Von Heimweh bis Fernweh: Heute reisen wir durch die Gefühlswelt, die man vor, während und nach einer Reise oder eines Auslandsaufenthaltes erfahren kann. Viele beschreiben es auch als Achterbahn und hält man die Gefühle tatsächlich in einem Graphen fest, gleicht dieser einer Achterbahnfahrt oder auch einer Wanderung über Höhen und Tiefen. Bereit für die Fahrt der Gefühle, eine kleine Reise in die Psychologie, die mit dem Reisen einhergeht?
Lagerkoller – „Wann fängt mein Leben an?“
Der Lagerkoller beschreibt das Gefühl, in einem Hamsterrad der alltäglichen Routine festzustecken.
Jeden Tag dasselbe: Aufstehen, frühstücken, arbeiten/Schule/Studium/Ausbildung, Abendessen, schlafen und das Ganze wieder von vorn.
So schön es auch ist eine Struktur zu haben, so langweilig kann sie auch werden. Da fühlt man sich wie Rapunzel in ihrem Turm und identifiziert sich immer mehr mit ihrer Frage des gleichnamigen Songs „Wann fängt mein Leben an?“.
Es fällt einem einfach die Decke auf den Kopf. Um diesem Lagerkoller zu entkommen hilft es, etwas mit seinen Mitbewohnern zu unternehmen, zu spielen und sich zu beschäftigen, genauso aber auch die eigene Privatsphäre zu akzeptieren und auch mal etwas für sich selbst zu tun, wie Yoga, Sport, Meditation oder einfach nur ein gutes Buch zu lesen. Skype-Dates, Online-Meetings mit Verwandtschaft und Freunden helfen ebenfalls Distanzen zu überbrücken und schaffen Verbundenheit. Doch vor allem Reiselustige beginnen sich über das Internet und virtuelle Touren in die Ferne zu träumen …
Vom Lagerkoller zum Fernweh
So kann das Gefühl vom Leben in einem goldenen Käfig, eingesperrt zuhause, im eigenen Land schnell zum Fernweh führen. Fernweh beschreibt die Sehnsucht nach fernen Orten. Damit verbunden spürt man den Drang nach Abenteuer, die Lust etwas Neues zu entdecken und andere Menschen kennenzulernen. Mit ein paar Tipps gegen Fernweh lässt sich jedoch auch diese Phase bis zur nächsten Reise durchstehen.
Abreise – „leaving on a jet plane“
Endlich ist es soweit – auf ins Abenteuer! Du sitzt auf gepackten Koffern, dein Flugticket hast du auch schon und es geht endlich los in die Ferne. Dein Herz klopft aufgeregt und du hast ein breites Grinsen im Gesicht. Voller Vorfreude kannst du es kaum erwarten endlich rauszukommen und deinem Fernweh nachzugeben, neue Menschen kennenzulernen und Abenteuer zu erleben, die du bis jetzt nur aus Erzählungen anderer Reisender kennst.
Honeymoon Phase – verliebt in die Fremde
Wenn du ankommst, ist erstmal alles super. Alles neu, alles anders und du freust dich über jede Kleinigkeit, die ungewohnt ist – es ist alles so aufregend und exotisch. Neue Gerichte, andere Gerüche und so viele Eindrücke prasseln auf dich ein, dass dein Gehirn kaum hinterherkommt all das zu verarbeiten. Genau so hast du dir dein Abenteuer vorgestellt.
“Take me home, to the place I belong”
Nach einiger Zeit fernab von zuhause fallen dir immer mehr Kleinigkeiten auf, die hier so anders sind. Die Unterschiede zwischen der fremden Kultur sowie den unbekannten Menschen und deiner Kultur zuhause mit den Sitten & Bräuchen, die dir so vertraut sind, kristallisieren sich immer mehr heraus und du beginnst deine Alltagsroutine in deinem gewohnten Umfeld zu vermissen. Was du jetzt erlebst, ist der Fremdkulturschock, verloren in der andersartigen Kultur und überfordert von den vielen neuen Eindrücken.
Der Hochstimmung vom Anfang, dem Fernweh vor der Reise, ist Heimweh gewichen. Müdigkeit, sowohl physischer als auch psychischer Natur, macht sich bemerkbar. Du hast keine Lust mehr neue Menschen kennenzulernen, rauszugehen, lieber ziehst du dich in deine traurige Gedankenwelt zurück und möchtest einfach nur nach Hause.
Der erste Schritt zur Überwindung dieser Heimweh-Phase besteht darin, es zu akzeptieren. Feier dein Heimweh: Es ist okay, Freunde, Familie und die Heimat zu vermissen, aber es ist auch okay, dass hier alles anders ist. Telefoniere mit deinen Liebsten, koche ein heimisches Gericht, schaue dir Fotos an, höre vertraute Lieder und schwelge in Erinnerungen.
Jede Party hat ein Ende. Also rapple dich am nächsten Tag auf und geh hinaus. Plane dir einen schönen Tag, sei offen für neue Erfahrungen und versuche, dich an den kleinen Dingen zu erfreuen.
Akkulturation
Diese Phase, wenn du akzeptierst in einer anderen Umgebung zu sein und dich neu darauf einlässt, nennt man Akkulturation. Auf gut Deutsch: die Anpassung an eine andere Kultur. Probiere fremde Gerichte, lass dich von den fremden Gerüchen leiten und erlebe das Land mit all seinen Schönheiten. Hol dir Tipps für bessere Fotos und lerne das Land durch die Linse noch einmal ganz anders kennen. Mit schönen Bildern, ob von einem romantischen Sonnenuntergang, wie du mit Freunden in die Kamera strahlst oder von einer Sehenswürdigkeit, die du nun von deiner Bucketlist streichen kannst, akzeptierst du dein neues Umfeld, erholst dich vom Kulturschock und dein Heimweh legt sich auch langsam.
Hochstimmung und Rückkehr
Du hast dich an die neuen Gegebenheiten angepasst und dein Backpacking-Lifestyle hat nun auch seine Routine. Du hast Gefallen daran gefunden täglich Neues zu entdecken, Abenteuer zu erleben, seien sie positiv oder negativ.
Doch so langsam nähert sich das Ende deines Aufenthalts und die Rückkehr nach Hause steht an. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge siehst du dem Abschied entgegen. Du kannst es kaum erwarten, Familie und Freunde endlich wiederzusehen, aber weißt auch, dass du deine neu gewonnen Freunde und deinen bisherigen Lifestyle vermissen wirst.
Eigenkulturschock
Zurück zuhause freust du dich, all deine Freunde und die Familie wiederzusehen, deinen gewohnten Hobbies nachgehen zu können und altbekannte Straßen entlang zu fahren. Gleichzeitig fällt dir auf, dass alles irgendwie gleichgeblieben ist, seit du weggegangen bist, aber irgendwie ist auch alles anders und du fühlst dich fremd. Irgendwie passt du nicht mehr so richtig hinein. Dabei hilft es zu reflektieren, wie du dich entwickelt hast. Mit den Erlebnissen und Erfahrungen schreibst du ein neues Kapitel in deinem Leben und so wirst du auch aus diesem Tief wieder zu einem Höhepunkt wandern.
Diese Achterbahn der Gefühle sieht bei jedem anders aus: Bei manchen dauert das Tal länger und es ist schwieriger wieder einen Hochpunkt zu erklimmen, andere empfinden gar keinen Kulturschock oder erleben Heimweh nur in kurzen Momenten. Doch egal, wie deine Fahrt der Emotionen aussieht, du wirst auf jeden Fall ein anderer Mensch sein, wenn du von deinem Reiseabenteuer zurückkehrst.