwahl ganz hilfreich, wenn man über seine eigenen Bedürfnisse besser Bescheid weiß. 😉
Und welcher Mann macht dich so an? Erzähle uns von deinen Vorstellungen!
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