Ob Studieren und Alkohol eine gute Kombination ist, sei einmal dahin gestellt. Es ist aber unbestreitbar, dass es eine sehr gängige Kombination ist. In jedem Kühlschrank einer Studenten WG steht natürlich auch Bier, vielleicht sogar Hochprozentiges. Im Grunde ist es ja auch vollkommen okay, als Student immer mal wieder eine Party zu schmeißen, eine Party zu besuchen und einfach mal einen zu trinken. Schließlich besteht das Leben als Student nicht nur aus Lernen und Arbeiten. Es muss auch Spaß geben und es darf gefeiert werden. Es gibt aber auch Schattenseiten, an die viele Studierende nicht denken wollen. Alkoholhaltige Getränke nicht nur ein Mittel zum Feiern, es kann auch zum Absturz führen und zum Problem werden. Wie also erkennst du den feinen Unterschied zwischen einem Bierchen zum Vergnügen und dem Bierchen, das schon zum Problem geworden ist? Und dann ist da natürlich auch noch die Frage, ob man sich ohne Drinks überhaupt ins Studentenleben integrieren kann?
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Komasaufen – ein Hobby?
Für die durchzechte Nacht gibt es tausend lustige und beschönigende Worte. Einen drauf machen, einen heben, etwas zu tief ins Glas gucken… meist wird am Morgen darüber gelacht, wenn der eine oder andere einen kompletten Filmriss hat und sich daneben benommen hat. Aber hin und wieder werden auch die negativen Seiten des Trinkens thematisiert. Der Begriff des Komasaufens geisterte lange durch die Presse. Das klingt ja eindeutig nicht mehr nach Spaß. Vor allem junge Leute müssen erst einmal herausfinden, wie alkoholhaltige Drinks auf sie wirken. Viele scheinen ihr Studierendendasein dazu zu verwenden, zu erproben, wie viel zu vertragen. Dabei wird meist verniedlicht, was als Problem erkannt werden sollte. Filmrisse und Kotzgelage sind definitiv nichts, was Spaß macht. Leider sind diese Saufgelage, bei denen sich junge Menschen ihre Leber und ihre Gehirnzellen ruinieren, gesellschaftlich akzeptabel und kaum jemand wagt es, ein Problem darin zu sehen, oder es gar anzusprechen. Dann ist man gleich als Spießer, als Spaßbremse oder als Außenseiter abgestempelt. Komasaufen scheint ein durchaus passables Hobby geworden zu sein. Alkohol wird im Gegensatz zu anderen (harten) Drogen vollkommen akzeptiert.
Quelle: Giphy
Ein Bier gehört einfach dazu – muss das sein?
Das Phänomen, dass jemand von einer geselligen Runde ausgeschlossen wird, wenn er oder sie nicht mit trinkt, ist sicher jedem bekannt. Dabei ist es doch nicht falsch, wenn du auch ohne Schwipps Spaß haben kannst oder willst. Es muss ja nicht immer Alkohol sein. Trotzdem ist es gerade in verschiedenen Studentencliquen oft schwierig, einfach mal nicht mitzutrinken. Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wie viele Leute die morgendliche Übelkeit, den fiesen Kater, den miesen Geschmack im Mund und die Gedächtnislücken satt haben. Wenn dir das auch passiert, dass du dir sagst: „wieso können wir heute nicht einfach mal nur zwei Bier trinken oder vielleicht auch mal ein Ginger Ale und einen Cappuccino? Und dann morgen gesund und schmerzfrei aufwachen und den Sonntag für irgendwas Schönes nutzen?“ dann bist du sicher nicht alleine. Tatsächlich sinken die Zahlen der Jugendlichen, die regelmäßig trinken in den letzten beiden Jahren. Trau dich ruhig, das zu sagen. Deine Freunde und Mitstudenten werden sehr unterschiedlich darauf reagieren. Es wird einige geben, die dich als Spielverderber abtun. Aber es wird viele geben, die das vollkommen akzeptieren. Einige werden dir beipflichten und es dir gleich tun. Also: trau dich. Wenn du herausgefunden hast, wie viel du vertragen kannst, dann entscheide dich, ob du jedes Wochenende diese Grenze austesten und überschreiten willst oder ob du dein Wissen dazu anwenden willst, vielleicht mit einem leichten Schwipps doch noch katerfrei durchs Wochenende zu kommen. Deine Leber wird es dir danken. Und du wirst erstaunt sein, wie lange so ein Sonntag sein kann, wenn man nicht bis mittags um ein Uhr seinen Rausch ausschlafen muss.
Trinken – Studien und Zahlen
Es gibt jedes Jahr Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über den Alkoholkonsum von Jugendlichen und Studenten. Diese zeigen immer wieder, dass unter den Studierenden um die 37% regelmäßig Alkohol trinken. Das sind sogar mehr als unter den jungen Arbeitslosen, bei denen es u die 27% sind. Die Gesellschaft akzeptiert Alkohol als legale Droge. Während Menschen um die 50, wenn sie täglich trinken gerne als Alkoholiker abgestempelt werden, ist dies bei Studenten anders. Junge Studierende können täglich zum Alkohol greifen, ohne dass bei jemandem die Alarmglocken läuten. Man ist schließlich nur einmal an der Uni und sollte das genießen. Aber wenn das Trinken so weit geht, dass es Probleme bereitet, Probleme beim Studieren und Probleme beim Lernen und sich konzentrieren, dann sollte definitiv die Frage nach Sucht gestellt werden.
Prävention der Alkoholsucht
Viele Unis und Hochschulen reagieren auf die Probleme, die durch übermäßiges Trinken entstehen. Es gibt Kampagnen, die Studierende sensibilisieren sollen. Bis zu welchem Moment handelt es sich einfach ums Feiern und Trinken und ab wann kann der Alkohol Probleme kreieren? Greift jemand nur beim Feiern zur Flasche oder wird auch wegen zu großem Druck im Studium getrunken? Wer sich nicht sicher ist, kann ganz anonym online Fragebögen ausfüllen und für sich ganz privat einen Text machen, der die Frage beantworten kann: habe ich ein Problem mit Alkohol? Einer der ersten Schritte ist die Erforschung des eigenen Verhaltens. Es geht (auch) darum, wie viel du trinkst, aber vornehmlich geht es um Fragen wie: Wann trinkst du? Was trinkst du? Wie oft? In welchen Situationen? Mit welchem Ziel? So wird sich langsam der Frage genähert, wo der Spaß aufhört und wo die Sucht lauert. Wenn dich das Thema interessiert (egal ob du selbst betroffen bist oder nicht), gibt es eine interessante Studie der Uni in San Diego, die ein internationales Projekt ins Leben gerufen hat, welches das Trinkverhalten von Studierenden untersucht. Hier kannst du an einer Befragung teilnehmen und dich sogar zum Peer Berater ausbilden lassen. Ein Peer Berater soll auf dem Campus andere für das Thema Alkoholkonsum und -mißbrauch sensibilisieren. Es gibt an vielen Unis Programme, die der Prävention dienen sollen. Es gibt Suchtberater, Informationsveranstaltungen, Broschüren und Online-Angebote.
Fazit
Man ist nicht cool wenn man mit der Masse schwimmt und man grenzt sich durch das Nichtkonsumieren von Alkohol auch nur aus jenen Kreisen aus, die keinen wirklichen Mehrwert für das eigene Leben darstellen. Freundschaft ist mehr, als das Klirren anstoßender Bierflaschen. Wenn du dir darüber hinaus nicht sicher bist, ob du überhaupt mit dem „Trinken“ beginnen solltest, zeigt dir dieses Gefühl bereits, dass der Vorgang nicht ganz umproblematisch zu sein scheint und sich unter Umständen negativ auf dich und dein Umfeld auswirken könnte. Du solltest dich auch nicht selbst belügen, wenn du durch Alkohol lockerer oder weniger schüchtern wirst, denn die Verschaltungen in deinem Gehirn gewöhnen sich an diesen Zustand und du kannst ihn somit immer nur künstlich herstellen bzw. aufrecht erhalten. Eine echte Enwicklung sozialer Kompetenz im persönlichen Miteinander, erreichst du nur durch eine nüchterne Auseinandersetzung mit den eigenen Prozessen und der systematischen Überwindung eigener Blockaden und Hemmungen. Nur so entwickelst du dich und dein Gehirn weiter. Mit jedem Schluck Alkohol hingegen, belastest du nur deinen Körper, tötest irreversibel Gehirnzellen ab und bringst dich selbst kein Stück voran.
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